Was sind aus kantonaler Sicht die besonderen Herausforderungen für die Landwirtschaft im neuen Jahr 2022 und wofür wollen sich die kantonalen Bauernverbände besonders einsetzen? Dazu nehmen die Präsidenten aus den sieben Kantonen der Region Zentralschweiz Stellung:
Christoph Hagenbuch, Präsident Bauernverband Aargau: «Wir werden im Kanton Aargau die Öffentlichkeitsarbeit noch stärker ausbauen. Es gilt, der Bevölkerung die moderne Landwirtschaft näherzubringen, auf Zielkonflikte hinzuweisen und unsere Bestrebungen zum Wohle einer intakten Umwelt konkret aufzuzeigen.
Mittels einer Gewässer-Initiative soll im Aargau erreicht werden, dass drainierte Flächen, insbesondere Moorböden, wieder vernässt werden. Natürlich wehren wir uns dagegen, dass fruchtbare Ackerflächen aus der Produktion genommen werden sollen. Zumal die Nahrungsmittelproduktion dann einfach «aus den Augen, aus dem Sinn» ins Ausland verlagert werden wird und dort durch Regenwaldabholzung neue Agrarflächen geschaffen werden.»
[IMG 2]Sepp Odermatt, Präsident Bauernverband Nidwalden: «Die Revision des kantonalen Landwirtschaftsgesetzes wollen wir mitgestalten und uns einsetzen für den dazu gehörenden Rahmenkredit. Da mit der Baudirektion noch kein Konsens betreffend Bauen ausserhalb der Bauzonen gefunden wurde, wird der Bauernverband sich weiter engagieren. Ein weiteres Thema wird die Entsorgung von Neophyten sein, sowie die Aufklärung der nichtbäuerlichen Bevölkerung.»
«Bei Einigkeit können wir viel erreichen.»
Simon Niederberger erwartet einen Zusammenhalt der Bauernschaft.
[IMG 3]Simon Niederberger, Präsident Bauernverband Obwalden: «Wenn die Landwirtschaft zusammenhält, kann viel erreicht werden. Der Bauernverband wird sich zusammen mit dem Landfrauenverband Obwalden für die Weiterentwicklung der ‹bäuerlichen Beratung und Vermittlung in schwierigen Situationen› engagieren. Wir sind überzeugt, dass dies ein nötiges und sinnvolles Projekt ist. Mit André Windlin als neuem Leiter des Amts für Landwirtschaft und Umwelt wollen wir gut zusammenarbeiten, wie das mit dem Vorgänger schon der Fall war.»
[IMG 4]Markus Kretz, Präsident Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband: «Wir wollen bei der Ausarbeitung des kantonalen Landwirtschaftsgesetzes, beim Projekt Geruch und Ammoniak Zentralschweiz sowie beim Aufbau der Versuchsstation Nährstoffflüsse von Agroscope eine aktive Rolle einnehmen. In der Raumplanung soll beim Wohnungsbau und der Gewässerraumausscheidung auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft eingegangen werden. Alle Betriebe der heterogenen Luzerner Landwirtschaft zu vertreten, ist für den Verband eine Herausforderung. Um bei den Konsumentinnen und Konsumenten glaubhaft auftreten zu können, ist es zwingend, dass die Landwirtschaft als Einheit auftritt.»
[IMG 5]Albin Fuchs, Präsident Bauernvereinigung Schwyz: «Aus meiner Sicht fehlt einem grossen Teil der Stadtbevölkerung das Verständnis für die Bauern. Ich erhoffe mir, dass der Graben zwischen Stadt und Land sich wieder schliesst. Schön war im vergangenen Jahr, wie alle Bäuerinnen und Bauern am gleichen Strick gezogen haben und sich bei den Agrar-Initiativen so eingesetzt haben. Ich bin sicher, dass es in Zukunft auch wieder so sein wird, insbesondere wenn es um die Existenz unserer Bauernbetriebe geht. Die letzten zwei Jahre haben gezeigt, dass gerne bei den regionalen Bauern eingekauft wird.»
«Vielen fehlt das Verständnis für die Bauern.»
Albin Fuchs hofft, dass sich der Graben zwischen Stadt und Land wieder schliesst.
[IMG 6]Wendel Loretz, Präsident Bauernverband Uri: «Wir sind in regem Austausch mit den Grünen Uri, um unsere Anliegen in diesen Kreisen zu deponieren und Verständnis zu wecken. Angedacht ist eine öffentliche Podiumsveranstaltung. Das Pilotprojekt ‹Wolfsfeuerwehr› ist auf positives Echo gestossen und soll mit einer Leistungsvereinbarung mit dem Kanton Uri weitergeführt werden. Nachdem der Landrat in der Budgetdebatte 100 000 Franken für die Unterstützung des Schleppschlaucheinsatzes gesprochen hat, hoffe ich, dass davon rege Gebrauch gemacht wird. In erster Linie sollen Flächen in Siedlungsnähe, die nicht in die Schleppschlauchpflicht kommen, trotzdem mit Schleppschlauch gegüllt werden. Die Landwirtschaft kann so nebst der Emissionsminderung etwas für das Image tun.
Bei landwirtschaftsrelevanten kantonalen Ämtern stehen personelle Wechsel an. Da gilt es, bei den ‹Neuen› unsere Anliegen für eine konstruktive Zusammenarbeit frühzeitig einzubringen. Ich persönlich werde nach sechs Jahren an der kommenden GV als Präsident zurücktreten, die Nachfolge ist aufgegleist.»
[IMG 7]Thomas Rickenbacher, Präsident Zuger Bauernverband: «Im dicht besiedelten und wirtschaftsorientierten Kanton Zug wird es vermehrt unsere Aufgabe sein, die Interessen der Landwirtschaft in Verwaltung und Politik zu tragen. Wir wollen für alle Beteiligten ein verlässlicher Partner bleiben. Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiges Thema. Wir stehen in der Pflicht, den Dialog zwischen den Konsumenten und den Produzentinnen zu fördern. Nur gemeinsam, mit der gesamten Wertschöpfungskette, können wir langfristig ein nachhaltigeres, umweltfreundlicheres Ernährungssystem voranbringen.
Ich wünsche uns allen den Mut, Bestehendes zu hinterfragen und neuen Ideen Platz zu schaffen. Unter dem Motto: Es gibt nicht einen Weg für alle – aber für alle einen Weg!»