Lass uns noch schnell einen Espresso trinken, bevor wir uns auf die eineinhalbstündige Reise begeben», ruft mein Mann aus dem unteren Stock. «Sollten wir Richtung Zürich im Stau stehen, kann es länger dauern.» Ich schalte die Kaffeemaschine ein, und was steht auf dem Display? «Restwasserschale leeren.» Üblicherweise schütten wir den Kaffeesatz und das Restwasser an die Füsse von Bäumen und Sträuchern und an Stellen, die von auswärtigen Katzen als Klo missbraucht werden. Keine Zeit jetzt, schnell das Restwasser im Abwaschbecken und den Kaffeesatz im Abfallkübel entsorgen und mit viel Lärm und ein bisschen Gefluche die Schale wieder reinschieben in den Automaten. Eine Sekunde lang leuchtet auf dem Minibildschirmchen «Bitte wählen Sie Ihr Produkt» – und weg ist die Einladung.

Die Maschine will nicht, wie sie soll

Dafür schreibt der Automat «Restwasserschale fehlt». Also gehorsam die Schale herausgezogen und wieder hineingeschoben. Eine Sekunde lang leuchtet es, siehe oben und dann: «Schale fehlt». Ich trockne die Kontakte an der Schale und schiebe sie wieder hinein. «Restwasserschale fehlt», heisst es. So geht es minutenlang, ich schimpfe immer lauter und mein Mann fragt: «Wie lange dauert es, bis wir khäffele können?» Nachdem ich meine Geschichte erzählt habe, entfernt er die Schale, reinigt sie gründlich und trocknet sie ausgiebig ab. Schiebt sie rein und – hurra! – der Automat funktioniert.

Verständnis kannst du keines erwarten von den Maschinen

Einmal mehr wundere ich mich, welche Macht Geräte, Apparate und Maschinen über uns haben. Wenn sie nicht mitmachen wollen, dann wollen sie nicht. Da hilft kein Betteln, kein Schimpfen, kein Drohen, kein «Büs-büs», kein Streicheln. Ihr Hirn funktioniert nicht verständnisvoll wie unseres. Es kennt kein Erbarmen und ist nicht bestechlich. Auch wenn ich mit einem Zehnernötli winke, bleibt es bei seiner Meinung.

Will der Drucker nicht, so will er eben nicht

Kürzlich wollte ich an meinem Laserdrucker – er ist älteren Datums und hat mich jahrelang nie im Stich gelassen – einen Brief ausdrucken. Mehrfarbig. Das Gerät zeigte mir an, dass eine der vier Tonerkartuschen leer sei.Egal, dachte ich und befahl: «Schwarz/weiss drucken». Ich konnte tun und schimpfen wie und so viel ich wollte, das Gerät reagierte nur mit dem immer gleichen Hinweis. Wie sieht es aus bei Robotern am Arbeitsplatz mit künstlicher Intelligenz (KI), von der heutzutage viel die Rede ist und die uns als vielversprechend dargestellt werden? Ich lese, Roboter seien präziser, schneller, stärker und unter allen Umgebungsbedingungen einsetzbar. Sie würden nicht krank und nicht müde und würden auch gefährliche und unbeliebte Arbeiten erledigen. Das tönt ja wunderbar!

Der Mensch ist effizienter als eine Maschine - noch

Aber was ist, wenn unvorhergesehen Situationen auftreten? Sie haben zwar eine KI, aber können nicht selbst denken. Also brauchen sie (vorläufig noch?) menschliche Anleitung. Zudem haben Roboter keinen Sinn für Emotionen und kein Gewissen. Fachleute sagen, der Mensch gelte heute immer noch effizienter als der Roboter. Und das ist doch tröstlich. Besonders für ältere Leute wie mich und meinen Mann.