Winterzeit bedeutet Treberwurst-Zeit und damit eigentlich viel Arbeit für diejenigen Winzer, die in ihren Kellern die beliebte Spezialität anbieten. Eigentlich. Doch noch immer hält uns die Pandemie fest im Griff. Vor einem Jahr war die Situation klar, die Restaurants mussten geschlossen bleiben und damit auch die Carnotzet, die dem Gastgewerbegesetz unterstehen.

Take-away-Angebot für den Genuss zuhause

Heuer sieht die Situation für die Winzer(innen) ungewisser aus. Zwar dürfen sie mit Stand des Schreibens dieses Artikels ihre Weinkeller öffnen. Doch, ob das bis Ende der Treberwurstzeit im März so bleibt und, ob die Gäste denn auch so zahlreich erscheinen werden, wie vor der Pandemie, ist mehr als fraglich. So erklärt etwa der Bielerseewinzer Martin Mürset aus Twann, dass er weniger Anmeldungen verzeichnet als in anderen Jahren um diese Zeit. Er ist aber vorbereitet und bietet seine Würste, die sich von anderen qualitativ unterscheiden, auch für zu Hause an. Die Kund(innen) können sie abholen oder sich auch zuschicken lassen. Die mit Jus aus dem Brennhafen vakuumieren Würste können dann im Beutel in heissem Wasser erhitzt werden. [IMG 4]

Die Wurst mit weniger Fett ist beliebt

Die Mürset-Würste haben einen geringeren Fettgehalt als die herkömmlichen. Sie werden exklusiv für Mürsets von der Bigler Fleischwaren AG in Büren a. A. hergestellt. «Dadurch ist sie sehr, sehr beliebt», meint der Winzer erfreut, der bereits die ersten Treberwurstessen der Saison hinter sich hat.

Die Weinmenge könnte zum Problem werden

Die Treberwurstanlässe bieten Winzern eine gute Möglichkeit, ihre Weine direkt verkaufen zu können. Martin Mürset und seine Frau Elena sind sehr innovativ und bietet daneben durchs ganze Jahr hindurch verschiedene Events an. Doch da wäre ja auch noch das Thema des fehlenden Weines. Vor allem der fehlende Weisswein könnte zum Problem werden. Denn: «Vorsichtig ausgedrückt war das Weinjahr 2021 eine Katastrophe», erklärt der Winzer. Er weiss daher nicht, ob sein Wein die gesamte Nachfrage der Kundschaft abdecken kann. Er ist jedoch froh, noch gut ausgebaute Rotweine von vorherigen, besseren Jahren am Lager zu haben. [IMG 5]

Die Stammkundschaft ist im Vorteil

Ähnlich sieht die Situation bei Fredi Marolf, Erlach, aus. Die Treberwurstessen habe bei ihm zwar nicht einen riesigen Stellenwert. Er bietet Ende April und im August Degustationstage an, bei denen er seiner Kundschaft den neuen Jahrgang direkt verkauft. «Ich kaufe keine Trauben zu», betont er. «Was wir heuer haben, wird sicher schnell verkauft», ist sich der Winzer daher sicher. Er werde schauen, dass er das Wenige auf seine Stammkundschaft aufteilen könne.

«Es hett, so langs hett»

Ist er ausverkauft, sei das halt so. Als Winzer dürfe man sich nicht nur auf ein Jahr abstützen. Ein Winzer lebe in den schlechten von den guten Jahren.

Die Ambiance im Carnotzet macht den Event aus

Auch bei Willy Tiersbier aus Schafis laufen die Vorbereitungen. Doch die Ungewissheit ist bei ihm gross, ob er alles wirklich auch durchführen kann und will. «Treberwurstessen leben von den Leuten, die da sind», erklärt er. Zusammensitzen und Geselligkeit sei wichtig. Wenn in einem grossen Raum dann nur sieben Personen sitzen, sei das eine sterile Sache, und er würde lieber verzichten.

Piwi-Sorten als Retter in der Not

Die Anlässe sind für Willy Tiersbier eine mittelgrosse Einnahmequelle. Wichtiger sei dabei vielmehr die Kundenpflege und Werbung. Bei der Traubenernte 2021 sei er mit einem blauen Auge davongekommen. Zwar sei sie gesamthaft gesehen so klein ausgefallen wie lange nicht mehr. Er ist aber froh, eine bedeutende Fläche pilzwiderstandsfähiger Sorten (Piwi) in seinem Rebberg zu haben. «Bei denen war die Ernte gut. Die haben uns gut abgestützt und helfen über den Rest hinweg», ist er erleichtert.

Weitere Informationen und Anbieter von Treberwurstessen finden sie hier.