Greti und Hardy sonnen sich genüsslich auf der Wiese und grunzen vor sich her. Auch die Laufenten, wie weisse Schneetupfer auf dem Gras, haben sich rundherum verteilt, um Sonne zu tanken. Hier, im Hobby-Zoo von Judith Schwarzenbach in Grossaffoltern BE, fühlen sich die zwei Minipigs offenbar ziemlich wohl.

«Einen Zoo zu haben, ist eigentlich nie der Plan gewesen, sondern eher ein ‹geheimer› Wunsch», sagt Judith Schwarzenbach, die nun bereits seit über zwanzig Jahren ihren Hobby-Zoo mit allerlei Tieren betreut. Doch alles von Anfang an: Schon als Kind habe sie immer gerne Tiere gehabt. In der Stadt gab es da nicht so viele Möglichkeiten, damals hatte sie einen Hamster. Mit zwölf kam sie als Pflegekind auf einen Bauernhof im solothurnischen Schnottwil. «Die Kühe, die Katzen, der Hund; das gefiel mir sehr, der ‹Bäri› war mein Freund». [IMG 2]

Ein Zoo entsteht

Und doch war immer klar, dass Judith Schwarzenbach Coiffeuse werden will: «Das war ein klarer Fall, ich habe schon immer gerne andere Leute frisiert und ging gar nichts anderes schnuppern.» Als sie Ende der Achtzigerjahre mit ihrem Ehemann nach Grossaffoltern zog, arbeitete sie im Coiffeursalon im Dorf und übernahm diesen schliesslich.

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Dass der Zoo entstanden sei, habe sich einfach so ergeben, sagt Judith Schwarzenbach. Eine Bekannte im Dorf hatte Ziegen, konnte diese aber nicht behalten. Da sie etwas Fläche zur Verfügung hatten, boten sie an, die Ziegen, probeweise zu sich zu nehmen – und sie blieben. «Wir sagten uns, wenn wir Geissen haben, können wir ja auch gleich noch ein paar Hühner zu uns nehmen». Schlussendlich kam ein Geissbock dazu, der für Nachwuchs sorgte, Enten und ein «Säuli». Am heutigen Standort am Brunnacher ist der Zoo erst seit 2014. Der alte Standort musste aufgegeben werden, weil das Land von den Verpächtern für andere Zwecke gebraucht wurde. 

Vorwitzige Hennen

[IMG 3] Mittlerweile sind die ersten Tiere alle gestorben und neue dazugekommen. Nebst den Minipigs und den Laufenten leben im Zoo Brunnacher die zwei Burenziegen Oskar und Tschaggo, einige Zwerghühner der Rasse Chabo unter der Leitung von Gockel Caruso, die scheue, aber schlaue Schaf-Seniorin Lady, die zwei Zwergziegen Moritz und Bänz und die Kaninchen Lexi und Lumpi.

Dann sind da noch die zwei zutraulichen Hühner Bernadette und Trudi, die einen Fuchsangriff überlebt haben und aufgepäppelt wurden. «Die stehlen auch schon mal unsere Salzstängeli beim Apéro oder hüpfen uns auf den Schoss», sagt Judith Schwarzenbach, die sich sichtlich über den Schabernack, den ihre Tiere im Kopf haben, amüsiert. Sie tollt auch mal gerne mit ihren Burenziegen auf der Weide umher.

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«Central Park» im Dorf

Die Tiere seien ein guter Ausgleich zu ihrer Arbeit, sagt Judith Schwarzenbach. «Mit den Tieren kann ich lachen, sie holen mich herunter und sie beruhigen mich». Jeden Tag verbringt sie etwa eine Stunde in ihrem Zoo. Sie bekommt auch Hilfe von Anwohnern, die sich engagieren, finanziell oder mit Arbeit. Nicht zuletzt, weil der Zoo inmitten von Neubauten steht, die in den letzten Jahren dazugekommen sind. «Fast wie der Central Park in New York», sagt sie, dadurch hätten sich Kontakte ergeben. Regelmässig veröffentlicht sie auch News vom Zoo im «Öpfublatt», dem Mitteilungsorgan der Gemeinde. Auch dadurch würden sich oft Gespräche ergeben, erzählt die gesellige 50-plus-Jährige. 

Von Dienstag bis Samstag ist sie im Coiffeurgeschäft. An zwei bis drei Abenden in der Woche füttert jemand anders die Tiere. Es sei schon ein etwas teures Hobby, findet sie, aber andere hätten das ja auch. Über die Homepage bietet sie auch Tierpatenschaften an.

Im Dorfladen kann sie regelmässig Frischware abholen, die nicht verkauft wurde. So ist Judith Schwarzenbach heute gerade daran, die weissen Spargeln für die Schweinchen zu rüsten. Auch altes Brot bekommt sie teils von Dorfbewohnern, der Bäckerei, oder sie geht bei einem Detailhänder Brot vom Vortag für einen billigen Preis kaufen. Heu und Stroh werden ihr gespendet.

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Salzstängeli-Raub geklärt

Nicht nur jedes Tier hat seinen Platz im Gehege des Brunnacher-Zoos. Der Pavillon zwischen Ginko, Birnenbaum und Birke lädt ein zu Mussestunden nach einem Grillabend im Sommer oder zu einem Fondue im Winter. Aber auch die Kaninchen schleichen sich ab und zu hinein und machen auf der weichen Unterlage des Sofas ein Nickerchen. Und so erklärt sich auch der Salzstängeli-Raub der frechen Hühner.

Für die Zukunft des Zoos wünscht sich Judith Schwarzenbach gesunde Tiere und dass der Fuchs nicht mehr kommt, «und dass ich hier bleiben kann, das Land ist ja nur gepachtet». [IMG 8]