Vor rund vier Jahren haben die Unis Zürich und Lausanne ein Projekt lanciert, bei welchem es darum ging, bei fünf ausgewählten Gebieten die Wertschätzung bei der lokalen Bevölkerung zu steigern. Eines der Gebiete war das Naturschutzgebiet Hudelmoos und die umgebende Kulturlandschaft. Diese Landschaft ist von nationaler Bedeutung – weitgehend intakt und mit einer reichen Geschichte. Seit 1983 gehört diese «Thurgauisch-fürstenländische Kulturlandschaft mit Hudelmoos» zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler.

Hochäcker, Hochstämme, Weiler und Weiher

Das Gebiet liegt in den Kantonen Thurgau und St. Gallen und auf dem Gebiet von drei Gemeinden. Dabei sind fünf attraktive Rundwege für die Bevölkerung entstanden, die auf bestehenden Wegen ausgeschildert wurden. Auf Infotafeln präsentieren sich die landschaftlichen Besonderheiten und lokale Persönlichkeiten.

Die Wege führen zum grössten Teil durch bewirtschaftetes Kulturland. Eindrücklich sind die Hochäcker, die vielen Hochstammbäume, Wiesen- und Ackerkulturen. Zusammen ergibt sich ein schönes Landschaftsbild mit Einzelhöfen, Weilern und einzelnen Waldflächen.

Diese Infotafeln bieten den Landwirtschaftsbetrieben Gelegenheit, ihre Arbeit, ihre Produkte und den sorgfältigen Umgang mit dem sensiblen Gebiet rund um das seit 1977 unter kantonalen Schutz gestellte Naturschutzgebiet Hudelmoos und der besonderen Landschaft der Bevölkerung näherzubringen.

Dem Eisvogel auf der Spur

Während der Ostertage habe ich Wanderungen und Fahrradtouren unternommen – ich war dem Eisvogel auf der Spur. Mit dem Ziel, auch in der Ostschweiz diesen wunderschönen Vogel zu entdecken, führten mich meine Tagesauflüge zu den Thurauen und ins Naturschutzgebiet Altenrhein und natürlich auch ins Hudelmoos. Diese wunderschönen Landschaften haben mich beeindruckt, ich habe einem Biber beim Schwimmen zugesehen, Rehe beim Grasen beobachtet, durch meinen Feldstecher verschiedene Vögel erspäht – aber nicht den Eisvogel.

Am Ostermontag führte mich der Weg zum Bahnhof dann wie üblich vorbei an einem alten Ziegeleiweiher, der vor rund zehn Jahren ökologisch aufgewertet wurde. Die Bewirtschaftung der Grünflächen wurde direkt um das Gewässer extensiviert, der Heckengürtel durch für Vögel und Insekten wichtige Arten erweitert.

Während ich in Gedanken versunken meinen Weg ging, huscht ein blaues Etwas auf Augenhöhe an mir vorbei und verschwand im Schilfgürtel auf der anderen Seite des kleinen Weihers. Das kann nur der Eisvogel gewesen sein! Ich liess mir etwas Zeit und versuchte, den blau-orangen Prachtvogel zu erspähen. Und tatsächlich: Ich entdeckte ihn auf einem Schilfhalm ganz nahe am Wasser und beobachtete, wie er im Sturzflug im Wasser nach Nahrung taucht. Ich bin überwältigt!

Wie sagte doch schon Johann Wolfgang Goethe: «Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah. Lerne nur das Glück ergreifen: denn das Glück ist immer da.»

Anstatt in langen Staus Richtung Süden zu stehen oder mit Flugreisen in fernen Ländern dem Alltag zu entkommen, können wir unsere Umgebung geniessen und hier die Vielfalt entdecken und Erholung finden. Das funktionierende Zusammenspiel von Landwirtschaft und Naturschutz verdient grosse Wertschätzung. Wenn wir mit offenen Augen und Ohren die Landschaften durchstreifen, nehmen wir die Einzigartigkeiten wahr und finden hier Erholung.