Mit lautem, aber nur kurzem Bellen begrüsst die Appenzeller-Mischlingshündin Gini Besucher auf dem Hof Riglisberg von Cornelia und Martin Schmid. Kurz darauf kommt auch schon die Bäuerin vom Kuhstall und schüttelt die Hand zur Begrüssung mit den Worten «Ich bin die Conny». Der Hofrundgang führt zurück in den Stall. Dort lockt die 50-Jährige ihre Lieblingskuh Pinzigi mit einer Kartoffel an und erklärt dabei, dass ihre tägliche Arbeit das Misten und Füttern der 14 Mutterkühe, Kälber und Masttiere sei. Wenn es um Traktoren gehe, fänden sich jeweils genug Fahrer, aber den Hoflader fahre sie regelmässig. Um das zu demonstrieren, dreht sie mit diesem eine Runde auf dem Hofplatz.
Man könnte meinen, dass die tatkräftige Frau auf einem Bauernhof gross geworden sei. Ist sie aber nicht. «Ich bin in einer Wohnung in Wohlen im Freiamt aufgewachsen», sagt Conny Schmid. Aber schon als junges Mädchen verbrachte sie viel Zeit auf dem Bauernhof ihrer Grosseltern. Nach der Schule lernte sie Kauffrau und arbeitete später im Geschäft ihrer Eltern mit. In ihren Zwanzigern lernte sie den Jungbauern Martin Schmid kennen und lieben und zog 2006 zu ihm auf den Hof Riglisberg. 2009 heirateten sie. Darauf besuchte sie die Bäuerinnenschule Liebegg und schloss die Ausbildung als Bäuerin mit eidgenössischem Fachausweis ab.
Fünf Fragen
Was möchten Sie besser können?
Nein sagen können.
Welchen Traum möchten Sie verwirklichen?
Bei der «Landfrauenküche» vom Schweizer Fernsehen mitmachen.
Wie lautet Ihr Leitspruch fürs Leben?
Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum. Bleibe, wie Du bist.
Wohin würden Sie gerne einmal reisen?
Nach Australien zu den Kängurus.
Welches Menü gelingt Ihnen immer?
Filet im Teig.
Viele Leute bekochen
Auf dem 33-Hektaren-Hof Riglisberg oberhalb des Dorfes Hägglingen läuft viel. Neben der Mutterkuhherde werden 320 Mastschweine gehalten, es wird Ackerbau betrieben mit Randen, Kartoffeln, Dreschfrüchten und Mais. Zusätzlich besitzt der Bauer mit einem Kollegen zwei Mähdrescher, die in der Erntezeit tagtäglich laufen.
Trotz Aushilfen bleibt das Arbeitspensum für Conny gross. Sie treibt das Vieh auf die Weide, schmeisst den Haushalt, erledigt die Buchhaltung und macht administrative Arbeiten. Die Zeit der Kartoffelernte fordert sie. Im Herbst organisiert sie die Helfer für die Kartoffel- und Randenernte und bekocht sie. «Ich stehe gern auf dem Vollernter und bin stolz, Lebensmittel für die Bevölkerung zu produzieren», betont sie. In der Erntezeit plant Conny die Mahlzeiten genau. «Ich rüste das Essen schon in der Frühe, fülle und programmiere den Backofen und so kommt das Mittagessen rasch auf den Tisch», erklärt sie ihr Verpflegungssystem.
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Engagiert bei Landfrauen
Die aufgestellte Bäuerin engagiert sich zudem bei den Aargauer Landfrauen. Sie ist Präsidentin der Landfrauen Hägglingen und Vizepräsidentin des Aargauischen Landfrauenverbands. «Ich stehe gerne für die Frauen vom Land ein», sagt sie zu ihrem Engagement. Die Landfrauen sind ein unverzichtbares Element in ihrem Leben. «Wir haben es lustig zusammen und wir unternehmen viel», erklärt sie. Nächste Woche fliege sie mit den Landfrauen ferienhalber eine Woche auf die Blumeninsel Madeira, sie freue sich sehr darauf. Conny Schmid betont: «Gemeinsame Tage geben uns Landfrauen Zusammenhalt und Erholung.»
Ruhepausen eingebaut
Im Winter, wenn es auf dem Hof ruhiger ist, fährt sie mit ihrer Schwägerin oder einer Freundin tageweise in die Berge, um Ski zu fahren. Auch liebt sie es, um und im Haus alles weihnächtlich zu dekorieren. Im Frühling und Sommer pflegt sie den Garten vor dem Bauernhaus. Es gibt auf dem Hof einige Orte, die sich zur Kurzpause, zum ausruhen und durchschnaufen eignen. Bei warmem Wetter setzt sich die umtriebige Bäuerin für eine Kaffeepause in den Garten oder auf die Sitzgruppe vor dem Haus. Bei Regen oder im Winter zieht es sie ins Kaffeestübli bei der Kartoffellagerhalle. «Und am Abend setze ich mich gern aufs Fyrabebänkli», freut sich Conny Schmid und erklärt die schöne Aussicht von der Bank bis weit ins Freiamt.
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Dämpfer im Leben
Alles läuft nicht immer wie gewünscht. Verzichten könnte Conny Schmid auf die zunehmenden Vorschriften, die den Anbau von Kartoffeln schwieriger machen. «Wir müssen immer mehr von Drahtwürmern angebohrte Kartoffeln an unser Vieh verfüttern», klagt sie. Vor zehn Jahren sei sie jeweils in Tränen ausgebrochen, wenn sie jemand auf eigene Kinder angesprochen habe. «Kinder haben wir uns so sehr gewünscht, aber die Natur wollte es nicht», blickt sie gefasst auf diese bittere Erfahrung zurück.
Den Lebensmut hat Conny Schmid nicht verloren, im Gegenteil: Sie hat Energie für neue Projekte, zum Beispiel für einen Hühnerstall. Kürzlich hat ihr Mann einen als Hühnerstall umgebauten Container auf den Hof gefahren, dieser wird aktuell bereit gemacht für den Einzug einer Hühnerschar. Eigene Eier könnte Conny Schmid zu Vacherin Glace-Torten veredeln. Denn dafür ist sie im Bekanntenkreis berühmt und dank Mund-zu-Mund-Propaganda tröpfeln Bestellungen herein. «Und das macht auch mich glücklich», sagt sie