Viel ist in den letzten Wochen darüber geschrieben worden, ob Schweizer Betriebe während der Corona-Krise genug Erntehelfer für die Sommersaison rekrutieren können. «Wir sind jetzt auf einem guten Weg», sagt Spargelproduzent Ronny Köhli aus Kallnach BE. Seine angestammten Erntehelfer aus Polen wollten aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus nicht in die Schweiz einreisen. Köhli hat Ersatz gefunden: Ein Pole, der schon in der Schweiz war, und einige Slowaken, dazu hat er einige Schweizer und einen Iraner angestellt.
Das Arbeitsklima ist trotzdem gut
Angst vor Corona spürt der Spargelproduzent bei seinem Team nicht. «Wir haben ein gutes Arbeitsklima trotz Krisensituation», sagt Ronny Köhli. Man habe das Personal gut über die nötigen Hygiene- und Vorsichtsmassnahmen informiert. Das habe etwas Zeit in Anspruch angenommen. Das ausländische Personal sei indes überrascht gewesen, dass in der Schweiz keine Maskenpflicht herrsche, Polen und die Slowakei seien da einen Schritt weiter.
Keine Ausflüge in die Stadt mehr
Die Erntehelfer wohnen zwar zusammen, aber «wir versuchen, unsere Ernteequipe vom Hofladen fernzuhalten und umgekehrt. Ich selbst versuche, immer Abstand zu halten, weil ich an beiden Orten unterwegs bin.» Köhli hat die Erntehelfer angewiesen, nur einkaufen zu gehen und auf unnötige Ausflüge, etwa in die Stadt, zu verzichten. Daran würden sie sich gut halten. Die Sortierequipe besteht aus Hausfrauen, die gut über die geltenden Regeln informiert seien. Sie tragen bei der Arbeit Handschuhe. Auch das Verkaufspersonal im Hofladen trägt Handschuhe und steht hinter einer Scheibe.
Wenig Absagen von Erntehelfern
Auf dem Beerenhof von Matthias und Manuela Müller in Steinebrunn TG läuft die Ernte bereits. «Wir sind zwei Wochen früher dran als in anderen Jahren», sagt der Betriebsleiter von Sonnenhofbeeren. Zu Beginn der Saison braucht er 50 Erntehelfer(innen), Anfang Juni verdoppelt sich der Bedarf. Sein angestammtes Personal stammt vor allem aus Polen wie auch aus Portugal und Rumänien. Während die Einreise bei den Polen kein Problem ist, dürfen die Rumänen aktuell nicht einreisen. Absagen wegen der Angst vor Corona hatte er nur zwei. Aktuell hat Müller zusätzlich in der Schweiz lebende Arbeitsuchende angestellt.
Versetzte Arbeitszeiten für das neue Personal
Matthias Müller hat wegen Corona verschiedene Massnahmen ergriffen. «Neue Leute arbeiten die ersten zwei Wochen 15 Minuten versetzt zum Stammpersonal.» In Fällen, in denen Müller die Unterkunft organisiert, haben neue Leute die ersten Wochen zudem eine separate Wohnung und eine separate Arbeit. «Generell haben wir die Leute sensibilisiert und Info-Plakate aufgehängt. Es gibt den Kaffee nicht mehr aus dem gleichen Krug, sondern alle Mitarbeitenden haben eine eigene Thermotasse erhalten. Es machen nicht mehr als fünf Personen gleichzeitig Pause usw.», erläutert er. Die geforderten zwei Meter Abstand zu halten, sei kein Problem. Ferner hat er Desinfektionsmittel verteilt und im Feld eine Handwaschstation eingerichtet.
Zusätzliche Wohnungen sind gesucht
«Das Arbeitsklima ist sehr ruhig. Nur wenn sie wissen, dass neue Leute kommen, werden die Mitarbeitenden etwas kribbelig.» Auch da helfe die Massnahme, dass neue Arbeitskräfte zwei Wochen separat arbeiten. Und: «Wir suchen aktuell weitere Liegenschaften, welche zurzeit frei stehen und aufgrund der Krise keinen neuen Besitzer finden», sagt Müller. Diese würde er als temporäre Mitarbeiterunterkunft mieten. «Ziel ist es, die Belegungsintensität der bestehenden Wohnungen zu verringern, um das Ansteckungsrisiko auch in den Unterkünften tief zu halten.»