Er fährt gerne Traktor, schraubt gekonnt an Maschinen herum, und das Melken ist für ihn ein Genuss: Der 26-jährige Dario Rattaggi aus Wenslingen ist quasi ein Allrounder auf dem Landwirtschaftsbetrieb. «Ich mache alle Arbeiten gerne», sagt er selbstbewusst. Als Bauer müsse man das, sonst würden die langen Arbeitstage zur Qual. Kürzlich hat der Junglandwirt am Ebenrain in Sissach die Ausbildung zum Landwirt EFZ als Jahrgangsbester mit der Note 5,6 abgeschlossen. Erst als 23-Jähriger hat er die Ausbildung zum Landwirten in Angriff genommen. Vorher hat Dario die dreijährige Lehre als Fachmann Betriebsunterhalt abgeschlossen.

Der letzte Arbeitstag

«Als Zweitausbildner wusste ich, wofür ich lerne und warum ich Landwirt werden wollte», sagt Dario bestimmt. Da er Landwirt als Zweitberuf erlernte, konnte er die Lehre verkürzt in zwei Jahren absolvieren. Die BauernZeitung traf ihn auf seinem Lehrbetrieb bei der Familie Markus und Barbara Ritter in Ormalingen im Baselbiet. «Heute ist mein letzter Arbeitstag», erwähnt er nebenbei. Beide Lehrjahre hat der Junglandwirt hier verbracht. Die Sympathie zwischen ihm und seinem jungen Chef sei auf Anhieb da gewesen. Deshalb musste er auch nicht lange überlegen, ob er das dritte Lehrjahr auch noch bei Familie Ritter machen wollte oder nicht. «Ja, ich habe es wirklich gut getroffen. Der Betrieb Ritter ist vielseitig aufgestellt und der Chef lässt uns Lehrlinge alle Arbeiten machen», sagt Dario Rattaggi anerkennend. Auch dass er die Abschlussprüfung mit dieser hohen Note schaffte, sei mit ein Verdienst seines Lehrmeisters gewesen. «Markus hat mir immer alles erklärt – sei es im Pflanzenbau, in der Tierhaltung oder in der Betriebswirtschaft», sagt er dankbar.

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Einen anderen Beruf

Dario Rattaggi wusste schon als kleiner Bub, dass er einmal Landwirt lernen will. «Meine Eltern haben zwar keinen Betrieb. Doch mich zog es schon früh zur Landwirtschaft, oder besser gesagt, zu meinem Onkel, der in Gelterkinden einen Betrieb führt», sagt der heute 26-jährige. Doch sein Vater habe darauf gepocht, dass er zuerst einen anderen Beruf erlernen müsse, um eine gewisse berufliche Flexibilität zu haben, weil die Familie keinen eigenen Betrieb besitzt. «Nach der ersten Ausbildung kam das Militär, nachher wollte ich ein wenig Geld verdienen. Unter anderem war ich auch zwei Winter lang Pistenmaschinenfahrer im Skigebiet im bündnerischen Obersaxen», erzählt er von seinem Werdegang.

Versteht alles besser

Dann, mit 23 Jahren kam der Entschluss, Landwirt zu lernen. «Es ist halt meine grosse Leidenschaft», erklärt er. In der Schule habe er nie gross Mühe gehabt, obwohl er als Zweitausbildner im zweiten Lehrjahr gleichzeitig auch noch den Schulstoff vom ersten Jahr stemmen musste. «Wenn man etwas älter ist, weiss man, wofür man lernt. Man versteht nicht nur die Zusammenhänge besser, sondern man getraut sich auch, die Lehrer zu fragen, wenn man etwas nicht verstanden hat», ist er überzeugt. Zwölf Schüler waren sie in seiner Klasse am Ebenrain, sieben davon in der Zweitausbildung. «Den Unterschied am Interesse an den verschiedenen Fächern hat man schon bemerkt», hält er rückblickend fest.

