Mit farbenfrohem Geschenkpapier und goldenen Samtbänder waren dieses Jahr wieder unzählige Geschenke unter den Weihnachtsbäumen zu finden. Auch bei der Familie Nicole und Michael Briker freute sich Gross und vor allem Klein auf Geschenke. Ein Rennauto und eine CD der Stubeten-Gäng fanden sich auf der Wunschliste der drei Buben.
[IMG 4]
Jahrelange Bauphase nun bald abgeschlossen
Das grösste Geschenk der Familie war aber am Weihnachtstag nicht eingepackt, sondern eingerüstet. Das neuerstellte Wohnhaus ist zwar noch im Rohbau, die Vorfreude darauf ist dennoch bereits riesig. Der Zügeltermin ist im kommenden Frühjahr geplant. Mit dem Einzug ins neue Zweifamilienhaus wird auf dem Heimet Unteraxen eine jahrelange Bauphase abgeschlossen. Bis vor neun Jahren war der Bergbetrieb nur durch eine Seilbahn erschlossen. Das Vieh wurde in mehreren in die Jahre gekommenen Ställen betreut und auch die Wohngebäude hatten Renovationsbedarf.
Heute sieht das anders aus. Nach einem jahrelangen Bewilligungsverfahren konnte 2014 endlich die Zufahrtsstrasse von der Tellsplatte am Urnersee aus erstellt werden. 2018 wurde der grosszügige Laufstall gebaut und aktuell ist die Familie Briker am Innenausbau des neuen Wohnhauses. «Weil der Unteraxen im BLN-Gebiet liegt, waren Bewilligungsverfahren für uns anspruchsvoll», erklärt Nicole Briker. Von ihrer grossen Erfahrung, welche sich die junge Frau im Holzbauunternehmen ihres Vaters aneignen konnte, konnte Nicole Briker bei den eigenen Bauprojekten profitieren.
Nicole Briker ist eine erfahrene Bauleiterin
«Beim Stall hatte ich noch die Bauleitung, beim Wohnhaus sagt nun aber Nicole, wo es lang geht», erklärt Michael Briker mit einem Schmunzeln. Ihre Vorfreude auf den Einzug in das neue Haus ist gross. «Insbesondere auf die moderne Küche freue ich mich enorm», erklärt die 30-Jährige. Im Gegensatz zum alten Haus wird sie in der neuen Küche die grandiose Aussicht auf den türkisblauen Urnersee und den Uri-Rotstock geniessen können.
[IMG 3]
Im Steilhang beim Heuen bewährt
Seit 2018 sind die beiden verheiratet. Kennengelernt hat sich das junge Paar über das Schwingen. Hermi Herger, der Vater von Nicole, war Betreuer und begleitete den damaligen Jungschwinger Michael Briker an Wettkämpfe. Mit dabei war vielfach auch Nicole. «Sie wollte mir damals unbedingt einmal beim Heuen helfen. Als dann die Heuernte unserer steilsten Parzelle anstand, nahm ich ihr Angebot an», erinnert sich Michael Briker. Nicole habe den Härtetest bestanden und sich in den steilen Hängen hoch über der Axenstrasse bewährt, erklärt der 33-Jährige mit einem Lachen.
Mittlerweile haben die beiden mit Matthias (6), Andreas (4) und Joel (2) bereits drei Kinder. Beide Elternteile gehen ausserbetrieblichen Tätigkeiten nach. Der gelernte Maurer Michael arbeitet von Oktober bis Mai auf dem Bau. Landwirt EFZ erlernte er als Zweitausbildung. Nicole machte eine Erstausbildung als Landschaftsgärtnerin, absolvierte eine Handelsschule und besuchte zudem noch die Bäuerinnenschule. Sie arbeitet zwei Tage pro Woche in der Administration bei Gotthard Holzbau. Das lokale Holzbauunternehmen ist im Besitz ihrer Eltern. «Wir können diesen Nebenerwerben nur nachgehen, weil uns Michis und meine Eltern so stark unterstützen», betont Nicole Briker.
Spannende Kontakte dank Agrotourismus
Obwohl beide auswärts engagiert sind, steht der Landwirtschaftsbetrieb klar im Mittelpunkt. «Unser Heimet hier auf dem Unteraxen ist der Anker für die ganze Familie», betont Nicole Briker. Das Familienleben auf dem eigenen Betrieb sehen beide als grosses Privileg. «Besonders bewusst werden einem die Vorzüge unserer Lebensweise durch die positiven Feedbacks der Feriengäste», so Michael Briker. Im sanft sanierten und unter Denkmalschutz stehenden alten Bauernhaus vermieten die Brikers über Airbnb eine Ferienwohnung mit zehn Betten. Die Nachfrage sei sehr erfreulich. Besonders während den Sommerferien seien sie meist komplett ausgebucht.
