Mit meinem Mann zusammen hieve ich das Fuchsienbäumchen auf den Frontlader zu den anderen Blumenstöcken. Das erste Mal, dass wir beide die Blumenkübel ins Winterquartier verfrachten. Noch letzten Herbst war das eine der unzähligen kleinen Arbeiten, die mein Schwiegervater erledigt hatte. Rechen flicken oder den Hühnerhag ausmähen, all das war «Grossdädi-Arbeit». Wie viel er gemacht hat, bemerken wir erst jetzt.
Mit einem verschmitzten Lächeln
Das Winterquartier der Blumen befindet sich im Stall, im Keller unter dem Futtertenn. Spuren des Schwiegervaters befinden sich auch hier, im Gedächtnis das Bild, wie er oben auf der Treppe steht, mit einem verschmitzten Lächeln und fröhlich einen Apfel essend. Mir war vor Schreck damals das Herz einen Stock tiefer gerutscht. Die Treppe ist steil, ohne Geländer und die Lähmung im Bein des Schwiegervaters war schon weit fortgeschritten. Ich habe ihn ordentlich ausgeschimpft, aber er ging mit seiner ihm eigenen Bedachtsamkeit Schritt für Schritt rückwärts die Treppe hinunter.
Ich schleppe die Töpfe vorbei an den leeren Apfelgestellen. Vor einem Jahr waren sie gefüllt mit Äpfeln und Birnen, die der Schwiegervater aufgelesen hatte. Heuer war die Ernte schlecht und ich hatte schlichtweg keine Zeit, das wenige Obst zusammenzuklauben.
Die Sprache verloren
Ich war oft im Altersheim, der Hirntumor von Theo forderte seinen Tribut. So kam nach der Lähmung des Beines auch der Arm dazu. Das Sprechen wollte nicht mehr recht und letztendlich gar nicht mehr. Das war ein schwieriger Moment für meinen Schwiegervater. Es ging ihm schnell schlechter und ich war noch öfter da, wollte meine Schwägerinnen unterstützen, die auch, wann immer möglich, vorbeikamen. Mein Mann konnte seinem Vater nicht beim Sterben zu sehen, er wollte ihn nicht krank in Erinnerung behalten. Natürlich haben wir alle das akzeptiert. Schliesslich durfte mein lieber Schwiegervater friedlich einschlafen.
Ein starkes Quittenbäumchen
Die Quittenwähe findet grossen Anklang beim Mittagessen. Drei Quitten hat das kleine Bäumchen getragen, das Theo gepflanzt hatte. Ein Wunder, der Sturm hatte das Bäumchen nämlich umgeknickt. Theo hatte es wieder aufgestellt und gut befestigt und nun dürfen wir die Früchte seiner Arbeit geniessen.
Täglich treffe ich auf Spuren von Grossdädi. Sie schmerzen, doch sie trösten auch, denn sie machen ihn unvergessen.
Die Autorin: Ruth Bucher aus Buochs im Kanton Nidwalden betreibt mit ihrem Mann Milchwirtschaft und Schweinezucht in einer Betriebsgemeinschaft. Sie ist Tanzleiterin einer Trachtengruppe und liebt das Werken im Garten und in der Bastelstube.