«Ein Wolf, der so nah an die Menschen kommt, mit dem stimmt etwas nicht.» Thomas Huggler ist hörbar geschockt vom Massaker, das ein Wolf angerichtet hat. Das Raubtier hat vor kurzem in Meiringen-Schwendi im Berner Oberland, unweit von Wohnhäusern, neun Schafe des Züchters, der in Schattenhalb einen Teil seiner Landwirtschaft betreibt, gerissen. «Der Anblick ist für mich und meine Familie der Horror gewesen», erzählt er.

Der Wolf ist hartnäckig und blieb

Seinem Handeln sei zu verdanken, dass in der Nacht darauf nicht noch mehr seiner Tiere zu Schaden kamen. Thomas Huggler richtete einen Nachtpferch ein, der rundherum mit Strom versehen war und machte nach 23 Uhr nochmals einen Kontrollgang. Als er mit dem Auto zu fahren kam, war der Wolf bereits wieder in Lauerstellung, rund 20 Meter neben dem Zaun. Er suchte jedoch das Weite. Der Schafhalter bot Sohn und Ehefrau auf, um die Tiere in den Stall zu holen. Als die beiden mit dem Auto angefahren kamen, haben auch sie den Wolf wiederum am Zaun stehend gesehen. Dies rund 100 Meter neben dem Wohnhaus einer Familie mit drei kleinen Kindern und nachdem bereits eine Stunde vergangen war. Von Hugglers vertrieben, hat der Wolf später in der Nacht bei einer Herde in der Nähe ein Lamm schwer verletzt, welches sich in einer geschützten Herde befand. Dank dem, dass Thomas Huggler den anderen Tierhalter, Heinrich Brog, rechtzeitig informierte, konnte dieser noch rechtzeitig zu den Schafen gelangen, um grösseren Schaden zu vermeiden.

Die Anzahl Schafe wird er wohl reduzieren

Thomas Huggler besitzt gegen 170 Schafe, die in mehreren kleineren Gruppen gehalten werden. Noch. Denn er überlegt, die Herde zu reduzieren oder die Schafhaltung im Herbst gar komplett aufzugeben. «Weitere solch grausame Anblicke ertragen zu müssen, schaffe ich schlicht nicht», erzählt der knapp 50-Jährige. Er ist aber nicht nur vom Anblick schockiert, sondern auch wütend. Zwar waren die Tiere eingezäunt. Da der Zaun jedoch nicht rundherum mit Strom versehen war, seien die Tiere vom Jagdinspektorat als ungeschützt eingestuft worden, erklärt Thomas Huggler hörbar aufgebracht. Er betont, dass dies in dem Gebiet schlicht nicht machbar sei. «Ich kann doch keinen Kriegszaun machen», ereifert er sich.

Die Frage der Verantwortlichkeit 

«Das Grundstück ist im Besitz unserer Familie und die Tiere gehören ebenfalls uns. Wir sind verantwortlich dafür, dass unsere Schafe den Nachbarn keinen Schaden anrichten, aber wir sind nicht dafür verantwortlich, dass Eindringlinge auf unser Grundstück gelangen und Schaden anrichten. Jeder Hundehalter würde gebüsst werden, wenn sein Hund das Geschäft im Nachbarsgarten verrichtete», äussert er sich.

Die Zäune richtig sichern, damit die Tiere als geschützt eingestuft werden

Die Website des Herdenschutzes für den Kanton Bern gibt Auskunft über mögliche Zäune. So seien elektrifizierte Zäune mit mindestens fünf Litzen oder Stahldraht und auch Zäune aus Elektronetzen möglich. Die Zaunhöhe solle jedoch mindestens 90 cm betragen. Bei einer Mindesthöhe von 105 cm gibt es finanzielle Unterstützung bei der Anschaffung. Weitere Informationen zu den Möglichkeiten beim Zäunen als Herdenschutz finden Sie hier. : www.inforama.ch/beratung/pflanzenbau-tierhaltung/herdenschutz