Die Betriebsleiterschule (BLS) mit dem Abschluss der Berufsprüfung sowie die Ausbildung zur Bäuerin mit dem zugehörigen Abschluss der Berufsprüfung sollen in Teilen näher zusammenrücken. Das ist der Plan des Inforamas. Konkret werden ab Herbst 2024 das Modul Familie und Gesellschaft (BP 03) der Bäuerinnenausbildung sowie das Modul Persönliche und methodische Kompetenzen des Betriebsleiters (B01) teilweise gemeinsam unterrichtet. «Wir planen, eine Klasse der BLS an der Rütti, Zollikofen, sowie eine Klasse des hauswirtschaftlichen offenen Kurses des Waldhofs, Langenthal, zu mischen», erklärt Tobias Furrer, Leiter Fachbereich Höhere Berufsbildung des Inforamas. Eigentlich hätte dieses Vorhaben bereits heuer in die Tat umgesetzt werden sollen. Aus organisatorischen Gründen kam dies jedoch nicht zustande.
Das Bedürfnis der Kundschaft erfüllen
Die Module weisen Ähnlichkeiten auf. Die Bereiche Mann/Frau, Ehe und Betrieb kommen in beiden Modulen vor. Zudem kommt das Inforama mit diesem neuen Vorgehen einem Kundenbedürfnis aus dem hauswirtschaftlichen Bereich nach. So wurde in der Vergangenheit vermehrt gefordert, dass sich der Unterricht etwas weniger auf Themen wie Waschen, Kochen und Putzen, dafür mehr auf Aspekte der ganzheitlichen Betriebsführung als Familienunternehmen konzentrieren sollte. Dies kann etwa hinsichtlich des Führens eines eigenen Betriebszweiges sehr hilfreich sein. Mit der Zusammenlegung der zwei Module soll die Hauswirtschaft stärker in den Gesamtbetrieb integriert werden. Mit dem vorgesehenen Stundenplan erhalten auch die angehenden Bäuerinnen / bäuerlichen Haushaltleiter eine Schulung bei der Anwendung von Gelan.
Das ist die Themenplanung
Im Modul, das teilweise gemeinsam unterrichtet wird, sind die Themen vielfältig. Genauso, wie es die Landwirtschaft auch ist. Am Inforama zusammen unterrichtet wird künftig:
Kommunikation: Unterschiede der Männersprache und der Frauensprache, wie wird verbal und nonverbal kommuniziert, konstruktives Feedback geben und entgegennehmen.
Konfliktkommunikation: Gefahr und Chancen von Krisen/Konflikten, Wahrnehmung, Eskalationsstufen, Lösungen, faire Streitkultur, kulturelle Aspekte.
Generationen: Rollen und Werte verschiedener Lebensphasen, verschiedene Wohn- und Lebensformen, Rollenwandel.
Familienunternehmen: Besonderheiten, Beziehungen und Rollen, Prävention, Früherkennung und Massnahmen bei Erschöpfung.
Zusammenarbeit: Teamentwicklung und -zusammenarbeit.
Auftritt in der Öffentlichkeit: Argumentationstechnik, Sprache und Gestik, Aufbau einer Rede, Strategien bei Redeangst.
Informatik: Relevante Computer-Software für den Landwirtschaftsbetrieb.
Gelan-Übung: Überblick über Hilfsmittel, Datenerfassung, Frühjahrs- und Herbsterhebung.
Dialog unabhängig der Rollenbilder führen
«Uns ist der Austausch zwischen Hauswirtschaft und landwirtschaftlichem Betrieb wichtig. Dieser Dialog soll nicht geschlechter- und auch nicht rollenspezifisch getrennt geführt werden», macht Tobias Furrer deutlich. Und weiter erklärt er: «Wir wollen den Dialog, der auf den Familienbetrieben im Alltag wichtig ist, mit dem Zusammenlegen der beiden Module bereits bei der Ausbildung zusammenbringen.» Wichtig ist dem Fachbereichsleiter jedoch, zu betonen, dass mit dem Zusammenführen der beiden Module alle Lernziele der einzelnen Module erfüllt werden. Um dies zu gewährleisten, werden nicht komplett alle Tage in gemischten Gruppen abgehalten, sondern nur die wesentlichen Teile davon.
Die Änderung beinhaltet, nebst dem Zusammenbringen der involvierten Rollenbilder bereits während der Ausbildung, noch zwei weitere Aspekte.
- Im Bereich Hauswirtschaft wird neu ein Modul im Bereich Versicherungswesen zu günstigen Konditionen angeboten. Dieses behandelt das Thema Vorsorge und Versicherungen in der Landwirtschaft, schwerpunktmässig aus der Sicht der Bäuerin / des bäuerlichen Haushaltleiters.
- Hinsichtlich einer kommenden Bildungsrevision für die Höhere Berufsbildung (HBB) will das Inforama bereits vorgängig Erfahrungen sammeln.
Die Revision wird kommen
Momentan läuft die Bildungsrevision der landwirtschaftlichen Grundbildung. Im Anschluss soll auch die Höhere Berufsbildung eine Revision erfahren, weiss Tobias Furrer. Diese greife jedoch erst ab zirka 2030. So lange will das Inforama nicht warten. Bereits jetzt soll im Rahmen des gesetzlichen Rahmens vorwärtsgegangen werden. Das Inforama hofft, die gemachten Erfahrungen beim Zusammenbringen der Hauswirtschaft mit der BLS in die Revision einbringen zu können.