Herr Berndgen, Bauern tun sich teils schwer mit der Kommunikation. Warum?
Peter Berndgen: Das hat mehrere Gründe. Zum einen war es für Bauern jahrzehntelang nicht notwendig, über ihre Arbeit zu informieren. Es gab einen klaren Auftrag für die ausreichende Produktion von Lebensmitteln. Mit dem gesellschaftlichen Wandel und neuen Aufgaben und Anforderungen für und an die Landwirtschaft ändert sich dies: Bauern müssen ihr Tun nun umfassend transparent erklären. Erschwerend kommt hinzu, dass Landwirte in ihrem Metier zwar top ausgebildet sind, jedoch in Bezug auf Kommunikation oder betriebliches Marketing kaum Know-how haben.
Zur Person [IMG 2]
Der Agronom Peter Berndgen gibt seit sechs Jahren Kommunikationskurse für Agrarscouts.
Er ist Geschäftsführer der Agro-Kontakt GmbH in Nörvenich (Deutschland) und Lehrbeauftragter für Werbung und Public Relations an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.
Warum ist Kommunikation gerade heute für Bauern wichtig?
Bauern sind Bestandteil einer modernen Mediengesellschaft, die zurzeit einen schnellen und tiefgreifenden Wertewandel erlebt. So ändern sich Erwartungen und Werte beispielsweise in Bezug auf die Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit von Produkten und deren Produktionsmethoden. Neu ist dabei auch die Dimension der «Klimafreundlichkeit». Damit erweitert sich auch der gesellschaftliche Auftrag an die Landwirtschaft: «Produziert gesunde und nachhaltige Lebensmittel – und haltet auch unsere Umwelt intakt.»
Was hat sich noch geändert?
Auch Werte in Bezug auf den Umgang mit Tieren, vor allem Nutztieren, ändern sich. Zunehmend spielen ethische Aspekte – darf man Tiere essen? – eine Rolle. Hinzu kommt, dass sich unsere Medienwelt rasant ändert, etwa in Bezug auf unser Informationsverhalten und die relevanten «Medienkanäle». Dabei gilt heute mehr denn je: Wer nicht kommuniziert, wird in dieser Gesellschaft nicht wahrgenommen.
Wo liegen die grössten Stolperfallen in der Kommunikation?
Der grösste Fehler ist, nicht zu kommunizieren. Damit überlässt man die Argumente anderen. Daher sollten Bauern anfangen, mit ihren Nachbarn zu kommunizieren. Dann fehlt es nur noch an dem passenden «Rüstzeug», um auf der richtigen Ebene mit Menschen, die nicht aus der Landwirtschaft kommen, zu kommunizieren.
Reicht die Kommunikation der Verbände nicht aus?
Nein. Die Glaubwürdigkeit der Agrarlobby ist in der Regel viel geringer als die der Bauern und meist auch zu interessenorientiert.
Wie kann man als Bäuerin oder als Bauer beginnen, die eigene Kommunikation zu verbessern?
Ein erster Schritt beginnt gleich am Hoftor, hier ist der Platz, mit Leuten in Kontakt zu kommen und mit ihnen über Landwirtschaft zu reden. In der Regel lernt man sehr schnell die Themen, die die Leute interessieren. Durch das einfache «Machen» lernt man oft am meisten – zum Beispiel, wie man zunächst positive und schöne Themen und später dann auch herausfordernde Sachverhalte vermitteln kann.
Was ist dabei wichtig?
Etwa der Verzicht auf Fachvokabular. Bauern haben fast eine Sprache und meinen mit ihren Worten oft ganz anderes als die meisten Schweizerinnen und Schweizer. Was ist eine Fruchtfolge, was ein Erntefenster – diese Begriffe stecken für Nicht-Bäuerinnen und -Bauern voller Geheimnisse.
Was empfehlen Sie Fortgeschrittenen?
Ihnen empfehle ich in der Regel, strategisch vorzugehen. Das bedeutet, Ziele für die Kommunikation zu formulieren und diese dann systematisch – wie bei einem Marketingplan – umzusetzen. Dazu gehören weitere Instrumente, wie etwa eine Internetseite oder der Einstieg in Social Media. Ein professioneller Betriebsauftritt, etwa mit Logo und Slogan, sollte selbstverständlich sein.