Im Januar würde traditionell der Bildungsabend der Luzerner Landwirtschaft stattfinden. Dabei werden interessierte Jugendliche von Berufsbildnern, Lernenden oder Berufsschullehrern auf die Lehrstellensuche und die Ausbildung vorbereitet. Und das sei wichtig, bestätigen Involvierte.
EFZ oder doch EBA?
Céline Zimmermann aus Reiden hat vergangenen Sommer die Attestausbildung Agrarpraktikerin EBA erfolgreich abgeschlossen. EBA eignet sich für praktisch veranlagte Lernende, die im Schulzimmer mehr Mühe bekunden. Sie und rund die Hälfte ihrer EBA-Klasse hängen nun noch EFZ an. Im Normalfall starten EBA-Absolventen im 2. Lehrjahr. «Noch während der Schulzeit sollte man auf mehreren Betrieben Schnuppern», rät Céline Zimmermann. Denn mitten im 1. Lehrjahr fehle im Gegensatz zur obligatorischen Schulzeit meist die Zeit für richtiges Schnuppern, welches halt mehrere Tage dauert. Das Verhältnis zum Berufsbildner und der ganzen Familie sei sehr wichtig. Zimmermann hat die Erfahrung gemacht, dass viele Lehrmeister grossen Wert auf gute Noten legten. Druck und Stress seien so allgegenwärtig und für die Zusammenarbeit kaum förderlich, findet sie.
Auch LBV-Geschäftsführer Stefan Heller, der die Bildungsabende in Zusammenarbeit mit den Bildungszentren organisiert, macht sich für eine frühzeitige Lehrstellensuche stark. Lehrbetriebe mit den wichtigsten Angaben, etwa zu Betriebszweigen oder Produktionsform, finden sich auf der Webseite des LBV. Heller erinnert auch an die verschiedenen Möglichkeiten, von der dreijährigen Regellehre über die Zweitausbildung (zwei Jahre) bis hin zur Nachholbildung für Interessierte ab 25 Jahren. Vielfältig auch die Möglichkeiten nach der Grundbildung: Vom Zweitberuf über den Betriebsleiter, einer höheren Fachschule oder einem Studium an der HAFL mit vorgängiger Berufsmaturität, ist die Auswahl gross.
«Mitten im ersten Lehrjahr fehlt die Zeit zum Schnuppern.»
Céline Zimmermann, Reiden, nahm letzten Sommer nach EBA nun die EFZ-Ausbildung in Angriff.
Mindestens drei Tage
Bei der Lehrstellensuche und zum Thema Schnuppern wird auch Andreas Nussbaumer, als LBV-Vorstandsmitglied für die Bildung verantwortlich und selber Berufsbildner, konkret. «Schnuppern sollte man mindestens drei Tage auf einem Betrieb», findet Nussbaumer. So erfahre man eben nicht nur etwas über den Betrieb, sondern auch über das Leben auf dem Hof. Beim Schnuppern im Laufe des 8. Schuljahres gehe es um zwei Fragen. Will ich wirklich Landwirt lernen und morgens um 5.30 Uhr aufstehen und falls ja, kann ich mir vorstellen, auf diesem Hof während einem Jahr zu arbeiten und zu leben? Das 2. und 3. Lehrjahr sollte gemäss Nussbaumer im Verlauf des 9. Schuljahres fixiert werden. Sind die Interessierten nicht zu jung für solche Entscheide? Nussbaumer verneint. In anderen Berufen entscheide man sich im 8. Schuljahr gleich für eine vierjährige Lehre.
Nichts überstürzen
Lehrabbrüche in der Landwirtschaft sind gemäss Markus Muri, betrieblicher Ausbildungsberater beim Kanton Luzern und in dieser Funktion für die beinahe 300 landwirtschaftlichen Lehrverhältnisse in Luzern zuständig, im Vergleich mit anderen Berufen nicht auffällig. In der Tendenz werde heutzutage eine Lehre eher zu früh abgebrochen. Muri rät, zuerst nach Lösungen zu suchen und erst wenn für beide Seiten keine Verbesserung eintritt, das Handtuch zu werfen. Mit rund 340 Lehrbetrieben im Kanton gibt es einen Überhang. Wer abbricht wisse, dass er oder sie rasch eine Anschlusslösung findet, so Muri. Gründe, weshalb ein Lehrverhältnis nicht klappt, seinen vielschichtig. Leben und Arbeiten auf dem Betrieb sei in der Landwirtschaft sicher eine Eigenheit, mit allen Vor- und Nachteilen.
Neue Bio-Klasse Zentralschweiz
«Am BBZN Schüpfheim wird ab Schuljahr 2021–2022 im dritten Lehrjahr neu eine separate Klasse für die Spezialrichtung Biolandbau geführt», vermeldet Prorektor und Beratungsleiter Ruedi Tschachtli aktuell. Damit solle der Biolandbau in der ganzen Zentralschweiz gestärkt werden.
Auf Initiative Bio Suisse
In der Zentralschweiz wurde bisher in der Ausbildung Landwirt EFZ die Spezialrichtung Biolandbau im integrierten Modell geführt. Während der ganzen Ausbildungsdauer waren die Bio-Lernenden also in den verschiedenen Klassen integriert. Bio-spezifische Inhalte wurden in speziellen Blockwochen im dritten Lehrjahr unterrichtet. Auf Initiative der Bio Suisse beschloss nun die Zentralschweizer Berufsbildungsämter-Konferenz (ZBK), neu im dritten Lehrjahr die angehenden Biolandwirte separat zu beschulen, erklärt Tschachtli weiter.
Schüpfheim als Standort
Am Standort Schüpfheim ist bereits die Bioberatung des Kantons Luzern angegliedert. Dies ermögliche wichtige Synergien. Für den Blockunterricht im Winter steht bei Bedarf zudem ein Internat zur Verfügung. Mit dem neuen Ausbildungsformat werden gemäss Prorektor Ruedi Tschachtli mehrere Ziele verfolgt. Der biobezogene Fachunterricht, insbesondere in den produktionstechnischen Fächern, soll gestärkt werden. Inhalte, die im Biolandbau nicht relevant sind, fallen dagegen weg. Das Erreichen der Bio-Bildungsziele wird so erleichtert. Separate Übungen und Exkursionen sowie der Einbezug von externen Biofachpersonen werden auch ausserhalb von Bio-Blockwochen möglich. Eine separate Bioklasse erleichtere zudem Austausch und Vernetzung zwischen den Lernenden Spezialrichtung Biolandbau.
Durchmischung bleibt
Viele Vorteile des bisherigen Modells – wie der Austausch zwischen Lernenden verschiedener Produktionsrichtungen – werden gewahrt. Die 1. und 2. Lehrjahre werden unverändert in gemischten, dezentralen Klassen geführt. Und im
3. Lehrjahr sollen für nicht-biospezifische Themen teilweise klassenübergreifende Gruppen gebildet werden. Es ist geplant, dass das Qualifikationsverfahren Biolandbau im 3. Lehrjahr für alle Lernenden im Schulortskanton, also Luzern, absolviert wird.