Mit 22 Kühen, 19 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche, etwas Ackerbau und 7 ha Wald ist der Betrieb von Heinz und Elisabeth Kämpfer aus Affoltern i. E. ein typischer Emmentaler Betrieb. «Nicht ganz», sagt der Meisterlandwirt. «Nicht wie im Emmental üblich, sind wir keine grossen Viehzüchter», entgegnet er bescheiden. Für den Meisterlandwirt und Lehrlingsausbildner steht vor allem eine wirtschaftliche Kuh mit rund 7000 kg Milch, hohen Inhaltsstoffen, wenig Tierarzt- und Futterkosten im Vordergrund. «Wir remontieren unsere Nachzucht alle selbst. Seit wir den Betrieb von meinen Eltern übernommen haben, mussten wir erst eine Kuh und ein Kuhkalb zukaufen», sagt Kämpfer.
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Der Futterbau muss stimmen
Im Stall stehen vorwiegend SF-Kühe, die bis zu zwei Drittel mit Mastrassen-Stieren besamt werden. «Da wir Milch für den Emmentaler AOP produzieren, sind wir auf hohe Milchgehalte angewiesen», so Heinz Kämpfer. Mit einem Gehalt von 4,8 % Fett und 3,8 % Eiweiss hat Kämpfer hier die Messlatte hoch gesetzt. Dank den Gehaltszuschlägen löst er zurzeit einen Milchpreis von 70 bis 75 Rp./kg. «Damit wir diese hohen Gehalte überhaupt erreichen können, muss auch der Futterbau stimmen», so der Landwirt.
Vor allem die 200- und 240-Gras-Mischungen haben es ihm angetan. «Die Mischungen sind sehr schmackhaft und bilden eine sehr gute, ausgeglichene Grundfuttervorlage und garantieren eben hohe Milchinhaltsstoffe». Aber nicht immer hat der Betrieb Käsereimilch produziert. «Als 2011 der Milchpreis noch 46 Rp. betrug, haben wir den Vertrag gekündigt und unsere Milch ging an einen Milchhändler», hält er fest. Seit 2021 liefert man wieder direkt in die Emmentaler Schaukäserei.
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Grosser Aufwand
Als Präsident vom Verein Landwirtschaft Emmental kennt Heinz Kämpfer die Sorgen und Nöte seiner Berufskollegen. «Wir haben hier noch viele kleinstrukturierte Betriebe», hält er fest. Obwohl viele Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter noch auswärts einer Tätigkeit nachgehen müssen, hängen die Emmentaler Bauern noch stark an ihrer Scholle. Dies mache sich auch beim Strukturwandel bemerkbar, der im Emmental langsamer voranschreite als im landesweiten Durchschnitt.
Trotzdem beobachtet Kämpfer vor allem in der Milchproduktion einen starken Rückgang. «Auch bei uns nimmt die Mutterkuhhaltung markant zu». So seien viele junge Bauern nicht mehr bereit, den grossen Aufwand auf sich zu nehmen, um Kühe zu melken.
Sorgt für Diskussionen
Vor allem die Lehrlingsausbildung liegt Heinz und Elisabeth Kämpfer am Herzen. Bisher haben sie auf ihrem Betrieb 25 junge Bauern, davon drei Landwirtinnen, ausgebildet. Als Prüfungsexperte weiss der Meisterlandwirt nur zu gut, wie es mit dem Nachwuchs steht. «Dieses Jahr durfte ich sehr motivierte Lehrlinge prüfen», freut er sich.
Da er nicht nur Prüfungsexperte ist, sondern seit 2009 auch Mitglied im Vorstand des Berner Bauernverbands und seit 2017 deren Vizepräsident, weiss er bestens, wie es um die Diskussion für ein viertes Lehrjahr in der Landwirtschaft steht. «Ein zusätzliches Lehrjahr sollte für die Lernenden vor allem Mehrwerte bringen und das sehe ich im Moment nicht», sagt er. Den Lernstoff auf vier, statt auf drei Jahre zu verteilen, sorge nur für ein abnehmendes Interesse an der Ausbildung. «Wenn man unbedingt ein Lehrjahr mehr machen möchte, sollte darin auch die Berufsmaturität möglich sein, oder das Jahr muss mit Spezialkursen bereichert werden», hält er fest.
Abstimmung steht bevor
Auf die Frage, ob er sich als Nachfolger von Hans Jörg Rüegsegger, der seinen Rücktritt als Berner Bauernpräsident auf 2023 bekannt gab, sieht, winkt Heinz Kämpfer vorerst ab. «Da ich in der Findungskommission bin, steht für mich eine Kandidatur nicht an erster Stelle», sagt er. Erst recht nicht, da die Bewerbungszeit für das Präsidium noch nicht abgeschlossen sei und sich schon jetzt hoffnungsvolle Kandidatinnen und Kandidaten gemeldet hätten.
Mehr Sorgen bereitet dem Landwirt die bevorstehende Massentierhaltungs-Initiative. «Wir haben sie noch nicht gewonnen», bilanziert er. Da am 25. September zugleich auch die AHV-Rentenreform (Rentenalter der Frauen ab 65 Jahren) zur Abstimmung komme, rechnet er mit einer hohen Stimmbeteiligung aus den Städten und Agglomerationen.
Mobilisieren ist wichtig
«Da müssen wir unsere Landbevölkerung mobilisieren, sonst könnte es eng werden», so Heinz Kämpfer. Hingegen sieht er auch beim Initiativtext einen Schwachpunkt: Nicht nur, dass man in der Schweiz keine Massentierhaltung habe, sondern auch die Frage, welche auf dem Stimmzettel lauten wird: Ja zu einer Massentierhaltung oder Nein dürfte bei den meisten Wählern gedanklich doch eher klar sein. «Niemand sagt Ja zu einer Massentierhaltung und demzufolge werden Wähler, die nicht den ganzen Text lesen, eher ein Nein in die Urne legen», ist er überzeugt.