Am Donnerstag, 10. Oktober, startet in St. Gallen die 81. Olma, die grösste Landwirtschaftsmesse der Schweiz. Tausende Besucherinnen und Besucher strömen auch in diesem Jahr auf das Messegelände, um sich über aktuelle Themen der Landwirtschaft zu informieren, Tiere hautnah zu erleben und sich an regionalen Spezialitäten zu erfreuen. Die Messe, die in der Bevölkerung fest verankert ist, reflektiert mit ihrem Programm auch die Herausforderungen und Veränderungen, mit denen die Schweizer Landwirtschaft konfrontiert ist.

Milchproduktion im Fokus

Die diesjährige Sonderschau trägt den Titel «Unsere MilCH ist MehrWert» und beleuchtet die Bedeutung der Schweizer Milchproduktion. Sie zeigt auf, welche Vorteile heimische Milch sowohl für Konsumentinnen und Konsumenten als auch für die Tiere hat. Besonders im Fokus steht dabei, wie sich Schweizer Bäuerinnen und Bauern für das Wohl ihrer Tiere einsetzen und durch nachhaltige Produktion einen Beitrag zu einer ökologischen Landwirtschaft leisten. Die Sonderschau gibt Einblicke in moderne Milchbetriebe, thematisiert aber auch den Druck, dem die Produzenten ausgesetzt sind, um den Anforderungen von Markt und Konsumenten gerecht zu werden.

Wurst oder Bieridee?

Kaum ein Olma-Besuch kommt ohne die berühmte Olma-Bratwurst aus. Diese Brühwurst, die traditionell ohne Senf gegessen wird, ist ein fester Bestandteil der Messe und steht exemplarisch für die regionale Lebensmittelproduktion der Ostschweiz. Die Olma-Bratwurst, die aus Kalb- und Schweinefleisch sowie Milch und Gewürzen hergestellt wird, wiegt rund 160 Gramm und ist grösser als die reguläre St. Galler Bratwurst. Beide sind nach den Richtlinien des IGP-Labels geschützt und dürfen nur in der Ostschweiz produziert werden.[IMG 2]

Dass die Bratwurst eine zentrale Rolle spielt, zeigt sich auch in der kontroversen Neuerung dieses Jahres: Der Eishersteller Kalte Lust präsentiert eine «Bratwurst-Glace» mit Senf, die zwar mediale Aufmerksamkeit erregt, aber den Besuchern offenbar gemischte Reaktionen entlockt.

Zentraler Treffpunkt

Die Olma bietet nicht nur Unterhaltung und kulinarische Genüsse, sondern zeigt auch die Herausforderungen auf, vor denen die Schweizer Landwirtschaft steht. Der Druck auf die Produzenten wächst, sowohl ökologische als auch ökonomische Aspekte in Einklang zu bringen. Die Messe bleibt ein zentraler Treffpunkt, um diese Themen zu diskutieren und gleichzeitig den direkten Kontakt zwischen Stadt und Land zu fördern.​​​

Die BauernZeitung fragt: «Welche prägenden Erlebnisse verbinden Sie mit einem Besuch der Olma

Früher Qual, heute die erste Wahl
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Marco Fritsche, Journalist und Moderator

Die Olma ist eine Kindheitserinnerung. Früher war es ein Test meiner kindlichen Frustrationstoleranz, weil mein Vater häufig sämtliche Hallen ablaufen wollte. Am Schluss reichte es oft nur noch für einmal Zuckerwatte und eine knappe Karussellfahrt. Heute bin ich an der Olma meist aus beruflichen Gründen in den Hallen unterwegs und Zuckerwatte ist mir heute eindeutig zu süss. So ändert sich der eigene Geschmack und die Vorlieben, und die Olma ist heute anstatt Qual die erste Wahl. Und das sage ich nicht nur, weil ich stolzer Besitzer einer Olma-Messen-Aktie bin. dub

Immer wieder schön, dahin zurückzukehren
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Linda Fäh, Sängerin und Moderatorin

Als Ostschweizerin, die «ennet em Ricke» aufgewachsen ist, in Benken SG, habe ich trotz der Distanz zu St. Gallen einen Bezug zur Olma. Ich war schon in diversen Funktionen an der Olma, habe dort damals fürs TV Ostschweiz schon Sendungen moderiert, war mal mit Nöldi Forrer als Jasserin am Start und in diesem Jahr werde ich für die Laveba im Einsatz stehen. Ich war aber in der Vergangenheit auch ab und zu privat, mit einer Freundin, an der Olma und genoss die Vielseitigkeit. Es ist immer wieder schön, dahin zurückzukehren. dub

Habe mich an der Olma verliebt
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Nicolas Senn, Musiker und Moderator

Die Olma ist für mich für eine der folgenschwersten Begegnungen meines Lebens verantwortlich. Als etwa vierjähriger Knirps habe ich dort die Alderbuebe gehört und mich ins Hackbrett verliebt. Mit sieben durfte ich dann endlich in die Hackbrettstunde. Heute bin ich immer noch mit meinem ersten Hackbrett unterwegs und darf spannende Auftritte auf der ganzen Welt erleben. Die Olma ist für mich immer noch jedes Jahr ein Fixpunkt: Als stolzer Ostschweizer Messebesucher, aber auch mit dem Hackbrett als Botschafter für Appenzeller Käse. dub

Ein skandalöser Regelbruch
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Kommentar von Eric Morgenthaler

Die Olma 2024 hat begonnen und lockt mal wieder mit ihrem landwirtschaftlich geprägten Programm und vielen Traditionen. Doch reicht das heute überhaupt noch? Schliesslich dominierte in den Tagen vor Messebeginn ein skandalöser Regelbruch die Online-Schlagzeilen: An der Olma gibt es jetzt Bratwurst-Glace – mit Senf!

Die meisten wissen, dass Senf zur Bratwurst in St. Gallen, das dieses Jahr auch als Gastkanton «auf Bsuech dihei» ist, als verpönt gilt. Auch das Oltner Unternehmen, das sich für die eigenartige Glace-Kreation verantwortlich zeigt. Man ecke gerne an und wolle die Olma-Regel «auf die coolste Art brechen», heisst es aus Olten. Ob die Geschmackskombination auch ein Genusspotenzial hat, oder ob die Kreation lediglich als Marketing-Gag funktioniert, werden die Mutigsten wohl selber an der Olma herausfinden müssen.

Zu reden gibt sie jedenfalls, die süss-salzige Regelwidrigkeit. Und bei gutem Marketing kann man auch über kleinere Provokationen hinwegsehen. Die traditionelle, glacefreie Olma-Bratwurst bleibt vom Senfgeschmack ja unberührt. Und überhaupt strotzt die Messe weiterhin so vor Traditionen wie Säulirennen, «Gitzi schöppelen», Schwinget, Preisjassen und Tag der Bäuerin, dass eine einzelne Glacesorte kaum auffallen wird. Die Glace-Saison ist ja eigentlich sowieso vorbei – egal ob mit oder ohne Senf. e.morgenthaler@agrarmedien.ch