Obwohl am 12. März 2023 das Stimmvolk zur Umfahrungsstrasse in Aarwangen ein Ja in die Urne legte, kann diese weiterhin nicht gebaut werden: Denn der Verein Natur statt Beton wehrt sich entschlossen, wie Mitglieder sagen, gegen diese überflüssige Umfahrungsstrasse. Am 6. Januar, exakt am Dreikönigstag, versammelten sich deshalb rund 50 Personen zu einem Mahnfeuer. Damit will der Verein ein Zeichen setzen und den vor knapp drei Jahren begonnenen juristischen Kampf weiterführen, um die Fehlplanung des Kantons zu korrigieren.
Der Bau ist zu teuer, bemängeln die Gegner
Für den Landwirt Samuel Jenzer aus Bützberg und Co-Präsidenten des Vereins Natur statt Beton ist der Kampf aber noch nicht verloren: «Die Umfahrung kostet 194 Millionen Franken, eine solch teure Strasse darf man sicher nicht bauen», ist Jenzer überzeugt. Die Umfahrungsstrasse vernichte nicht nur unverbautes, zusammenhängendes Kulturland, sondern sie führt zudem durch das international geschützte Smaragd-Gebiet Oberaargau, eine Wiege zahlreicher bedrohter Tier- und Pflanzenarten. «Schonendere, teils sogar deutlich kostengünstigere Varianten wurden in der Planung früh verworfen oder gar nicht erst geprüft», hält Samuel Jenzer klar fest.
Es gibt noch weitere Beschwerden
Tatsächlich könnte sich die Verkehrssanierung im Oberaargau noch um Jahre verzögern. Grund dafür sind laut Kanton mehrere Beschwerden, die möglicherweise bis vor Bundesgericht weitergezogen werden können. So wurden gegen den Strassenplanerlass der Verkehrssanierung Aarwangen 19 Beschwerden eingereicht. Aktuell bearbeitet das Rechtsamt der Direktion für Inneres und Justiz die hängigen Beschwerden zuhanden des Regierungsrats. «Weil sie sehr komplex sind, dürften die Entscheide des Regierungsrats erst dieses Jahr vorliegen», schreibt der Kanton Bern. Anschliessend hätten die Beschwerdeführenden die Möglichkeit, bis vor Bundesgericht zu gehen. «Ich bin sicher, dass es Institutionen und Vereine gibt, welche eine Beschwerde eingereicht haben, die bis vor Bundesgericht gehen werden», sagt Jenzer.
Den Schwerverkehr umleiten, wäre eine Idee der Gegner
Nicht alle Aarwangener sind einer Umfahrung aber abgeneigt: Bei der Abstimmung letzten März waren 70 % dafür und 30 % dagegen. In der Nachbargemeinde Bützberg war das Resultat genau umgekehrt. «In der Zwischenzeit konnten unsere Arbeitsgruppen der Bevölkerung aufzeigen, welche Varianten man hätte, um den Verkehrsstau im Dorf zu mindern», so Jenzer. Ihm schwebt zum Beispiel vor, dass man den Schwerverkehr von der Autobahn nicht erst bei der Autobahnausfahrt Langenthal, sondern schon eine vorher in Wangen a. Aare rausnehme.
Die grüne Wiese soll erhalten bleiben
Vom juristischen Kampf in Aarwangen erhofft sich der Verein Natur statt Beton ähnliche Auswirkungen und den Widerstand, wie es damals vor 37 Jahren passierte, als, wie beim Verein Natur statt Beton auch der Fall, eine Allianz von Bauern mit dem WWF den geplanten Waffenplatz in Rothenthurm im Kanton Schwyz verhindern konnte. «Wenn Umweltschützerinnen und Umweltschützer und alle Betroffenen zusammenhalten, hat diese Umfahrungsstrasse in Aarwangen keine Chance», zeigt sich Samuel Jenzer kämpferisch. So wehrt sich der Verein weiterhin gegen dieses aus ihrer Sicht nicht mehr zeitgemässe Bauen einer Megastrasse «über die grüne Wiese», die aufgrund des Drucks der örtlichen Wirtschaft zustande gekommen ist.