An den ersten Tanzauftritt erinnert sie sich noch genau: «Fronleichnam im Altersheim. Ich war noch im Probejahr», sagt Ruth Bucher. Das war vor 19 Jahren. Inzwischen ist die Trachtengruppe Buochs NW ein fester Bestandteil im Leben der 41-jährigen Bäuerin.

Damals war sie über ihren damaligen Freund und heutigen Ehemann Peter Bucher und dessen Schwester zum Verein gekommen. «Ich trug schon als Kind gelegentlich Tracht, zum Beispiel an einer Älpler-Chilbi.» Doch in einer Tracht zu tanzen, war etwas anderes. «Früher tanzte ich nur im Ausgang. Doch mir gefielen die Kollegialität und die alten Tänze und es war kein Thema, nicht mitzumachen.»

Heute amtet Peter Bucher als Vizepräsident der Vereinigung. Ruth Bucher übernahm vor zwei Jahren die Funktion der Tanzleiterin, sitzt ebenfalls im Vorstand und baut eine kantonale Kinder- und Jugendtrachtengruppe auf.

Starke Gruppe

Im Alltag bewirtschaftet das Paar in Form einer Betriebsgemeinschaft mit einem Onkel einen 25 Hektaren Landwirtschaftsbetrieb mit Milchwirtschaft, Schweinezucht und einigen Schafen. Ruth Bucher, aufgewachsen in Dallenwil im Engelbergertal, ist hauptsächlich für die Mohren zuständig. Ihre Eltern hätten erst einen Hof übernommen, als sie schon ein Teenager war, erzählt die gelernte Pharma-Assistentin. «Doch wir gingen viele Jahre z Alp, das hat geprägt.»

Buochs ist mit rund 30 aktiven Mitgliedern die grösste Trachtengruppe im Kanton. So mancher Tanz, den die Gruppe probt und darbietet, hat ein ­Mitglied selbst geschrieben. Etwa die «Buochser-Marzuka» von Carl Durrer. «Ein lüpfiger Rundtanz», erklärt Ruth Bucher dazu. Er sei typisch für die ­Region, genauso wie die Musik mit viel Handorgel und Kontrabass. Wenn möglich, führt die Gruppe vorwiegend eigene Tänze auf.

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Schriftliche Tanzabläufe

Festgehalten werden die Tanzabläufe in ausführlichen Tanzbeschrieben. Wie genau man sie liest, lernte Ruth Bucher in der Tanzleiter-Ausbildung. Dazu kam vertieftes Wissen über Schrittfolgen und Figuren. «Ich lernte aber auch, hinzustehen und der Gruppe zu sagen: Wir machen es so und so.»

Geleitet werden die Proben jeweils von einem Tanzleiter und einer Tanzleiterin. Ruth Bucher legt beim Training besonderen Wert auf sauber ausgeführte Bewegungen und eine gute Haltung. «Die Präsenz ist wichtig. Ich möchte, dass die Tänze, die die Gruppe eigentlich gut kann, auch gut getanzt werden.»

Erster Auftritt

Den ersten grossen Auftritt nach der Corona-Zwangspause absolviert die Gruppe am 24. Juli auf dem Männlichen im Berner Oberland. Seit 1959 bestreitet die Buochser Trachtengruppe jedes Jahr das Programm des Trachtenfestes. Neben den Tänzern sind ein Jodel-Duett, Alphornbläser, Fahnenschwinger und Innerschweizer Geisslechlöpfer mit von der Partie.

Die Nidwaldner kamen bei den in- und ausländischen Besuchern immer gut an. «Vor allem die Feriengäste aus Indien und Asien fotografierten uns jeweils begeistert», sagt Ruth Bucher mit einem Lächeln.  Für den ersten Auftritt nach zwei Jahren Pause hat die dreifache Mutter mit der Tanzgruppe alle 21 Tänze des Repertoires durchprobiert. «Wir freuen uns sehr.»

Wie bei den Trachten gibt es auch bei den Tänzen regionale Unterschiede. So halten etwa im Welschland die Frauen beim Tanzen oft die Hand am Rock. «Bei uns haben wir sie hingegen meist auf der Hüfte eingestützt.» Oder bei Tänzen, wie dem «Seebuch-Schottisch», der mit einer speziellen «Nidwaldner-Fassung» getanzt wird.

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Farbenfrohe Frauentracht

Der Grund dafür ist die Nidwaldner Bauern-Sonntagstracht der Frauen. Typisch für diese Tracht sind Mieder mit aufwendigen Blumenstickereien, Seidenschürzen in leuchtenden Farben und die grünen «Reissäckli» mit den roten Zotteln.

Unverkennbar sind vor allem die voluminösen, auffällig gefalteten Ärmel der weissen Trachtenblusen. «Sie wirklich schön zu bügeln, ist eine echte Herausforderung. Zum Glück kann ich diese Arbeit jemand anderem überlassen, der dazu mehr Talent und Ruhe hat.» Zur Tracht gehört zudem ziselierter Silberschmuck für Göller und Hals sowie der Haarschmuck: ledige Frauen tragen eine rote «Zipfe» mit Pfeil, verheiratete ein «Scheyfili».

Wegen der Blusenärmel können die Tänzer die Tänzerinnen nicht wie üblich an den Oberarmen fassen, erklärt Ruth Bucher. «Daher fassen sie sich an den Unterarmen. Das ist dann eben die «Nidwaldner-Fassung.» Die Sonntagstracht setze aber auch dann Grenzen. «Für einige Tänze sind wir mit unseren Trachten zu wenig beweglich.

Online-Foto-Wettbewerb

Bilderwettbewerb Wir suchen Ihr Bild zum Thema «Festlich in Tracht» Friday, 3. June 2022 Zum «Tag der Tracht» am 6. Juni 2022 lancieren wir einen Online-Foto-Wettbewerb zum Thema «Festlich in Tracht». Die drei Sieger-Bilder gewinnen je zwei Tickets von Wengen auf den Männlichen und zurück, zur Verfügung gestellt von der Luftseilbahn Wengen-Männlichen.