Treuen BauernZeitung-Leserinnen und Lesern kommt der Name oder das Gesicht bekannt vor. Die Luzernerin Brigitte Haas schrieb über mehrere Jahre in der Kolumne «Bäuerinnensicht» ihre Gedanken für diese Zeitung nieder. Dieses Ämtli hat sie weitergegeben. Dafür ist ein neues dazugekommen. Die 50-Jährige aus Marbach LU wurde Ende März in den Vorstand des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands (LBV) gewählt.

Auf schmalen Latten

«Ich wurde angefragt und habe nach kurzem Überlegen zugesagt», sagt sie. Sie wird explizit auch die Stimme der Berglandwirtschaft einbringen. Darüber konnte sich die gelernte Kauffrau und Absolventin der Bäuerinnenschule in den vergangenen fast 25 Jahren auf dem Betrieb Bergli, in der Biosphäre Entlebuch, auf rund 950 m ü. M. einen grossen Erfahrungsschatz anhäufen. Gut 24 ha LN bewirtschaften Isidor und Brigitte Haas-Wigger in der Bergzone II, darunter viele Hang- und Steillagen. Unterstützt werden sie beim Heuet von Schwiegermutter Theres und nach Möglichkeit von den drei erwachsenen Kindern Selina (22), Julian (20) und Elias (18).

Sofern der Jüngste nicht gerade trainiert. Unzählige Pokale, Medaillen und Langlauf-Skier sind Zeugen der grossen Leidenschaft von Familie Haas. Landwirt Isidor war mehrfacher Schweizermeister, Brigitte ebenfalls Leistungssportlerin bis Anfang 20, sie schaffte es in einen nationalen Kader. Nun setzt Elias auf die Karte Langlauf und besucht in Schüpfheim LU das Sport-Gymnasium. Im Wachskeller steht häufig Bäuerin Brigitte. «Ich mache die Grundpräparation», sagt sie. Der letzte Schliff am Rennen vor Ort machen dann Serviceleute. Sportlich gesehen geht es die Bauerntochter («auch ich wollte nie einen Bauern heiraten») heute ruhiger an. An einigen Tagen pro Winter geht es zusammen mit Isidor auf die Loipe in Marbach.

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Eine Maschinen-Anwenderin

Während der Vegetation hilft Brigitte Haas vor allem beim Zäunen, Heuen und Emden. Und geübt ist sie auch mit den Maschinen, etwa beim Mähen, Zetten, Schwaden oder auf dem Heukran. Die Maschinen müssten einfach bereits parat stehen, führt sie mit einem Augenzwinkern hinzu und die Parzelle nicht zu exponiert am Hang. Im Stall brauche es sie eher weniger. Dazu kommt die betriebliche Administration, der Haushalt und ihr heute nur noch kleiner Nebenerwerb in der Administration eines Hotels.

Für Abwechslung haben bei ihr schon immer auch die ehrenamtlichen Engagements gesorgt. In jungen Jahren in der Jugendgruppe, später als J+S-Leiterin Langlauf oder im Skiclub-Vorstand, und vermehrt auch politische Ämter. Sie war Co-Präsidentin bei einer Tagesplatzvermittlung und ist sie seit über einem Jahrzehnt in der Controlling-Kommission von Escholzmatt-Marbach, schon länger auch als Präsidentin, in der Parteileitung der Ortspartei und seit kurzem also noch LBV-Vorstandsmitglied. Das eine ergebe halt manchmal das andere. Die Ämter seien für sie immer spannend gewesen und ein Ausgleich zu Kindern und Hof.

Den Betrieb führen Brigitte und Isidor Haas schon seit geraumer Zeit. 1999 ist Isidors Vater verstorben. 2001 zog Brigitte auf den Hof. Davor arbeitete sie als Abteilungsleiterin in einer international tätigen Unternehmung. Sie wollte klare Verhältnisse, gab erst die Leitung ab und später ihren Erstberuf mit der ersten Schwangerschaft ganz auf. Davor besuchte sie noch die Bäuerinnenschule, halbe Sachen sind nicht das Ding von Ausdauersportlern.

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Politik und Landwirtschaft

Was motiviert sie in der Agrarpolitik? Brigitte Haas muss nicht lange überlegen. «Ich möchte mich Einbringen mit meinen Erfahrungen und dafür engagieren, dass das Umfeld auch für Junge attraktiv bleibt». Landwirtschaftspolitik sei für sie zudem naheliegend, da es für sie persönlich die beiden Themenfelder zusammenbringen, wo sie schon länger aktiv ist: also Politik und ihr Berufsalltag in der Landwirtschaft. Was die Zukunft auf ihrem Betrieb mit rund 1.8 SAK bringe, werde man sehen. «Solange wir gesund bleiben und genügend Energie haben um die anfallenden Arbeiten zu bewältigen, belassen wir, wie es ist». Zurück in die kaufmännische Welt scheint kein Thema. «Ich schätze diese Freiheiten, die Zeit, die ich mir trotz vieler Arbeiten selbst einteilen kann», sagt sie. Zwar «sehe» man als Bäuerin und Bauer die Arbeit auch im Winter. Trotzdem sei dies die Jahreszeit, um aufzutanken. Auch die Einsätze als Fahrerin der Kinder an unzählige Trainings und Rennen sind weniger geworden. Vor einigen Jahren waren noch alle drei aktiv. Nun noch der Jüngste, und der habe auch bereits die Autoprüfung in der Tasche.

Hohe Norden reizt

In der neu gewonnen Freizeit ist sie gerne in der Natur, etwa an ihrem Lieblingsplatz oberhalb des Betriebs auf der Balmegg oder sie liest. Aber es sei halt schon so, mit einem Milchwirtschaftsbetrieb sei man halt auf eine Art angebunden. Auf dem Familienbetrieb bliebt nicht allzu viele Gelegenheit für Ferien und dergleichen. Wobei sie gerade bei ihrem Mann merke, dass dieser nach den vielen Reisen als ehemaliger Profi-Sportler auch keinen allzu grossen Drang verspüre. Sie selbst würde gerne mal im Sommer in den hohen Norden. Vielleicht dann in einem nächsten Lebensabschnitt, nach der Pensionierung, sagt sie mit einem Schmunzeln.

Fünf Fragen
 
Was würden Sie gerne besser können?
Basteln.

Welchen Traum möchten Sie sich erfüllen?
Im Sommer in den hohen Norden reisen.

Was macht Sie schlaflos?
Gewitter.

Welches Menü gelingt Ihnen immer?
Geschnetzeltes vom eigenen Kalb mit Reis und Gemüse.

Haben Sie ein Ritual?
Täglich Zeitung lesen und abends noch die «Tagesschau» online nachschauen.