«Nur so teuer wie nötig bauen», dazu riefen die bäuerlichen Berater Paul Ebnöther und Matthias Annen an den Informationsabenden des Schwyzer Amts für Landwirtschaft auf. Erstmals wurden diese online durchgeführt, für acht Anlässe hatten sich rund 380 Bauern angemeldet. Es dürften einige mehr zugehört haben, sagte auf Anfrage Beat Gügler, Leiter Abteilung Beratung und Weiterbildung. Teils hätten sich mehrere Bauern für eine gemeinsame Weiterbildung vor einem Bildschirm zusammengetan, und konnten sich so bei diesem kleinen geselligen Treffen noch gegenseitig austauschen.

Die tiefen Zinsen verlocken

Informiert wurde neben anderen Themen über das Bauen in der Landwirtschaft. Zwar sei derzeit nicht ein expliziter Bauboom in der Schwyzer Landwirtschaft festzustellen, aber auch kein Rückgang. Vielmehr bewegten sich die baulichen Investitionen im Schnitt der Vorjahre, erklärte Beat Gügler. «Die hohen Kosten für Bauten belasten aber die landwirtschaftliche Betriebsrechnung stark.» Investieren sei zwar wegen den aktuell tiefen Zinsen interessant, andererseits sei feststellbar, dass oft eine intensive Auseinandersetzung mit dem Bau fehle. Die Bauherren verlassen sich auf die Planer, die oft vom Stallbauer gestellt werden. Und die Firmen verdienen am Umsatz und nicht an den Einsparungen.

Hilfreich sind klare Betriebskonzepte und frühzeitige Planungen mit intensiver Auseinandersetzung, über das wirklich Notwendige. Unverhältnismässig teurer wird es, wenn noch während der Bauzeit Wünsche auftauchen, begründete Gügler die diesjährige Thematisierung an den Weiterbildungsabenden. Er höre oft Aussagen wie «ich baue nur einmal, deshalb richtig», oder «ich bin ja schon am Bauen, dann mache ich das auch noch gleich», oder «das Geld ist ja so billig, und die Bank ist willig».

Eine klare Betriebsstrategie

Der Stall eigener Träume sollte aber auch wirtschaftlich sein, Zusatzkosten und Spontanwünsche während der Bauphase könnten sehr ins Geld gehen, und auch Bankdarlehen müssten zurückgezahlt werden, mahnt Gügler. Den Bauern wurden deshalb Grundsätze vermittelt, worauf geachtet werden sollte (siehe Kasten unten). Vorerst sollte klar sein, was auf dem Betrieb in den nächsten 25 Jahren erreicht werden soll, welche Strategie vorgesehen sei. Häufiges Wechseln von Betriebszweigen könne sehr teuer werden. Für eine saubere Planung solle man sich die Zeit nehmen, und hier zu sparen, sei falsch. «Eine oberflächliche Planung führt zu nicht vorhersehbaren Arbeiten und damit Mehrkosten aller beteiligten Unternehmer.»

Winter-Offerten günstiger

Wenn es an die Offerten gehe, sei feststellbar, dass im Winter die Auftragsbücher oft weniger voll sind, die Unternehmer dann günstiger offerieren. Geraten wurde zu sehr detaillierten Ausschreibungen, nur so seien die Offerten vergleichbar. Konsequente Abgebotsrunden, bis dreimal, würden sich lohnen. Wer nicht unter Termindruck sei, könne allenfalls von Auftragslücken der Baufirmen profitieren, beispielsweise im Frühjahr, und so Arbeiten günstiger ausführen lassen. Bei längerer Bauzeit könnten auch eher mehr Eigenleistungen eingebracht werden. Allerdings seien die eigene Mitarbeit und das handwerkliche Geschick realistisch einzuschätzen und die täglichen Arbeiten auf einem Landwirtschaftsbetrieb dürften nicht leiden.

