Die Gemüsegarage ist ein Hofladen an der dicht befahrenen Seftigenstrasse, der 2018 im Rahmen eines Regionalprojekts entstanden ist. Die Bauernfamilien mieteten sich 2019 in der Garage ein und bauten mit viel Eigenleistung um, zogen eine Decke ein, installierten Regale und Verkaufstheken. [IMG 2] Sie sind als Verein organisiert und die Gemüsegarage ist ihre Plattform für den Direktverkauf. Stefan Niederhauser liefert Beeren, Gemüse, Milchprodukte sowie Brot und Backwaren, Annemarie Stucki Kartoffeln, der Hof am Stutz Eier und Geflügelfleisch, der Biohof Unterwahlen Rindfleisch, Baumanns Farmservice selbst verarbeitete Teigwaren und Bauernhofglace und Simone Maurer bietet Blumen, Setzlinge und wunderschöne Blumensträusse an.

Automatisierte Abrechnung

Dann investierten sie in Bezahlautomaten. Es gibt deren zwei: einen kleinen für Kartenzahlung und einen doppelt so grossen und teuren, wo die Kunden auch bar zahlen können. [IMG 3] Diese Automaten, die von der Bill GmbH gebaut und entsprechend den Bedürfnissen des Gemeinschaftsladens programmiert wurden, dienen nicht nur der Bezahlung, sondern auch der Abrechnung. Scannen gehört zum Alltagsgeschäft. Jedes Produkt ist mit einem Strichcode versehen. Wird dieser von der Kundschaft gescannt, sieht jedes Mitglied via App, welches Produkt verkauft wurde. Lieferungen und Retouren erfasst jeder mit dem Handscanner.

Vor Ende des Monats macht jedes Mitglied Inventur und scannt seine Produkte, die noch im Laden stehen. Dann wird der Umsatz nach Abzug von Gebühren (für Zahlungsverkehr, usw.) Ende Monat jedem Mitglied gutgeschrieben. Die Abrechnung im System erfolgt per Knopfdruck. Jeder hat Einsicht, was und wie viel der andere verkauft hat. [IMG 4] «Durch die Inventur sehen wir auch die Fehlmengen – also, wie viel geklaut wurde», sagt Stefen Niederhauser. Die Ladenmiete inklusive Strom wird halbjährlich abgerechnet, massgebend ist die Anzahl Regalplätze. Jeder legt Hand an, dass der Laden schmuck daherkommt. Annemarie Stucki hat Erfahrung im Verkauf und einen Blick für Ambiente und Produktpräsentation. Für die tägliche Reinigung sorgen die Mitglieder im Turnus.

Wer was liefert, ist klar geregelt

«Wir haben fast wöchentlich Anfragen von Interessenten, die irgendein Produkt im Hofladen verkaufen wollen», sagt Niederhauser. Die Anfragen würden an den regelmässig stattfindenden Sitzungen geprüft. Neue Produkte müssen zum Laden passen und dürften dem bestehenden Angebot nicht Konkurrenz machen, sagt er. Entscheide werden im Konsens gefällt. «Wer was liefert, ist klar geregelt», sagt Niederhauser.

Falls neue Produkte aufgenommen werden sollen, übernimmt ein Vereinsmitglied den Kontakt und rechnet mit dem neuen Lieferanten direkt ab. Niederhauser, der selbst Biolandwirt ist, übernimmt beispielsweise Biomilchprodukte der Käserei Noflen, die er auf eigene Rechnung verkauft. Auch Produkte von Mitgliedern des Fördervereins Naturpark Gantrisch laufen über ihn. Der 47-jährige Agronom bezeichnet seinen Betrieb als landwirtschaftliches KMU. So hat er neben der Gemüsegarage noch weitere Absatzkanäle.

NiVo GmbH in Liebefeld

Zum einen ist es «Saisonbox.ch», zum anderen mit seinem Kollegen Thomas Vogt einen weiteren Hofladen in Liebefeld BE. Sie sind eine GmbH, genannt NiVo-Hofladen (zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben von Niederhauser und Vogt). Thomas Vogt, der Mitinhaber des Hofladens, führt neben seinem Landwirtschaftsbetrieb in Krauchtal die Firma «Vom Chäser», wo er mit Käsespezialitäten handelt. «Direktvermarktung verträgt keine halben Sachen», so die Erfahrung von Stefan Niederhauser. Es sei ein aufwendiger Betriebszweig. Die Produkte müssen hohen Qualitätsansprüchen genügen. Die Lieferbereitschaft müsse konstant vorhanden sein. Zudem dürfe man den administrativen Aufwand nicht scheuen.

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Betriebsspiegel Chüeweid
Name: Stefan Niederhauser
Ort: Zimmerwald BE
Betrieb: Milchwirtschaft, Legehennen, Ackerbau, Obst und Beeren
Hofverarbeitung: Verarbeitungsraum, Backstube, Gefriertrockner, Lager- und Kühlraum
Direktvermarktung: Gmüesgarage mit sechs Bauernfamilien in Wabern, Hofladen Köniz-Liebefeld mit Thomas Vogt, Saisonbox Bern-Gantrisch

Dieser Beitrag ist zuerst in «Hof direkt» erschienen: aktion.hofdirekt.com