Die Emmental Versicherung befindet sich weiterhin auf Wachstumskurs. Ein entscheidender Grund dafür ist das Angebot, das regelmässig ausgebaut wird. Im letzten Jahr feierte die Versicherung, die ihren Ursprung in ihrem Namen trägt, und deren Kundennetz heute über die ganze Schweiz verteilt liegt, ihr 150-jähriges Bestehen. Wir haben mit Geschäftsleiter Christian Rychen einen Rückblick gemacht und ihn auch zu Themen wie Klimawandel und Tierseuchen befragt.

Christian Rychen, spüren Sie eine verstärkte Nachfrage nach Versicherungen aufgrund wachsender Unsicherheiten, sei es durch Naturgefahren, wirtschaftliche Entwicklungen oder gesellschaftliche Veränderungen?

Christian Rychen: Nein, das spüren wir so nicht. Die vermehrte Nachfrage resultiert hauptsächlich aus unserem Produkteausbau. Von vermehrter Unsicherheit nehme ich persönlich im Berufsumfeld nichts wahr. Ich kann vielmehr sagen, dass ich unsere Kunden, in diesem Fall die Bauernfamilien, als erfolgreiche KMU-Unternehmer wahrnehme. In diesem Sinne ziehe ich auch den Hut vor ihrer Leistung, die sie tagtäglich vollbringen. Wir bieten ihnen Schutz mit unseren stetig ausgebauten Produkten, und diese werden auch nachgefragt. Wer sich gut absichert, ist auch im Schadensfall gut aufgestellt. Und das stärkt wiederum die Kundentreue.

Welche klimabedingten Risiken nehmen aus Sicht der Emmental Versicherung zu, und wie passen Sie Ihr Angebot an diese neuen Herausforderungen an?

Wir sprechen sehr oft vom Klimawandel, doch die Elementarschadenprämien, die gesetzlich geregelt sind und in diesem Sinne für alle Versicherer gleich anzuwenden sind, haben abgenommen. Eine drastische Kostensteigerung aufgrund klimatischer Veränderungen können wir aktuell nicht feststellen. Allerdings merken wir, dass langanhaltende Trockenperioden zunehmen. Solche Wetterereignisse können hohe Schäden verursachen, insbesondere bei teuren Maschinen, wie zum Beispiel brennenden Ballenpressen. Deshalb bieten wir Schutz, um diese finanziellen Risiken abzufedern.

Wie haben sich Ihre Versicherungsprodukte für Landwirte in den letzten Jahren weiterentwickelt, und welche neuen Angebote oder Anpassungen sind für die Zukunft geplant?

Wir hegen und pflegen unser Angebot kontinuierlich. Neu haben wir eine Cyberdeckung für landwirtschaftliche Betriebe eingeführt. Diese Erstrisikodeckung bis zu 20 000 Franken deckt die Virenbereinigung, die Wiederherstellung verlorener Daten sowie Mehrkosten durch einen allfälligen Betriebsunterbruch.

Zudem haben wir im Juli 2022 unsere eigene Fahrzeugversicherung eingeführt. Das betrifft nicht nur die Landwirtschaft, sondern alle unsere Kunden, aber wir spüren, dass diese Versicherung auch bei den Bauernfamilien geschätzt wird. Seit dieser Einführung können Landwirte alle Fahrzeugversicherungen direkt bei uns abschliessen. Dieses Angebot stösst auf grosses Interesse. Der Vorteil für die Kunden ist, dass sie alles aus einer Hand erhalten. Wir sind nahe an der Landwirtschaft und haben einen engen Kontakt zu unseren Kunden – das wird sehr geschätzt.

Wie hat sich das Geschäftsfeld der Viehversicherung entwickelt? Welche Herausforderungen bestehen und welche strategischen Massnahmen sind vorgesehen?

Die Viehversicherung bleibt eine Herausforderung. Die Schadenzahlungen übersteigen die Einnahmen. Deshalb betrachten wir künftig zunehmend jeden Fall individuell und besprechen mit den Kunden die Situation vor Ort. In manchen Fällen kann dies zu Anpassungen der Prämien, des Selbstbehalts und/oder des Deckungsumfangs führen.

Neu haben wir eine Tiergrossschadenversicherung für Rinder, Schweine und Hühner eingeführt. Damit ist der gesamte Tierbestand abgesichert – zu attraktiven Prämien und mit einem vertretbaren Selbstbehalt (siehe Kasten, Anm. der. Red.).