Zu beachten seien bei längerer Bauzeit auch die Fixkosten, etwa wenn ein Baukran stehe. Diesbezüglich wurde geraten, wo möglich auf einen mobilen Kran zu setzen, damit Baustelleninstallationen nicht zu teuer werden. Selber die Bauführung beim eigenen Projekt zu übernehmen, sei verlockend. Allerdings seien auch Fähigkeiten und Zeitbedarf richtig einzuschätzen. Bauführer hätten auch die Verantwortung, dass Sicherheitsvorschriften eingehalten werden.

Die Banken sind willig

Schliesslich wurde vor dem derzeit «billigen Geld» gewarnt. Auch bei tiefen Zinsen gebe es einen Kapitaldienst, welcher über die Jahre ins Tuch gehe. «Da kann in zehn Jahren ein so hoher Betrag zusammenkommen, wie ein neuer Traktor kosten würde.»

Beat Gügler stellt fest, dass derzeit die Banken in der Tat sehr willig seien, Kredite zu gewähren. Er mahnte aber, vorsichtig zu sein und das mittelfristige Zinsrisiko zu beachten. Bei Tragbarkeitsberechnungen werde nach wie vor mit fünf Prozent kalkuliert. Wenn kleinere Betriebe investieren wollen, müsse meist das Einkommen aus einem Nebenerwerb beigezogen werden. Das sei ein Dilemma, sagt Gügler. «Auch Kleine müssen investieren können, um existenzfähig zu bleiben, die Mittel sind aber meist beschränkt.»

 

Kreditkasse Luzern: Frühzeitig und ohne Hektik planen

Die landwirtschaftliche Kreditkasse des Kantons Luzern verzeichnete bis Ende 2020 einen hohen Gesuchseingang, erklärt Geschäftsführer Samuel Brunner. Er begründet die rege Bautätigkeit mit auf Januar verschärften Raumplanungsauflagen, aber auch wegen den guten Betriebsergebnissen. Viele Gesuche kämen auch aus dem Berggebiet, für den Bereich Rindviehhaltung. «Wir werden dieses Jahr mehr Kredite nach Anzahl und Summe genehmigen», sagt Brunner. Er könne im übrigen die Aussage von Beat Gügler (siehe Bericht auf dieser Seite) bestätigen, dass sich Gesuchsteller in der Planungsphase teilweise zu wenig mit dem Projekt auseinandersetzen. Oftmals könne die Baubewilligung kaum abgewartet werden, um endlich mit Bauen starten zu können. «Durch Abgebotsrunden und seriöse Detailplanungen nach Vorliegen der Baubewilligung besteht aber oftmals ein Optimierungspotenzial.» Brunner rät den Bauern, sich sehr früh bei der Planung mit der Investition auseinanderzusetzen und das Gesuch bei der Kreditkasse früh einzureichen. «Keine Hektik bei der Planung, die kommt dann beim Bauen von selbst.»

Im Kanton Luzern seien die Auftragsbücher der Baufirmen derzeit gut gefüllt. Brunner weist auf die derzeit eher steigenden Baupreise hin, so aktuell für importierte Holzprodukte. Bezüglich Potenzial von Eigenleistungen warnt er vor falschen Vorstellungen, schliesslich müsse der Betrieb auch noch bewirtschaftet werden.

Bei der finanziellen Tragbarkeit von Bauprojekten kalkuliert die Kreditkasse bei Zinsen für Hypotheken mit vier Prozent. Banken kalkulieren eher höhere Zinsen, aber mit tieferer Amortisationspflicht. Die Finanzier- und Tragbarkeitsberechnungen würden durch die Kreditkasse erstellt, und die Zusammenarbeit mit den Banken sei sehr gut, betont Brunner. Es könne aber schon vorkommen, dass eher auf Bankkredite statt auf Agrarkredite gesetzt werde, allenfalls auch weil der Zeitfaktor bis zur Gesuchsbewilligung eine Rolle spiele. «Bei uns gilt: kein Baubeginn vor Zusicherung.» Da seien die Banken eher flexibler, und die Bereitschaft der Banken sei gestiegen, eine Finanzierung ohne Mittun der Kreditkasse zu realisieren.