Das Backen von Weihnachtsguetzli ist eine Tradition, die Familien und Freunde in der festlichen Jahreszeit zusammenbringt. So auch bei Familie Gisler in Unterschächen. Maria Gisler ist seit 40 Jahren verheiratet mit Hans Gisler. Ihre neun Kinder sind im Alter von 24 bis 39 Jahre. Die Familie wächst stetig, so zählt Maria Gisler bisher sieben Enkel. «Ich bin Tag für Tag dankbar für meine Familie, für meine Gesundheit und den lieben Freundeskreis», resümiert Maria Gisler.

Seit 2019 Knecht und Magd

Bis 2019 führten Maria Gisler und ihr Mann den 26,6 ha grossen Milchwirtschaftsbetrieb. Dann übernahm Sohn Markus den Hof. «Seither sind mein Mann und ich noch Knecht und Magd», erzählt sie lachend. Eine formale Ausbildung hat Gisler nie absolviert, sie besuchte jedoch die Haushaltsschule und Kurse in Milchverarbeitung und Nähen. Zudem arbeitet die rüstige Bäuerin seit zwölf Jahren im Haushaltsservice der Urner Bäuerinnen. Diese Arbeit ist für sie eine Herzenssache, darum unterstützt sie, trotz erreichtem Pensionsalter, weiterhin Menschen im Alltag.

Hobbys hat die Bäuerin einige. Darunter Likör und Sirup herstellen, der Garten, speziell die Blumen. Aber eine besondere Leidenschaft der neunfachen Mutter ist das «Guetzlen». «Ich backe seit jeher Guetzli. Das begann bereits zu Hause. Aber wir hatten nicht so viele Guetzli, unsere Mutter hat meistens Mailänderli gemacht, das hat mir immer gefallen», erklärt die Urnerin. Maria Gisler wuchs mit 6 Geschwistern, ihr Mann gar mit 15 Geschwistern auf.

Schöne Guetzli sind ihr wichtig

Backen mit der eigenen Grossfamilie stellte die neunfache Mutter immer mal wieder vor Herausforderungen. Die Ausdauer von helfenden Kindern sei beschränkt, auch der Perfektionismus der Eltern müsse etwas zurückstecken. «Kinder formen Guetzli nicht immer nach unseren Vorstellungen. Aber ich mag eben schöne Guetzli», führt Maria Gisler aus.

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Wenn die erwachsenen Kinder ihrer Mutter heute eine Freude machen, ist es ein gemeinsamer Besuch im Brockenhaus. «Das wünsche ich mir immer zum Geburtstag. Ein Tag im Brocki», erzählt die Familienfrau. In den Brockenhäusern findet sie immer wieder neue Schätze. Speziell Backutensilien. So besitzt die Hobbybäckerin Ausstechformen in allen Grössen und Formen, aus Plastik oder Metall.

Spezialbutter gibt den besonderen Geschmack

Grundsätzlich setzt Maria Gisler auf die klassischen Guetzli, doch ab und zu kreiert sie eine Variante bekannter Rezepte. Während der Vorweihnachtszeit verbraucht sie mehr als 40 kg Mehl. Wie viel Eier und Butter in diesen Tagen verarbeitet werden, kann die aufgestellte «Mammamia», wie sie ihre Grosskinder nennen, nicht sagen. «Auf jeden Fall viel», sagt sie lachend. Ein besonderer Geschmack scheint den Guetzli die eigene Butter zu verleihen. Diese Butter benutzt Gisler auch für ihre berühmte Urner Pastete, die sie für das Catering der Urner Bäuerinnen anbietet. Die Rückmeldungen seien stets positiv, zu den Guetzli sowie zur Pastete.

Schlechtes Wetter ist ideales Backwetter 

Ihre Backsessions finden in der eigenen Küche statt, wo sie mit Hingabe und Ausdauer ihre Guetzli zaubert. Mal alleine, mal mit Hilfe von der Familie. Schätzungsweise eine Woche sitzt sie insgesamt an den rund 28 Sorten und insgesamt gut 30 Kilogramm Guetzli. Während der Vorweihnachtszeit begleiten Weihnachtslieder das grosse Backen. «Am liebsten mag ich es, wenn es draussen so richtig wüstes Wetter ist. Das gibt eine ganz besondere Stimmung beim Backen», ergänzt die Bäckerin.

Jedes Jahr etwas Neues

Ihre persönlichen Lieblingsguetzli sind Orangenschokoladentropfen und Totenbeindli. Die Klassiker unter den Guetzli sind bei Familie Gisler gesetzt, doch die fleissige Bäckerin ersetzt jedes Jahr ein bis zwei Sorten und wagt sich an neue Rezepte. So haben sich in den Jahren drei Ordner mit Rezepten angesammelt.

Auch nach so vielen Jahren backt sie immer noch leidenschaftlich gerne, vor allem für die Familie, Freunde, Bekannte oder Menschen, die sie über den Haushaltsservice betreut. Der Grossteil der Guetzli wird verschenkt. «Ich mag es, anderen eine Freude zu machen. Als Dank und Wertschätzung für die Person. Es kommt immer etwas zurück, wenn man gibt», sinniert Gisler.