Der Beitrag über die Geburt des Fohlens Nolana in der Armee in der letzten Ausgabe der BauernZeitung hat auf den Online-Kanälen wie auch auf der Redaktion für zahlreiche Reaktionen gesorgt. Das unverhoffte Züchterglück des Freiburger Junglandwirts und Rekruts Hugo Schläfli ist zwar eine Seltenheit, vermag aber Erinnerungen zu wecken.

Stuten sind anspruchsvoller

Während die Armee über mehrere Jahre keine Stuten ankaufte, weil sie in der Haltung (zyklusbedingt) schwieriger sind und teilweise auch Trächtigkeiten nicht ausgeschlossen werden können, hat Oberst Stéphane Montavon, Oberpferdearzt der Schweizer Armee, seine Strategie anpassen müssen. Der Grund ist einfach: es fehlt an passenden Wallachen. Die Zucht von Freibergerpferden ist rückläufig und so nimmt auch das Angebot an passenden Pferden für die Armee ab.

Abo Leben im Train Fohlen Nolana ist im Dienst der Armee geboren Wednesday, 5. April 2023 Die BauernZeitung hat mit Züchtern über ihre Erinnerungen an die Aktivzeit beim Train gesprochen; einer von ihnen Landwirt und Simmentalerzüchter Hans Gerber aus Schangnau BE. Seine Erinnerungen an Sybelle, die ihn während seiner RS im Jahr 1991 und während sechs WK begleitet hat, sind intakt.

Die Stute wurde am 28. April 1986 auf einem Hof in Damvant JU geboren. Gerber hat sie als junger Mann bereits vor seiner Zeit in der Armee, in Trimstein BE, gekauft. «Ich wollte immer ein braunes Pferd», erinnert er sich. «Als ich die Halliday-Stute auf der Weide rassig hin- und hertraben sah, war der Fall klar.» Vor dem Einrücken verkaufte er die Stute der Armee, im Wissen, dass sie nach der RS wieder zu ihm nach Hause, auf den Schwand in Schangnau, kommen würde. Dass der gemeinsame Dienst den beiden vielleicht aber einen Strich durch die Rechnung machen könnte, hat der junge Landwirt damals nicht vermutet.

Den Fotoapparat stets im Sack

Hans Gerber erinnert sich, dass Sybelle eigentlich immer dabei war, wenn er in die Armee zog. Vieles hat er auf Bildern festgehalten, die heute noch in einem Album Platz finden. Viele schöne Erinnerungen sind dabei. «Ich habe seinerzeit noch einen Fotoapparat mitgenommen in den WK. Heute fotografiert man mit dem Handy allen Mist und schaut die Bilder später dann meist nicht einmal an», so der Pferdezüchter. [IMG 2]

Ein Unfall im Tessin

Doch da gibt es nicht nur schöne Erinnerungen. Im WK im Kanton Tessin erlitt Sybelle einen schweren Unfall. Gerber erinnert sich, als ob es gestern passiert wäre. «An einem Morgen um 10 Uhr ist sie beim Durchqueren eines Grabens mit einem Bein in einer Steinplatte hängen geblieben», erzählt er. Die Verletzungen seien derart schwerwiegend gewesen, dass der zuständige Pfaz (Pferdearzt der Armee) den Revolver lud und das Messer einpackte. «Er wollte Sybelle töten und hernach mit den anderen Pferden runterbasten.» Gerber wehrte sich. «Das war mein Pferd», sagt er und lässt tief blicken. Sybelle war das Pferd seines Lebens. Und er wollte nicht zulassen, dass man ihm die Stute da oben auf diesem Tessiner Berg nehmen würde. Gerber erhielt Rückendeckung von seinem Leutnant. Schliesslich überlebte Sybelle des Tierarzts Pläne, der eine Operation in Bern anordnete. Operiert wurde sie nie, aber drei Monate sei sie geblieben, bis sie ganz erholt wieder auf den Schwand zurückkehrte, wo sie ihrem Züchter zahlreiche Fohlen schenkte. Die heutigen Schwand-Pferde haben alle die Halliday-Stute auf dem Papier. «Wenn ich mich nicht gewehrt hätte, wäre sie nie mehr heimgekehrt. Der Kampf für Sybelle hat sich gelohnt», sagt Gerber.

Kurz vor Erreichen des 25. Lebensjahrs musste die Stute altershalber zu Hause eingeschläfert werden.