Sie kommt mit scharfen Messern und heissen Flüssigkeiten in Kontakt und hat eine Lebensdauer von bis zu 30 Jahren: die Küchenabdeckung. Wie wählt man sie am besten aus? «Wenn die Leute zu mir kommen, wissen sie meist schon, was sie wollen», sagt Astrid Diener, Küchenbauerin mit eigener Firma in Wettswil ZH. «Oft ist ein bestimmtes Material gewünscht, doch nicht alles ist kurzfristig verfügbar, geeignet oder passt ins Budget des Kunden.»
Eine neue Küche kostet heute im Durchschnitt rund 35'000 Franken. Der Anteil der Arbeitsplatte macht dabei rund 10 bis 15 Prozent der Gesamtkosten aus.
Schön und hart im Nehmen sie sein
Zu den typischen Kundenwünschen gehört, dass die Abdeckung robust sein soll, hitzebeständig, resistent gegen Feuchtigkeit und Flecken sowie pflegeleicht. «Die Haptik, das Design und der Preis spielen schliesslich eine Rolle», so Astrid Diener. «Bei Inselabdeckungen sind neben der Grösse auch das Gewicht, der Zugang zur Baustelle und die Materialauswahl von Wichtigkeit, da kommt man schnell man an Grenzen.»
Für Küchenabdeckungen nicht zu empfehlen sind Marmor und Kalksteine wie Travertin oder Schiefer. «Sie sind weich und empfindlich», stellt Astrid Diener klar. Zur Auswahl steht aber eine ganze Reihe von anderen Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften. Die gängigsten zehn Materialien stellen wir hier vor.
Günstiges Kunstharz
Das Material wird vor allem für Küchen im günstigeren Preissegment verwendet. Die Abdeckungen sind aber nur teils kratzfest und bis 200 °C hitzebeständig.
Robuster Vollkern
Die Oberfläche besteht aus mit Nano-Technologie gehärteten Acrylharzen. Die verschiedenen Bestandteile dieser HPL-Platten werden mit hohem Druck zusammengepresst. Bekannt ist vor allem der Produktname «Fenix». Die Platten bestechen durch eine robuste, matte Oberfläche. Man sieht darauf kaum Fingerabdrücke und das Material ist sehr resistent gegen Kratzer. Trotzdem sollten heisse Pfannen nie direkt auf die Arbeitsplatte gestellt werden. Eine Vollkernplatte kostet etwa gleich viel wie eine Granitplatte der unteren Preisgruppe.
Heimeliges Holz
Arbeitsplatten aus Holz passen gut zu Landhausküchen, strahlen Wärme aus und sind laut Astrid Diener auch als Barabdeckungen in modernen Küchen gefragt. Massivholz ist teils gebeizt. Zudem sollten Holz-Arbeitsplatten geölt sein, damit man sie selbst pflegen kann. Lackierte Flächen sind im Arbeitsbereich nicht zu empfehlen. Holz ist pflegeintensiv, weder schlag- noch kratzfest und kann bei Feuchtigkeit quellen. Messer oder schwere Töpfe können Spuren hinterlassen. Theoretisch sind alle Harthölzer wie Ahorn, Kirsche oder auch Nussbaum für eine Abdeckung geeignet, bei Eiche ist Vorsicht geboten, denn die darin enthaltene Gerbsäure kann abfärben.
[IMG 2]
Klassischer Granit
Der Naturstein gilt immer noch als Klassiker und ist in diversen Farben, Strukturen und Qualitäten erhältlich. Daher gibt es neun unterschiedliche Preisklassen. Je farbintensiver oder strukturierter der Stein ist, desto höher ist die Preisklasse. Zwei Zentimeter Dicke sind bei Granit das Minimum. Matter satinierter Granit ist anfälliger auf Fingerabdrücke als polierter. Regelmässiges Imprägnieren lohnt sich bei diesen Oberflächen. Nach wie vor gilt: durch intensiven Gebrauch wird der Granit in der Farbe und Struktur etwas kräftiger und kontrastreicher. Granit ist grundsätzlich schnittfest und hitzebeständig, je nach Steinart ist bei Säuren oder Chemikalien Vorsicht geboten. Spannungsrisse oder abgeschlagene Ecken können mit Steinmehl gut repariert werden.
