Geht es darum, Sinnlichkeit und Sexualität in der Partnerschaft zu leben, geht es nicht nur ums «wann» oder «wie oft». Es geht auch um die Qualität. Denken Sie an Ihre letzten sexuellen Begegnungen: War es Routine, ohne wirklich zu fühlen? Oder folgen Sie einem bestimmten Bild? Wenn ja: wie erfüllend war das für Sie?
«Bewusst» ist das Zauberwort
Das Zauberwort heisst an dieser Stelle: «bewusst». Keine Angst, es wird jetzt nicht esoterisch, sondern ganz praktisch. Streichen Sie sich mal selbst über Ihren Arm und denken Sie gleichzeitig an eine Aufgabe, die Sie auf Ihrem Hof dringend erledigen müssen. Nach einem Moment verlangsamen Sie die Berührung bewusst, lassen die Gedanken an Ihre Aufgabe los und sind, so gut es geht, ganz im Moment der aktuellen Berührung.
Wenn Sie die Augen noch nicht geschlossen haben, schliessen Sie sie jetzt, damit Ihre Aufmerksamkeit mehr nach innen gehen kann. Fühlen Sie die Wärme oder auch Kälte Ihrer Haut, die weichen und knochigen Stellen, die besonders empfindsamen Stellen? Ich lade Sie ein, neugierig zu sein, wie wenn Sie sich zum ersten Mal berühren würden.
Im besten Fall wird es Sie mehr in den jeweiligen Moment bringen, ein sinnliches Gefühl vermitteln und mehr fühlen lassen, anstatt im «Machen» zu sein. Wenn Sie merken, dass Sie wieder in die Routine kommen, kann ich Ihnen immer wieder Verlangsamung empfehlen.
Vielleicht denken Sie: «Das ist ja schön und gut, aber bewusst berühren ist ja noch kein Sex.» Ja und nein. Ja, wenn Sie mit Sexualität vor allem Penetration und Orgasmus verbinden. Auch da wird die Qualität eine andere sein, wenn Sie immer wieder mal verlangsamen und bewusste Berührung am ganzen Körper integrieren. [IMG 2]
Nein, weil ich Sie ermutigen möchte, Sexualität breiter zu erleben als landläufig bekannt. Gerade eben habe ich wieder in einem unserer Seminare eine Gruppe von Paaren erlebt, für die diese Art von Begegnung und Berührung das erste Mal war. Alle hatten auf ihre eigene Art ein Aha-Erlebnis. Jedenfalls wurde viel Entspannung, Verbindung und Liebe (er)lebbar, die blockiert, versiegt oder in der Routine und den Aufgaben des Alltags untergegangen war.
Eine bewusste Berührung
Damit man sich diesem Erfahrungsraum öffnen kann, ist ein Element zentral: die Absichtslosigkeit. Gehen Sie für einmal in eine sexuelle Begegnung ohne die Absicht, Erregung zu erzeugen. Die Ausrichtung ist vielmehr eine bewusste, liebevolle, präsente Berührung.
Es ist natürlich möglich, dass dabei Lust entsteht; aber statt sofort auf die «Autobahn» der Erregung einzubiegen, geniessen Sie diesen entspannten Zustand, atmen Sie bewusst und bleiben Sie im gegenwärtigen Moment. Das kann ein neues Gefühl von Genuss und Prickeln in Ihrem ganzen Körper auslösen. Ein Rahmen mit einem klaren Anfang und Ende unterstützt dieses Berührungsexperiment wesentlich. So ist es einfacher, sich einzulassen und die klare Haltung der Absichtslosigkeit einzunehmen.
Wagen Sie ein solches Abenteuer in einem klaren, abgemachten Rahmen mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner! Folgen Sie neugierig der Spur der bewussten und absichtslosen Begegnung und Berührung. Es lohnt sich.