Bauernhofspielgruppen sind wie Hoflädeli, sie funktionieren am besten dort, wo eine grosse und nicht landwirtschaftliche Bevölkerung wohnt. In Stadtnähe beispielsweise, könnte man denken. Mag sein, aber auch Yvonne Lustenberger hat eine Warteliste für ihre Bauernhofspielgruppe in Escholzmatt LU in der Biosphäre Entlebuch, einige Kilometer ausserhalb des Dorfes.

Das Büro hatte sie «gesehen»

Die 40-jährige gelernte Kauffrau arbeitete zuletzt als Gemeindeschreiber-Stellvertreterin. Das Administrative hatte sie dann aber irgendwann «gesehen».

«Mein Berufswunsch war ursprünglich Kindergärtnerin», erzählt sie. Seit 2010 führt ihr Mann Roland den Betrieb Fuchshaupt. Der gelernte Zimmermann wurde Landwirt auf dem zweiten Bildungsweg. Auch, weil die Liegenschaft damals noch deutlich kleiner war. Seitdem haben sich die Flächen und somit die Tierzahlen durch Kauf und Pacht mehr als verdoppelt. Vor zwei Jahren haben Lustenbergers eine stattliche Milchviehscheune für 60 Kühe gebaut. Der Landwirtschaftsbetrieb ist in erster Linie Sache von Roland, unterstützt wird er von seinem Vater, einem Teilzeitangestellten sowie weiteren Helfern bei Arbeitsspitzen.

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In der Bäuerinnenschule machte es Klick

Nebst der Betreuung der beiden Kleinkinder Leonie (3) und Laura (6 Monate) führt Yvonne Lustenberger die Bauernhofspielgruppe Fuchshaupt. Dies seit 2017. Heute gibt es zwei Bauernhofspielgruppen im Entlebuch. Eine im «unteren Amt» in Entlebuch bei Familie Zemp. Und eben Lustenbergers im «oberen Amt», wie Einheimische zu sagen pflegen. Die Idee dazu hatte Yvonne Lustenberger während der Bäuerinnenschule. In einem Modul referierte die Solothurnerin Judith Pfefferli, eine erfahrene Leiterin, rund um Bildung auf dem Bauernhof. «Da hat es bei mir sofort Klick gemacht», sagt Lustenberger. Zusammen mit ihrer Kollegin, mit der sie noch heute die Spielgruppe leitet, absolvierte sie die erforderliche Ausbildung.

«Drinnen und draussen sein mit den Kindern ist für mich die ideale Kombination», vor allem auch in den kälteren Jahreszeiten, sagt Yvonne Lustenberger. Zum Betrieb Fuchshaupt gehört auch eine auf 1000 m ü. M. gelegene Liegenschaft. Dort geht sie mit den Kindern häufig in den Wald. Ansonsten gibt es auf dem Hof mehr als genug Orte, um zu erleben und zu spielen. Etwa der neue Spielplatz, der Spielgruppengarten oder die vielen Tiere von den Hühnern bis zu den Kühen. Und nicht zu vergessen: Spielgruppenhund «Mira». «Sie ist von Anfang an dabei und lässt sich von Kindergeschrei nicht aus der Ruhe bringen», sagt Yvonne Lustenberger.

Betriebszweig auf eigene Rechnung

Mittwoch und Freitag kommen je 15 Kinder im Vorschulalter auf den Hof. Dies für drei Stunden. Nebst ihrer Kollegin wird sie bei Bedarf auch von ihrer Nachbarin unterstützt. Das Ganze muss auch vor- und nachbearbeitet werden. «Ihre» Kinder kommen vor allem aus der Standortgemeinde Escholzmatt, wo die Eltern dafür Betreuungsgutscheine erhalten, aber vermehrt auch aus umliegenden Gemeinden. Die typischen Eltern als Kunden gebe es nicht bei ihr, sagt sie. Darunter seien Lehrer, Handwerker, aber auch Bäuerinnen und Bauern.

Die Nachfrage ist gross. Vor fünf Jahren waren es noch sechs Kinder. Mit den beiden Gruppen à je 15 Kinder sei man nun ausgebucht. Anwesend sind immer zwei Leiterinnen. Die Eltern bezahlen pro Kind und Stunde 10 Franken. Yvonne Lustenberger führt die Spielgruppe auf eigene Rechnung als separaten Betriebszweig. Wenn ihre beiden Kinder mal ein wenig grösser sind, sei ein dritter Vormittag ein Thema. Nebst Kindern, Spielgruppe, Haus und Betriebsbüro bleibt für Yvonne Lustenberger nicht auch noch Zeit, um auf dem Hof mit anzupacken. «Ich war schon vorher nicht die Bäuerin, die noch die Kälber tränkte», sagt sie. Aufgewachsen ist sie nicht auf einem Bauernhof. Mit ihrer Rolle auf dem Betrieb ist sie glücklich. Von der Administration mal abgesehen. «Was früher als Kauffrau eigentlich meine Stärke war, bleibt heute ein wenig liegen», sagt sie mit einem Lächeln.

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Bereits 100 Kinder betreut

Nebst der Spielgruppe verplant sie aktuell nicht allzu viel und nimmt es «vorewäg». Als Hobby bleibt einmal pro Woche Yoga. Und natürlich der Garten. Die Kinder geben den Takt vor. Planlos ins Abenteuer Spielgruppe habe sie sich dann aber doch nicht gestürzt. Etwa bei ihrer erfahrenen Kollegin in Entlebuch habe sie sich einige gute Tipps abgeholt. Der Aufbau folgte dann schrittweise.

Wichtig ist ihr das Verhältnis zu den Eltern. «Schliesslich vertrauen sie uns ihr Kostbarstes an.» Für Interessierte gibt es einen Tag der offenen Tür und vor dem Start ins neue Jahr einen Elternabend. Gegen 100 Kinder gingen seitdem im Fuchshaupt ein und aus. Begleitet vom Maskottchen, natürlich einem Fuchs.

Grosses Wiedersehen

Nicht «nur» Melkroboter-Interessierte treffen sich diese Woche bei ihnen am Tag der offenen Tür (Kasten unten). Alle aktuellen und ehemaligen Spielgruppenkinder mit Familien treffen sich im Rahmen des 5-Jahr-Jubiläums zu einem Brunch, um die 250 Personen. Darauf freut sich Yvonne Lustenberger besonders.

Tag der offenen Tür

Die zwei Familienbetriebe Schwandgut (Franz und Rebecca Schöpfer) und Fuchshaupt (Roland und Yvonne Lustenberger) sind Nachbarn und haben beide in den letzten Jahren in die Milchproduktion investiert, mit Melkrobotern von Lely. Samstag und Sonntag, 9. und 10. September, in Escholzmatt LU, 10 bis 17 Uhr, Festwirtschaft, Kinderprogramm, Samstagabend mit Festbetrieb und den «Aentlibuecher Giele». 


Fünf Fragen an Yvonne Lustenberger

Was können Sie besonders gut?

Ich bin geduldig mit Kindern.

Worüber können Sie ­lachen?

Mit den Kindern, sie sind so ehrlich.

Was macht Sie schlaflos?

Wenn etwa ein grosser ­Anlass ansteht und es noch viel zu organisieren gibt. Ansonsten schlafe ich gut.

Ihr Lieblingsplatz?

Das «Bödeli». Dort, wo sich unsere Waldspielgruppe befindet.

Rezept für Entspannung?

Ab in den Garten. Zum Jäten oder Setzen. Einfach ein wenig die Erde spüren. Dort kann ich abschalten und es verhilft zu neuen Ideen.