«Das Bäuerliche Sorgentelefon – grüezi. Wie kann ich Ihnen helfen?» Am anderen Ende der Leitung begrüsst mich die traurige Stimme eines Mannes. Sein erster Satz: «Wissen Sie, es ist nicht einfach für mich. In meinem Familienkreis gibt es eine Person, die ich fest vermisse. Streitigkeiten bei Hofübergabe haben uns damals auseinandergebracht. Der Kontakt zueinander ist schon viele Jahre abgebrochen.»

«Es fühlt sich so schwer an»

«Mit dem Älterwerden wird mir immer mehr bewusst, dass damals nicht alles richtig und gut abgelaufen ist», erzählt er weiter. «Hadern nützt nichts. Was war, kann man nicht mehr ändern. Doch ich finde einfach meinen inneren Frieden nicht und ich habe Angst, nach all den Jahren, den ersten Schritt zu machen. Es fühlt sich so unendlich schwer an und ich weiss nicht, was ich tun soll.»

Mit gezielt gestellten Verständigungsfragen machte ich mir ein etwas besseres Bild über seine Familiensituation und den Hof. Gemeinsam suchten wir nun nach Möglichkeiten, wie er den ersten Schritt der Kontaktaufnahme zu seiner Schwester angehen könnte.

Ein Brief als Anfang

Motiviert wollte er gleich heute einen Brief an seine Schwester verfassen, den er anderntags mit einem Blumenstrauss vom Floristikladen ausliefern lassen werde. Ich gab ihm mit auf den Weg, dass er auf seine Geste nicht sofort eine Reaktion von seiner Schwester erwarten dürfe. Allenfalls benötigt sie etwas Zeit und er müsse geduldig sein. Für weitere Begleitung dürfe er ungeniert erneut beim Bäuerlichen Sorgentelefon anrufen.

Auf unserem Lebensweg tragen wir einen Rucksack, in den wir immer wieder mal schwere Steine einpacken. Irgendwann ist die Last zum Tragen zu schwer geworden. Spätestens dann zwingt uns unser Leben dazu, anzuhalten.

Was will man weiter mittragen?

Das kann durch ein plötzliches Auftreten von gesundheitlichen Problemen geschehen oder in Form von Schicksalsschlägen. Es liegt nun an uns, jeden einzelnen Stein im Rucksack anzuschauen und zu entscheiden, ob man diesen weiter mittragen will oder nicht. Es gilt Altlasten zu bereinigen, anderen die Hände zu reichen, sich zu versöhnen, mit sich selbst und den anderen Frieden zu schliessen.

Das Jahresmotto 2024 vom Bäuerlichen Sorgentelefon lautet: «Alles, was ihr tut, tut aus Liebe.»

Wenn wir uns im täglichen Handeln stets an diesen Spruch besinnen, werden wir uns vorgängig ganz bewusst überlegen und entscheiden, ob es sich lohnt, uns diesen Stein in unseren Rucksack einzupacken oder nicht. Davon bin ich überzeugt.

Das Team vom Bäuerlichen Sorgentelefon ist für Sie da, rufen Sie uns an.

Tel. 041 820 02 15

Montagvormittag (8.15–12 Uhr), Dienstagnachmittag (13–17 Uhr) und Donnerstagabend (18–22 Uhr).

www.baeuerliches-sorgentelefon.ch