Es war der 3. April 1983, als Hans Hänni seinen ersten Arbeitstag bei Fritz Hänni antrat. «Wir haben den Siloboden betoniert, ansonsten war es ein ganz normaler Tag», erinnert er sich. Heute, vierzig Jahre später, hat sich vieles verändert: der Betrieb, die Gebäude, das Umfeld. Nicht aber seine Anstellung auf dem Landwirtschaftsbetrieb der Familie Hänni aus Gasel.
Zwei Familien, ein Hof
Die beiden Männer kennen sich schon seit den Jugendjahren. Trotz gleichem Nachnamen seien sie aber nicht verwandt, sondern hätten sich in der Landjugend kennengelernt, erklärt Fritz Hänni. Als Fritz’ Vater in jungen Jahren starb und auf dem Betrieb Bauarbeiten anstanden, suchten Hännis nach einem Angestellten. Im gelernten Käser und Landwirt Hans Hänni fanden sie damals nicht nur eine Unterstützung für die anstehenden Arbeiten, sondern auch einen langjährigen Mitarbeiter.
«Am Anfang haben wir uns sogar das Zimmer geteilt»
Fritz Hänni über die Anfänge seiner Zusammenarbeit mit Hans.
Später zog Hans zusammen mit seiner Frau Therese in die neue Wohnung im Stöckli, wo auch ihre beiden Mädchen gross wurden. «Wir waren wie eine Grossfamilie», erinnert sich Margrit Hänni an das Zusammenleben der beiden Familien. Die insgesamt sechs Kinder seien wie Geschwister aufgewachsen und zusammen gross geworden, ergänzt Therese .
Anstellung statt Pacht
Zu Beginn seiner Anstellung war für die beiden noch nicht klar, wohin sie ihr Weg führen würde. Aufgewachsen auf dem Längenberg, habe sich Hans nach seiner Ausbildung zum Meisterlandwirt nach einem Pachtbetrieb umgeschaut. Als es beim zweiten Mal nicht geklappt habe, hätten sich Therese und Hans überlegt, auf dem Hof zu bleiben. Eine Entscheidung, die sie bis heute nicht bereuen. Entscheidung bereuen sie bis heute nicht und meinen: «Wir sind ja wohl hier.»
Gegenseitige Wertschätzung
[IMG 2] Obschon Hans eher im Stall und Fritz auf dem Gemüsefeld anzutreffen ist, gibt es auf dem Hof der Familie Hänni keine klare Arbeitsteilung. «Wir wissen beide über alles Bescheid und sprechen uns am Morgen jeweils kurz ab», erzählt Fritz. Viele Worte brauchen sie dabei nicht.
«Gingen wir mit den Kindern für ein paar Tage weg, konnten wir den Betrieb ohne Sorgen übergeben. Das ist echte Lebensqualität», zeigt sich Margrit Hänni dankbar. Und wenn beim «Heuet» Not am Mann sei, packe Hans auch an einem freien Sonntag mit an.
Hans hat immer für den Betrieb geschaut; so, als wäre es sein eigener
Andreas Hänni, führt heute zusammen mit seinem Bruder Jürg den Familienbetrieb.
Sein Engagement für den Hof wird von den Söhnen Andreas und Jürg Hänni geschätzt. Für die beiden Brüder war klar, dass die Betriebsübernahme nichts an der Anstellung ändern würde.
Freunde und Arbeitskollegen
Fritz und Hans schätzen sich heute nicht nur als Arbeitskollegen, sondern auch als gute Freunde. Nebst der Arbeit auf dem Hof teilen sie sich auch das Hobby und singen gemeinsam im Jodelklub.
Streit oder grosse Meinungsverschiedenheiten gab es in den vierzig Jahren kaum, sind sich die Männer einig. Über unterschiedliche Ansichten könne man immer diskutieren, meint Hans und ergänzt: «Die Arbeit mache ich aber so, wie es die Betriebsleiter haben möchten, denn sie sind die Chefs.» Schlussendlich sei es auch kein schönes Zusammenarbeiten, wenn man «verruckt ist übereinander». «Diese Einstellung von Hans ist wahrscheinlich das Erfolgsrezept für ein gutes Verhältnis», zeigt sich Margrit Hänni überzeugt.
Gemeinsam älter werden
Blickt Hans auf die letzten vierzig Jahre zurück, fällt ihm vor allem eines auf. «Heute hat man als Landwirt viel mehr Bürokratie als noch vor ein paar Jahren», meint er und fügt schmunzelnd an: «Aber damit habe ich zum Glück nichts zu tun.» Aber nicht nur im Büro, sondern auch im Stall sei durch die aufkommende Mechanisierung vieles anders geworden. So sei das anfängliche Melken mit Hängeeimer zuerst durch eine Absauganlage und dann durch den Melkstand im neuen Laufstall ersetzt worden.
Während in den letzten vierzig Jahren auf dem Hof fast jedes Jahr gebaut wurde, habe sich an der Beziehung zwischen den zwei Familien nicht viel verändert. «Ausser dass die Familien grösser und wir zusammen älter geworden sind», meint Margrit Hänni. [IMG 3]
Auf die Zukunft und die in fünf Jahren anstehende Pensionierung angesprochen, zeigt sich Hans ohne grosse Pläne. «Wenn wir gesund bleiben und meine Hilfe weiterhin begehrt ist, möchte ich auch mit der AHV auf dem Hof helfen.»
Betriebsspiegel
Name: Gebrüder Andreas und Jürg Hänni
Ort: Gasel
Betriebsfläche: 30 ha LN und 14 ha Wald
Arbeitskräfte: Die Betriebsleiter Andreas und Jürg Hänni, deren Eltern Margrit und Fritz sowie Hans Hänni als Angestellter.
Zertifizierung: IP-Suisse
Betriebszweige: Milchwirtschaft und Hofladen mit Direktvermarktung von Gemüse, Eiern und weiteren Hofprodukten.
Tierbestand: 50 Milchkühe und 30 Stück Aufzucht. Die Milch wird an Emmi geliefert. Dazu werden Legehennen gehalten, die Eier über Direktvermarktung abgesetzt.
Ackerbau: Gemüse, Erdbeeren, Kartoffeln, Mais und Gerste