Nicht alles gern gemacht

«Komm, ich zeige dir jetzt mal meinen Lehrbetrieb», sagt Dario Rattaggi und zeigt sogleich mit seiner Hand zu den Kälbern. Diese hier würden noch Milch bekommen, die Grösseren seien dort auf der Weide. «Der Betrieb umfasst insgesamt 50 Hektaren mit 65 Kühen. Angebaut werden zwölf Hektaren Mais und etwas Getreide», beschreibt der Junglandwirt seinen Lehrbetrieb.

Auf die Frage, ob er wirklich alle Arbeiten gerne gemacht habe, überlegt er kurz: «Nicht ganz. Wegen der Wildschweine mussten wir unser Mais, das sind immerhin zwölf Hektaren, einzäunen. Damit immer Strom auf dem Zaun ist, mussten wir das Gras von Zeit zu Zeit mit dem Fadenmäher zurückschneiden. Diese Arbeit habe ich nicht gerne gemacht. Zum Glück half aber auch der Chef immer mit», sagt er mit einem Lachen im Gesicht. Dario Rattaggi wohnte während den zwei Lehrjahren nicht auf dem Lehrbetrieb, sondern fuhr jeden Abend nach Hause nach Wenslingen. «Ich kann halt schon Autofahren und Wenslingen liegt nur 10-Minuten entfernt», hält er fest. Es habe sich einfach so ergeben, dass er nicht bei Ritters übernachtete. «Es stimmte für uns alle», meint er. Und: «Verschlafen habe ich mich in den zwei Jahren nie», sagt er stolz.

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Der wichtigste Betriebszweig

Der Rundgang endet bei den Kühen. Im Laufstall sind vor allem RH- und Holsteintiere. «Wir melken in einem Melkstand», sagt Dario. Doch bald soll ein Melkroboter diese Arbeit übernehmen. Nun kommt sein Chef Markus Ritter dazu und erklärt: «Die Milchwirtschaft ist unser wichtigster Betriebszweig». Kühe mit viel Milch, etwas Fleisch am Knochen und einer guten Melkbarkeit – das seien die wichtigsten Kriterien bei ihm. «Wir sind keine Schauzüchter», sagt Ritter bescheiden, obwohl sich mehr als eine Schönheit im Stall aufhält. «Solche Kühe wie diese wollen wir», sagt er und zeigt sogleich auf die 18-jährige SF-Kuh Valais Bambi mit einer aktuellen Lebensleistung von 140 092 kg Milch.

«Läuft alles nach Plan, darf ich den Betrieb von meinem Onkel übernehmen.»

Dario Rattaggi über seine Zukunft.

Bereits Pläne für die Zukunft

Wenn Dario Rattaggi selbst einmal Bauer ist, dann soll sein Traumbetrieb so aussehen: «Mit Milchwirtschaft, etwas Ackerbau, und mit einem kleinen Lohnunternehmen. Einfach ein Betrieb mit verschiedenen Standbeinen», sagt er. Und dazu gibt es schon ein konkretes Angebot: «Läuft alles nach Plan, darf ich in ein paar Jahren den Betrieb von meinem Onkel übernehmen», freut sich der Junglandwirt. Schon jetzt helfe er dem Onkel, wann es die Zeit erlaube.

«Natürlich macht man sich seine Gedanken, wenn man durch den Betrieb läuft», sagt er. Was ich so lassen würde, was ich vielleicht anders machen täte. «Vorerst werde ich aber auf einem anderen Betrieb als Angestellter arbeiten», sagt Dario. Ein Betrieb mit Mutterkuhhaltung, Ackerbau und Forstwirtschaft sei es. Doch der Junglandwirt hat auch bezüglich Weiterbildung bereits Pläne: «Nächstes Jahr will ich die Betriebsleiterschule in Angriff nehmen», sagt er selbstbewusst. Studieren an der HAFL in Zollikofen sei jedoch trotz der guten Schulnoten nichts für ihn, lieber wolle er in der Praxis weiter Hand anlegen, auch dann, wenn er den Betrieb von seinem Onkel übernehmen darf.