Krankheiten wie die Blauzungenkrankheit oder andere Tierseuchen bedrohen den Schweizer Viehbestand. Wie geht die Emmental Versicherung mit diesen Risiken um, und welche Unterstützung bieten Sie den Landwirten?

Tierseuchen sind nicht in unserem Angebot enthalten. Fakt ist aber, dass Seuchen ein ernstzunehmendes Risiko darstellen und auch ein existenzielles Risiko für Landwirtinnen und Landwirte darstellen. Allerdings bieten wir selbst keine Tierseuchenversicherung an und empfehlen, sich an die Hagelversicherung zu wenden.

Die Emmental Versicherung konnte 2024 stark wachsen. Welche Faktoren waren aus Ihrer Sicht entscheidend für dieses erfolgreiche Jahr?

Haupttreiber unseres Wachstums war der Produkteausbau. Während unsere angestammten Produkte ebenfalls zulegten, brachte insbesondere die neue Fahrzeugversicherung einen deutlichen Schub. Mittlerweile sind bereits über 50'000 Fahrzeuge mit unserer Lösung versichert. Die Zahl unserer Kunden wuchs von 68'000 auf 72'000.

Das Jubiläumsjahr war geprägt von Feiern und Gewinnausschüttungen. Welche langfristigen Impulse erwarten Sie durch das Jubiläum für die Zukunft der Emmental Versicherung?

2024 stand ganz im Zeichen unseres 150-jährigen Jubiläums. Gegründet am 22. März in Lützelflüh, feierten wir am Gründungsort mit der Dorfbevölkerung. Am 23. März ging unsere Delegiertenversammlung mit dem Jubiläumsfestakt über die Bühne. Als Höhepunkt der Feierlichkeiten standen über 100 Gewinnbeteiligungsanlässe in der ganzen Schweiz auf dem Programm. Mehrere zehntausend Menschen nahmen daran teil. Ich sehe in diesem Jubiläumsjahr einen hohen emotionalen Wert. Es war uns wichtig, dass das Jubiläum in bester Erinnerung bleibt und die Kundenbindung weiter gestärkt wird. Unsere Sichtbarkeit und Wahrnehmung haben durch die Feiern deutlich profitiert – sowohl bei unseren Kundinnen und Kunden als auch bei den Mitarbeitenden.

Wie sah es im vergangenen Jahr denn im Bereich der Schäden aus?

Wir hatten 2024 ein durchschnittliches Schadenjahr. Grosse Elementarschäden blieben weitgehend aus. An die Jahre 2021 und 2022, die als besonders schadenintensiv in Erinnerung bleiben, hat das vergangene Jahr zum Glück nicht angeknüpft.

Daher können wir auch sagen, dass es insgesamt ein sehr gutes Jahr für die Emmental Versicherung war. Die Reserven wurden spürbar gestärkt. Alle Beteiligten – von den Kunden bis zu den Mitarbeitenden – konnten profitieren. Das Unternehmen wächst weiter und bleibt kerngesund.

Cyber- und Tier-Grossschaden
 
Die Emmental Versicherung hat neu eine auf den Landwirtschaftsbetrieb zugeschnittene Cyber-Versicherung:
- Virenbereinigung, Wiederherstellung verlorener Daten, Mehrkosten und Betriebsunterbrechungsschaden.
- Entschädigung max. 20 000 Fr. (über alles).
- Prämie 100 Fr.
- Besonderes: Produktionsanlagen und Maschinensteuerungen (z.B. Melkmaschine) sind mitversichert.

Bereits länger im Angebot aber bislang noch wenig bekannt ist die Tier-Grossschadenversicherung:
- Erhältlich für Tiere der Rindergattung, Schweine, Hühner/Poulets
- Versichert sind Tierunfälle, Botulismus, Gasunfälle (Gülle), Raubtiere/Raubvögel und Panik.
- Versichert wird der ganze Tierbestand im Vollwert.
- Bei Rindern mit Selbstbehalt 10 000 Fr.
- Prämiensatz wie in der Feuerversicherung.

Besonderes: Zielt auf Grossschäden ab (z.B. Botulismusschaden von 100 000 Fr.), Frequenzschäden sind über Selbstbehalt ausgeschlossen.