Gehärtetes Glas
Für Arbeitsplatten wird gehärtetes Glas (ESG) verwendet, das mindestens zwölf Millimeter dick ist. Glas-Arbeitsflächen verfügen über eine rutsch- und kratzhemmende Oberflächenbehandlung. Der Nachteil: bricht eine Ecke weg, kann man das nicht flicken. Zudem können 90°-Ecken bei Ausschnitten nur als Rundung ausgeführt werden. Gehärtetes Glas gilt als hitzebeständig und schlagfest und ist ziemlich kratzfest. Wasser- und Fettflecken sieht man auf satiniertem Glas intensiver. Das Material ist grundsätzlich so pflegeleicht wie die Reinigung einer Fensterscheibe. Preislich liegt Glas im mittleren bis oberen Segment.
Chromstahl in Varianten
Chromstahl kennt man aus Gastro-Küchen oder im Spitalbereich schon seit Langem. Er ist hygienisch, gut wärme- und kälteverträglich sowie unempfindlich gegen Feuchtigkeit und die meisten Säuren. Doch auf dem altbekannten Chromstahl zeichnen sich Flecken und Kalkrückstände schnell ab. Auch Kratzer sind im Alltag unvermeidlich. Im Trend sind daher massive Platten mit einer Dicke von vier bis acht Millimeter, zum Beispiel warmgewalzter Edelstahl mit diversen Oberflächen-Veredelungen: von schwarz eingefärbt, mit Längs- oder Kreuzschliff bis hin zur verchromten Oberfläche mit «Ice Design». Die Auswahl ist gross, die Preise bewegen sich im oberen Segment, wie auch bei Messing und Kupfer.
Kratzfeste Keramik
Keramikabdeckungen wie «Dekton by Cosentino» bestehen aus gepressten Rohstoffen. Das Material ist ausgesprochen hitzebeständig und kratzfest. Die Oberfläche ist wandelbar, von matt bis glänzend, mit Struktur, unifarben oder im Look von Stein, Beton oder Marmor. Da die Flächen nahezu porenfrei sind, gilt Keramik als hygienisch und pflegeleicht und ist gegenüber nahezu allen Chemikalien und Haushaltsflecken resistent. Gemüse rüsten direkt auf der Abdeckung sollte man jedoch nicht: Es entsteht Metallabrieb beim Messer.
Belastbarer Beton
Beton ist eine Mischung aus Zement mit Kies oder Sand und für Küchen mit klarem Design beliebt. Es ist möglich, der Mischung bei der Herstellung Farbpigmente hinzuzufügen. Beton ist teuer, wird aufwendig gegossen und ist ein Schwergewicht. Im Alltag ist das Material aber sehr belastbar. Die Oberfläche wird behandelt, Beton sollte zudem öfters imprägniert werden, um das Eindringen von Wasser zu vermeiden. Als günstigere Alternative kann eine Keramikabdeckung mit Beton-Optik gewählt werden.
Corian oder Acrylstein
Corian ist eine Verbindung aus Acrylharzen und Farbpigmenten. Es ist angenehm in der Haptik und auch im Badezimmer geeignet. Es wirkt allerdings etwas leblos. Da die Oberfläche porenlos ist, können sich keine Pilze und Bakterien ansiedeln. Das Material kann zudem fugenlos verarbeitet oder auch thermisch verformt werden. Corian ist somit unproblematisch bei Feuchtigkeit und Chemikalien, jedoch bedingt hitzebeständig und empfindlich gegen Kratzer. Allerdings können diese problemlos repariert oder ausgeschliffen werden.
Vielseitiges Quarzkomposit
Quarzkomposit besteht zu 98 Prozent aus Quarzsand. Dazu kommen Verbundstoffe und Farbpigmente. Quarzkomposit wird auch «Kunststein» genannt. Es bietet ein grosses Sortiment an Farben und Strukturen, die Stein oder Marmor ähneln können. Das Material ist nicht 100 Prozent hitzefest, es gilt aber als kratz- und fleckenresistent und ist sehr hygienisch, da es keine offenen Poren hat. Wie Keramik gehören auch die Quarzkomposite in die höhere Preisklasse.
Weitere Informationen: www.askuechen.com