Saftige, grasige und frühe Weiden erwarteten uns im Frühling. Zeitig konnten wir in den Alpsommer starten. Die höheren Alpen mussten sich etwas gedulden. Gebietsweise machte die Trockenheit zu schaffen. Mit dem Wasser mussten viele sehr haushälterisch umgehen. Im August erreichte uns eine heisse Schönwetterperiode. Darauf folgten grosse Regenmengen und in hohen Lagen Schnee. Den Sommer in Worten kurz zusammengefasst. Ein Alpsommer ist viel mehr als ein paar Worte. Es ist Arbeit, Ausdauer, Emotionen … und vor allem Heimat (im Herzen)!
Mangel an Alppersonal
Doch auf den Alpen war auch diesen Sommer wieder einiges in Bewegung. Kurz nach dem Bestossen der Alpen wurden wieder Älpler gesucht. Ich denke, dies ist jeden Sommer der Fall. Dieses Jahr häuften sich diese Fälle zu Beginn der Alpzeit. Es ist nicht nur auf den Alpen ein Problem, auch im Tal werden Fachkräfte gesucht und oft nicht gefunden. Doch staune ich sehr, dass Älpler einfach so bei Nacht und Nebel die Alp verlassen. Konflikte im Team sind immer wieder aktuell. Gespräche kreisen immer und immer wieder um dieselben Themen. Schade, wenn keine Lösung gefunden wird.
Das Thema Grossraubtiere bleibt auch in diesem Sommer schwierig. Der Herdenschutz ist an sein Limit gekommen. In Graubünden sind bis jetzt weniger Risse als im Vorjahr gemeldet. Im vergangenen Herbst/Winter wurden von der Jagdaufsicht verschiedene Regulationen vorgenommen. Ob dies der Grund für weniger Risse ist, kann ich nicht abschliessend beurteilen. Soll die Alpwirtschaft erhalten bleiben, muss die Politik jedoch zwingend handeln! Es ist unsinniges Wunschdenken, Wölfe bedingungslos in unseren Weidegebieten zu dulden.
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Erleichterung nach Mühen
Hin und wieder erreichen mich Fotos und Nachrichten von Älplerinnen und Älplern. Zufrieden und glücklich mit sich und der Alpenwelt, so soll es sein. Das Wetter ist für uns oft ein entscheidender Faktor. Bei schönem Wetter und gutgrasigen Weiden ist es einfach schön auf der Alp. Ziehen Gewitter auf, dazu noch heftige mit Hagel, wird es dann schon mal ungemütlich. Bei starken Regenfällen und Schneewetter, die auch Hochwasser mit Muren bringen, sind wir gefordert. Wir müssen mit dem Alpmeister zusammen Entscheidungen zur Weideführung treffen und das Vieh auf sichere Weiden treiben. Sind solche Ereignisse überstanden und alle noch wohlauf, sind wir erleichtert und zufrieden.
Die ersten Alpen haben bereits entladen und sind wieder ins Tal gezogen mit dem Vieh. Alpabzüge finden im ganzen Alpenland statt. Viele Leute erfreuen sich an den geschmückten, heimwärts ziehenden Tieren und Älplern. Für mich wird es dann irgendwann auch so weit sein, dass ich nach Hause ziehen muss. Die Bauern werden kommen, ihre Tiere einladen und talauswärts fahren. Ich werde wie jedes Jahr am Tor stehen und einige Tränen verdrücken. Viele schöne Erinnerungen an den Sommer werden bleiben und mich durch den Winter begleiten.
Alperlebnisse 2023
Im Älplerblog haben Älplerinnen und Älpler aus den Kantonen Graubünden und St. Gallen in loser Folge von ihren Erlebnissen während des Alpsommers berichtet.