Für einige Besucher gehört der Ochlenberger Weihnachtsweg zur Adventszeit dazu wie Weihnachtsgüetzi. Seit acht Jahren kann der Weg von Nelly und Daniel Jordi vom Jordi-Hof, Ochlenberg BE, besucht werden. Ein Rundweg führt vom Hof weg über Natur- und geteerte Strassen sowie einen Waldweg zurück zum Hof, der mit zahlreichen Lichtern festlich geschmückt ist und eine friedvolle Stimmung verbreitet. Auf der Strecke wird auf Tafeln die Weihnachtsgeschichte erzählt, welche durch liebevoll gestaltete Filzfiguren in acht Häuschen bildlich dargestellt wird. Abends sind die Häuschen zudem hübsch beleuchtet. Wer will, kann (zumindest in Corona-freien Zeiten), einen Stopp im Hofbeizli einlegen und sich mit feinen Sachen wieder aufwärmen. Heuer mussten die Gastgeber mehrmals die Bedingungen zum Besuch des Beizlis den aktuellen Massnahmen anpassen und nun sogar ganz schliessen. Dies bedauert Nelly Jordi sehr. «Denn jedes Jahr ergeben sich viele schöne Begegnungen und tolle Gespräche.» Auch die weitherum verstreute Familie komme sonst jährlich zu Besuch, wie auch ehemalige Schul- und Arbeitskollegen.

Die Geschichte bleibt

Während andere vergleichbare Angebote jedes Jahr eine neue Geschichte erzählen, ist es bei Jordis immer dieselbe. Das hat einen ganz bestimmten Grund, verrät die Bäuerin. «Für mich ist die Weihnachtsgeschichte sehr wichtig. Mein Grosi hat sie uns Kindern jedes Jahr erzählt.» An das erinnere sie sich gerne zurück, da es immer wunderschön gewesen sei. Durch eine Arbeitskreiskollegin sei sie dann auf die Idee gekommen, einen solchen Weg zu kreieren. «Das ist abgekupfert vom Weihnachtsweg Montpelon, Gänsbrunnen SO, das darf ich sagen», erzählt die Gastgeberin. Die gefilzten Figuren wurden von der damals frisch pensionierten Kindergärtnerin Vroni Weyermann in zahlreichen Stunden hergestellt. Die Sonntagsschullehrerin Anna Flückiger hat ausserdem die Weihnachtsgeschichte aufgeteilt und zu Papier gebracht.

Nacht- und Nebelaktion

Die neunte und letzte Station des Weges war bislang das Sing- und Trinkhüsli. Heisser Tee stand dort zur Verfügung und es wurde von den Besuchern viel gesungen. Öfters seien Familien ins Beizli gekommen und hätten gefragt: «Heiter üs ghört singe?», berichtet Nelly Jordi. Wegen der Corona-Massnahmen musste dies geändert werden. Flugs wurden eine Woche vor Eröffnung des Weges der Samichlaus und Engelsfiguren gefilzt und damit ein neuntes Häuschen kreiert. Aber Musik gibt es dort immer noch. Denn Jordis haben es geschafft, Musik einzurichten.

«Der Aufwand ist schon ziemlich gross.»

Nelly Jordi zur Arbeit, die der Aufbau des Weihnachtsweges mit sich bringt.

 

Betriebsspiegel Jordi-Hof

Betriebsleiter: Daniel und Nelly Jordi

Mitarbeiter: Keine, Tochter und Sohn, beide erwachsen, helfen bei Bedarf aus

Anbaufläche: 21 ha in der voralpinen Hügelzone

Produkte: Futterbau mit Weidebetrieb, wenig Weizen

Tiere: 22 Kühe zur Milchproduktion, eigene Aufzucht- kälber

Betriebszweige: vier Gästezimmer und Gästebewirtung für bis zu 40 Gäste

 

Viel Zeit ist nötig

Auch die Beleuchtung hatte die Familie beim Eröffnungsjahr vor grosse Herausforderungen gestellt. Wie sollen die Häuschen beleuchtet werden, wenn es weit und breit keinen Strom gibt? «Ich bin froh, sind damals diese batteriebetriebenen Timer-Lichterketten neu aufgekommen», erzählt Nelly Jordi. Diese können pünktlich zum Eindunkeln gestartet werden und leuchten dann sechs Stunden. Danach löschen sie automatisch und am nächsten Tag, um dieselbe Zeit wie sie am ersten Tag gestartet wurden, gehen sie wieder an. Die Batterien müssen jedoch jede Woche gewechselt werden. «Der Aufwand für den Weg ist schon ziemlich gross», berichtet die Bäuerin. Es müssen Löcher für die Stämme geschlagen werden, auf denen die Häuschen dann stehen. Zudem werden auf den Naturwegen drei Fuder Holzschnitzel verteilt, die später auch wieder weg müssen. Dazu kommt das Einrichten der Häuschen mit den Figuren und den Lichterketten. «Alles in allem gibt es eine gute Woche Arbeit», rechnet Nelly Jordi vor. Auch die jährlich wiederkehrenden Kosten dürfen nicht ausser Acht gelassen werden. Jordis drucken jährlich 5000 Flyer, die mit rund 300 Franken zu Buche schlagen. Dazu kommen 800 Franken für den Versand und die Kosten für die benötigten rund 320 Batterien. Als Sponsorin konnte die Mobiliar-Versicherung gefunden werden, die sich mit 500 Franken beteiligt.

Werbung für Hofbeizli

Der Besuch von Jordis Weihnachtsweg, der noch bis am 6. Januar geöffnet ist, ist kostenlos. Wer aber will, kann in einem Kässeli eine Spende abgeben. Für Familie Jordi ist der Weihnachtsweg in normalen Jahren ohne Corona ein guter Nebenerwerb. Aber nicht nur. Es ist auch Werbung für ihr Bed-and-Breakfast- und Gästebetreuungsangebot. «Für uns ist es extrem spannend», berichtet Nelly Jordi. Denn rund ein Drittel der Besucherinnen würde einen Stopp im Hofbeizli einlegen. Daraus hätten sich bereits zahlreiche Buchungen für Familien- und andere Feiern oder Anlässe ergeben. Das rührt wohl auch daher, dass Jordis die Flyer jedes Jahr in anderen Ortschaften verteilen und so auch immer wieder neue Gäste auf den Ochlenberg locken. Heuer sind die Einbussen im Hofbeizli jedoch massiv, bedauert Nelly Jordi, die auch im Besitz des Wirtepatents ist. Dieses hat sie gemeinsam mit einer Freundin erlangt und sich dabei sehr viel Wissen angeeignet. «Ich will den Wirtsleuten in nichts nachstehen», erklärt Nelly Jordi zu den Hintergründen dieser Ausbildung.

Weitere Ideen vorhanden

Sie und ihr Mann Daniel ruhen sich aber jetzt nicht einfach auf dem Erfolg aus. Sie haben weitere Pläne, um ihre Gästezimmer in den Buchsi-Bärge noch attraktiver zu machen. Bereits wurde ein Barfussweg kreiert und eine Sauna mit einer Kräutertrocknung installiert. Nelly Jordi ist überzeugt, dass ihre Angebote nicht nur ihnen selbst, sondern auch der Region neue Besucher bringen.

Weitere Informationen: www.jordihof.ch