Betrieb Unteraxen
Betriebsleitung: Nicole und Michael Briker-Herger
Ort: Sisikon UR
Flächen: 20 ha Wiesland, 10 ha Wildheuflächen, 15 ha Wald
Viehbestand: 6 Kühe, 30 Aufzuchttiere (15 im Vertrag), 6 Mastkälber
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Lisbeth und Hans Briker, weitere Familienmitglieder
Nebenerwerb: Agrotourismus, Teilzeitarbeiten auf dem Bau und in der Administration
Milchkühen haben für die Familie viele Vorzüge
Der Austausch mit den Gästen erleben sie als spannend. Teilweise gäbe es ihnen aber schon zu denken, wie weit die Menschen in den Städten inzwischen von der Landwirtschaft entfernt seien. So wurden sie auch schon nach dem Sinn des Heuens gefragt. Dass auf den Weiden über die Wintermonate kein Futter wachse, hätten sie dem erstaunten Gast erst einmal erklären müssen.
In solchen Gesprächen könne man den Touristen aber auch die vielen Brennpunkte der Landwirtschaft aufzeigen und so Verständnis für agrarpolitische Themen schaffen. Zudem gäbe es immer wieder grossartige Erlebnisse. «Wenn nach den ersten erfolgreichen Melkversuchen die Kinderaugen von Feriengästen strahlen, wird man sich als Bauer der eigenen Privilegien wieder so richtig bewusst», so Michael Briker. Der enge Tierkontakt der ganzen Familie mit den Kühen und Kälbern ist auch ein Hauptgrund, warum die Brikers der Milchviehhaltung treu geblieben sind. Ein weiterer Punkt ist die Freude an der Braunviehzucht. Dieses Jahr gewannen sie an der kantonalen Grossviehschau in Schattdorf zum ersten Mal seit 18 Jahren wieder einen der begehrten Kränze. Ihre euterstarke Lennox-Tochter Berta kam bei den zweitlaktierenden Kühen auf den Ehrenplatz. Berta ist eine Tochter von Bajazzo Bavona, der aktuell wertvollsten Kuh im Stall. Bavona weist eine Euternote von 97 Punkten und eine durchschnittliche Milchleistung von über 8500 kg auf. Neben Berta besitzen die Brikers aus Bavona noch eine Blooming-Kuh und ein Bender-Jungrind im Stall.
Privilegien des Bauernlebens geniessen
Während der Wintermonate übernimmt wochentags Vater Hans Briker die Melkarbeit. Ohne die grosse Unterstützung der Familie wäre die Kombination Milchviehhaltung und Nebenerwerb für die Jungfamilie in einem gesunden Rahmen nicht zu bewältigen. Denn auch Auszeiten ausserhalb des Hofes wie beispielsweise das Schwingen oder die Trachtentanzgruppe seien ihnen wichtig, betont Michael Briker. «Unser Betrieb funktioniert nur dank dem grossen freiwilligen Einsatz aller Familienmitglieder. Nach der jahrelangen Bauphase möchte wir nun wieder vermehrt Zeit in den Betrieb investieren und so auch als Familie die Privilegien unserer Lebensweise auf dem Unteraxen geniessen.»
Aktivferien beim Wildheuen hoch über dem Urnersee
Zehn Hektaren Wildheuflächen auf der Südseite des Buggigrats im Rophaiengebiet pflegt die Familie Briker. Jährlich werden davon rund drei bis vier Hektaren genutzt. Weil diese Wiesen aufgrund ihrer topografischen Beschaffenheit weder mit Vieh bestossen noch gedüngt werden können, weisen sie einen besonders wertvollen Pflanzenbestand und eine hohe Biodiversität auf.[IMG 2]
Draussen schlafen
Die Brikers bezeichnen die Wildheuerzeit als ihre Aktivferien. Jung und Alt freuen sich auf diese Zeit. So ungefähr Anfang August zieht die ganze Familie inklusive mehreren Verwandten mit Sack und Pack auf einem zweistündigen Fussmarsch Richtung Rophaien. Während mehreren Tagen essen, arbeiten und schlafen sie gemeinsam unter freiem Himmel.
Transport mit Helikopter
Dank dem technischen Fortschritt kann Michael Briker den grösseren Teil der Flächen heute mit einem leichten Motormäher mähen. Sein Vater Hans mäht Teilflächen noch mit der Sense. Vielfach wird mit Steigeisen gearbeitet. Wurde das Wildheu früher mit «Burdenen» oder «Pinggel» über das eigens installierte Heu-Seil auf den Unteraxen abtransportiert, erledigt das heute der Helikopter mit jährlich rund sechs kurzen Flügen.
1