Umweltverbände und Landwirtschaft waren nie ein Herz und eine Seele. Doch es gab schon bessere Zeiten. Während noch bei der Fair-Food-Initiative überlappende Ziele anerkannt wurden und im Kampf gegen Freihandelsabkommen der gemeinsame Feind zusammenrücken liess, übten beide Seiten zumindest auf nationaler Ebene in den vergangenen drei Jahren den Stellungskrieg.
Der Grossangriff war überstürzt
2020 starteten die Umweltverbände überstürzt und unnötig einen Grossangriff mit ihrer «Agrarlobby stoppen»-Kampagne. Dass die Umweltverbände dabei unseren höchsten Bauernvertreter namentlich in die Pfanne hauten, war nicht nur schlechter politischer Stil, sondern zerstörte auch jegliche Möglichkeit der künftigen Zusammenarbeit der betreffenden Köpfe.
Seither findet der Schweizer Bauernverband kaum mehr einen konstruktiven Umgang mit den Anliegen der Umweltverbände. Solange deren Umweltanliegen Hände und Füsse haben und politisch mehrheitsfähig sein können, kann die Schweizer Landwirtschaft sich diesen Zustand langfristig nicht leisten.
Lieber mitgestalten statt bekämpfen
Es mag sein, dass 2021 und 2022 der Bauernverband die Umweltverbände mit Abstimmungsschlachten in die Schranken wies. Dass diese trotzdem nicht wirkungslos blieben, zeigen die unausgereiften neuen Agrarpolitik-Massnahmen. Was bekämpft wird, kann nicht mitgestaltet werden, und so erleben wir Bauern heute deren praxisfremde Umsetzung.
Ich bin überzeugt, Umweltverbände und die Schweizer Landwirtschaft würden mit gemeinsamen Projekten mehr erreichen! Unser Sektor entwickelt sich dank Umweltanliegen weiter und schafft Mehrwerte für Gesellschaft und Markt, die unser wirtschaftliches Überleben und die gesellschaftliche Akzeptanz langfristig sichern. Die Vergangenheit liefert dafür Anschauungsmaterial: Wir Bauern stünden in der Schweiz deutlich schlechter da, wären nicht die Forderungen der Umweltverbände in die Agrarpolitik eingeflossen. Wir sollten nicht vergessen, dass wir in den 1990er-Jahren mit allen Mitteln gegen die Einführung des ÖLN kämpften und heute auf diese international anerkannte «Errungenschaft der Schweizer Landwirtschaft» stolz sind.
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, auf die «komplizierte Beziehung» zu reagieren. Eine Möglichkeit ist, sich Verbündete im Kampf zu suchen. Aus meiner Sicht wäre es besser, unter Wahrung unserer Anliegen Brücken zu bauen und gemeinsame Wege zu finden. Dazu brauchen wir auf beiden Seiten Brückenbauer.
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