Ungefähr 800 verschiedene Produkte von knapp 50 Produzenten zwischen Seon und Rothenburg finden ihr Zentrum beim Lieferdienst Seetal oder im Regiomarkt in Hochdorf. Der Regiomarkt ist dabei optisch angelehnt an einen Hofladen.
Entstanden während Corona
Als im Jahr 2020 die Coronapandemie auch das Einkaufsverhalten der Menschen veränderte, hatte Daniel Bertschi die Idee. Warum nicht viele Hofläden und Produkte von Produzenten zusammenfassen und als Lieferdienst anbieten?
Das Angebot sollte hauptsächlich aus der Region Seetal bestehen, wie der Name verrät. Also habe er, relativ unkompliziert, einfach die Produzenten angerufen und anschliessend habe man sich getroffen und das Angebot ausgearbeitet. Denn das Ziel sei, dass sich jeder die Produkte leisten könne. Das Unkomplizierte habe er übrigens beibehalten, wer ein Produkt habe, das er über den Regiomarkt oder den Lieferdienst verkaufen möchte, solle einfach anrufen.
«Jeder soll sich die Produkte leisten können.»
Daniel Bertschi, Gründer des Lieferdienstes Seetal und des Regiomarktes Hochdorf.
Quereinsteiger im Business
Daniel Bertschi, gelernter Zimmermann: «Dass ich nicht aus der Landwirtschaft komme, sehe ich als Vorteil, denn ich habe weder einzelnen Personen oder Betrieben noch Produktionsformen gegenüber Vorurteile.» Seine Frau, welche die Fotos für den Webshop macht, arbeitet als Medizinische Praxisassistentin.
Der Standort des Lieferdienstes befindet sich seit der Lancierung in Hochdorf in der «Alti Cherzi», einem KMU-Center, in welchem Bertschi bereits einen Geschäftssitz mit seinem bisherigen Unternehmen hatte. Deshalb sei nun auch der Regiomarkt in Hochdorf.
Mithilfe der Hochschule
Am Anfang stand ein Businessplan. Und um diesen noch zu erweitern, habe er die Geschäftsidee an der Hochschule angeboten, und es habe tatsächlich jemand seine Bachelorarbeit über den Lieferdienst geschrieben. Das sei für junge Unternehmen, sofern man sechs bis zwölf Monate vorgängig Zeit mitbringe, eine gute Gelegenheit, die eigene Idee von einer anderen Seite anzugehen. Mit den Zahlen und Fakten und auch mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen lasse sich für wenig Geld viel profitieren. Dies könne er nur weiterempfehlen, meint der engagierte Unternehmer, egal in welcher Branche.
Damit habe er sich dann im Jahr 2021 bei der Alternativen Bank für den Innovationsfonds und 2022 bei der Albert-Köchlin-Stiftung für ein Wandeldarlehen beworben. Beides habe er erhalten und konnte damit und mit dem Verkauf seiner Firma Ende 2022 den Regiomarkt eröffnen. So finden seine Kunden auf der Website die Produkte, die sie entweder online bestellen können und sich mit dem Lieferdienst einmal pro Woche bequem nach Hause liefern lassen können. Oder sie können diese nutzen, um zu sehen, was es im Ladenlokal zu kaufen gäbe. Fabian Gaier, Leiter des Lieferdienstes und Mitarbeiter im Laden, erklärt, es sei durchaus so, dass die Leute zuerst sehen wollten, was im Geschäft zu kaufen sei, bevor sie den Weg auf sich nehmen würden.
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Standort des Regiomarktes
Das bestätigt auch Daniel Bertschi. Es sei erwiesen, dass Kunden bei einer Einkaufstour an maximal drei verschiedenen Stationen einkaufen. Da komme ihnen der Standort, direkt neben dem Grossverteiler eher gelegen, als dass er ein Hindernis sei. Denn wer mit dem Auto unterwegs sei, parkiere meistens in der Einstellhalle, und deren Ausgang liege direkt neben dem Regiomarkt. Er merke, dass viele Kunden zwar beim Grossverteiler die Alltagseinkäufe machen, aber bei ihm dann noch «öppis Feins» einkaufen. Wie beispielsweise die Erdbeeren, die nicht nur das Logo des Regiomarkts zieren, sondern auch die Kund(innen) in leuchtender Frische zum Anhalten und Einkaufen einladen. Es bestehe aber auch die Möglichkeit für Firmen, ein Obst-Abo abzuschliessen oder Kunden- und Mitarbeitergeschenke zu bestellen.
Kunden wünschen Kontakt
Für die Produzenten halte man es möglichst unkompliziert, meint Fabian Gaier. Er bestelle die Produkte und hole sie am nächsten Tag direkt bei den Landwirten ab. Den Hauptumsatz mache man mit Fleisch, Milchprodukten und Brot. Gerade beim Fleisch merke man gut, dass die Kunden Beratung und den persönlichen Kontakt wünschen. Häufig würden Kunden auch die Produzenten kennen und es schätzen, dass sie deren Produkte zentral einkaufen können. [IMG 3]
Produzenten gesucht
Zudem würden sie an den Tagen, an denen der Laden geöffnet habe, ein Mittagessen kochen, jeweils aus Produkten, die sie im Laden führen. Fabian Gaier: «Das ist super, so können wir, zur Vermeidung von Food Waste, Produkte nutzen, die bald wegmüssen, und die Kunden können sie in Form eines Mittagessens degustieren, wie zum Beispiel ein Granotto oder eine Lamawurst.» Das Mahl kann vor dem Laden an den paar Tischen, die dazugehören, genossen werden.
Geplant ist, das Angebot noch zu erweitern, mit Sandwiches oder Torten. Sowieso seien sie immer offen für neue Produkte, meint Daniel Bertschi. Gerade in den Bereichen Gemüse, Müesli, Teigwaren und auch bei eingemachten Produkten seien sie offen für neue Produzenten.