«Ich bin aber keine typische Bäuerin. Komme ich denn überhaupt für ein solches Porträt infrage?» Das war Caroline Barths erste Reaktion auf eine Anfrage für einen Beitrag in der BauernZeitung. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann Christian auf dem Feierlenhof in Altnau TG am Bodensee. Dieser Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Anfrage war rasch geklärt, denn wie Caroline Barth selbst sagt, ist sie mit Herzblut auf dem Hof engagiert und mit der Landwirtschaft verbunden.

Beim Besuch Anfang Juni steht Caroline Barth mitten in den Vorbereitungen für eine Hochzeitsgesellschaft. Die Gäste werden auf dem Hof feiern und Apéro sowie Abendessen mit Aussicht auf den Bodensee geniessen. «Ich stelle fest, dass der Juni heute inzwischen beliebter zu sein scheint als der früher dafür traditionelle Monat Mai», sagt die Gastgeberin. Der Feierlenhof bietet sich für Feiern aller Art an und verfügt zudem über mehrere Ferienwohnungen. Drei Monate im Jahr steht zudem das durchsichtige «Bubble»-Zelt von Thurgau Tourismus auf dem Hof, durch dessen Decke man nachts die Sterne sehen kann. «Es ist sehr beliebt und wird rege gebucht.»

Bodennah und über den Wolken

Caroline Barth ist auf dem Hof bei Anlässen stark in die Durchführung involviert: «Ich helfe beim Einrichten und betreue das Büffet.» Ihre Schwägerin Marlen bereitet alle Speisen vor, unterstützt von Angestellten, damit sich die Gäste am Büffet bedienen können. Im Verlaufe des Anlasses gilt Caroline Barths Augenmerk der schönen Präsentation und dass das Büffet nicht «zerzaust» wirkt. Zudem ist sie auf dem Hof für die administrativen Belange zuständig.

Daneben ist sie als Flugbegleiterin beim Flugplatz St. Gallen-Altenrhein angestellt. Das sei ihr Traumberuf, sagt Caroline Barth. Ihre Arbeitszeiten als Flugbegleiterin seien unregelmässig. «Doch ich kann auf die Einsatzpläne auch Einfluss nehmen, sodass sie sich mit meiner Tätigkeit auf dem Hof ergänzen.» Der Landwirtschaftsbetrieb wird als Generationengemeinschaft geführt: Ihr Mann Christian Barth arbeitet gemeinsam mit seinem Vater Reinhard und seinem Bruder Roland auf dem Hof. Wenn «Schule auf dem Bauernhof»-Klassen den Hof besuchen, übernimmt Christian die geführten Hoftier-Rundgänge. [IMG 2]

Ideen von über den Wolken

«Es liegt mir, Dienstleisterin zu sein», sagt Caroline Barth. «Mein Credo ist, dass man Menschen mögen muss. Und wenn man jemandem etwas Gutes tut, kommt das früher oder später positiv zurück.» Caroline Barth hat zudem eine kreative Ader, die sie bei der Ausgestaltung der Dekors und Verpackungen der Produkte im Hofladen einbringen kann. 

Ihr Job als Flugbegleiterin öffnet zudem den Blick. Caroline Barth erzählt, dass sie immer wieder Ideen und Impulse aus der Gästebedienung über den Wolken auch auf dem Feierlenhof einbringen kann. Auch wirkte sie massgeblich mit, dass die hofeigenen Produkte sowie Flyer und der Website-Auftritt im Sinne von einprägsamer «Corporate Identity» einen einheitlichen Auftritt haben.

Saisonauftakt im Mai

Caroline Barth betreut auch die Geschäftsstelle von FeBa (Ferien auf dem Bauernhof), die ihre Schwiegermutter Rita jahrzehntelang führte. Nach Ritas Tod im November 2021 mussten die Aufgaben im Vereinsvorstand auf mehrere Schultern verteilt werden.

Der Feierlenhof ist weit über die Region hinaus bekannt und arbeitet mit den Tourismus-Organisationen am Bodensee zusammen. Ab Mai ist auf dem Hof jeweils Saisonauftakt. Ab dann folgt eine arbeitsintensive Zeit mit Buchungen für die Ferienwohnungen, für Taufessen, Hochzeiten und viele weitere Anlässe, für die das grosszügige Gelände des Hofs mit seiner Infrastruktur prädestiniert ist.

Die Generationengemeinschaft Barth ist unter anderem seit Anbeginn Gastgeber für den 1.-August-Brunch – mit Ausnahme eines Jahres. Seit mehreren Jahren ist der Hof auch Gastgeber für die «Grillkurse auf dem Bauernhof» des Verbands Thurgauer Landwirtschaft. «Unsere Motivation ist es, die Konsumenten für einheimische und regionale Lebensmittel zu begeistern. Bei uns gibt es deshalb seit jeher keinen Orangensaft am Büffet, sondern Süssmost.»

Personelle Ressourcen gut planen

Das Einteilen der personellen Ressourcen bezeichnet Caroline Barth als Herausforderung. Zusätzlich zu ihren Angestellten hat der Hof ein bis zwei Frauen, die auf Abruf zur Verfügung stehen.

[IMG 3]

Caroline Barth wuchs in Heerbrugg SG in einem nichtbäuerlichen Umfeld auf, absolvierte eine kaufmännische Lehre und war während mehrerer Jahre im Büro tätig. Sie war unter anderem während der Ära der Swissair im Bürobereich tätig und erhielt so später die Einstiegsmöglichkeit, um als Flugbegleiterin zu arbeiten. Danach war sie wieder eine Zeit lang im KV-Bereich, bevor sie vor 13 Jahren erneut die Chance für eine Anstellung als Flugbegleiterin erhielt.

Zwei Welten, die sich ergänzen

Als Caroline und Christian Barth 2006 heirateten, war sie froh, dass es ihr weiterhin möglich war, auch ausserhalb des Hofs berufstätig zu sein. Es gebe grosse Parallelen zwischen ihrer Arbeit «in der Luft» und auf dem Feierlenhof mit seinen Gästen, meint sie. Doch es sei eine Art «Rollenwechsel», wenn sie in Altenrhein ihre Uniform an- und ausziehe.

Caroline Barth schätzt es, dass sie auf dem Hof keine klassischen Bürozeiten hat. Sie erledigt Administratives oft auch abends, nach ihrer Rückkehr aus Altenrhein, beantwortet Mails und Buchungsanfragen. Ein Bürojob nach traditionellem Muster 9 bis 17 Uhr wäre nichts für sie.