Dominik Winzeler gibt sich nicht so schnell zufrieden. Das hat er beim Schwingen gelernt: Sich ein Ziel setzen und daraufhin arbeiten, bis er mit dem Resultat zufrieden ist. Diese Zielstrebigkeit lenkt er jetzt auf die Aufgabe als zukünftiger Betriebsleiter vom elterlichen Milch- und Ackerbaubetrieb im schaffhausischen Barzheim.

Genauere Anpaarung

Vater und Sohn stehen nebeneinander im luftigen, hellen Offenstall. Hinter ihnen fressen zufrieden 50 schwarz-weisse Hochleistungskühe ihre Silage- und Raufuttermischung. Leidenschaftlich diskutieren die zwei über die Zucht der Holsteiner. «Seit Dominik die Anpaarung übernommen hat, gibt es 2000 kg mehr Milch pro Kuh», erzählt Urs Winzeler stolz. Was der Vater einst mit den Katalogen, macht der Sohn heute mit der App «HolsteinVision». Dazu setzt er vermehrt auf die Nachzuchtprüfung. So ist eine viel genauere Anpaarung möglich, und es gibt nur noch selten eine Kuh, die enttäuscht.

Für den 24-Jährigen ist die Milchleistung zentral. Der Betrieb liegt ausserhalb von Barzheim, nur einige hundert Meter von der deutschen Grenze entfernt. Die Mehrheit der Betriebsflächen sind in Deutschland. Da es nicht angestammtes Land ist, gibt es von der Schweiz keine Direktzahlungen. Von Deutschland bekommen Winzelers gerade etwa einen Sechstel oder noch weniger pro Hektar als auf Schweizer Boden.

Betriebsspiegel

Urs und Brigitte Winzeler, ab 2026 Dominik Winzeler

Ort: Barzheim SH
LN: 60 ha, davon mehrheitlich in Deutschland.
Vieh: 50 Milchkühe mit Aufzuchttieren.
Ackerbau: Zuckerrüben, Kartoffeln, Mais, Weizen, Kunst- und Naturwiesen
Arbeitskräfte Vollzeit: Urs und Brigitte Winzeler, Dominik Winzeler
Aushilfen: Dominik Winzelers drei Geschwister

Möglichst viel Ertrag

«Bio funktioniert bei uns nicht!» ist Dominik Winzeler sicher. «Für uns gibt es nichts anderes als produzieren.» Dazu gehört eben die Produktion der Milch. «Möglichst viel Ertrag mit möglichst wenig Aufwand», das ist sein Zuchtziel. Leistung alleine genüge ihm nicht. Die funktionellen Merkmale müssten auch stimmen. «Was nützt mehr Leistung, wenn der Tierarzt einen Grossteil der Mehreinnahmen frisst?» Überhaupt ist Dominik von einer produzierenden Landwirtschaft überzeugt. Die brauche es, um den Selbstversorgungsgrad der Schweiz von mindestens 50 Prozent aufrechtzuerhalten.

Durchschnittlich 11 500 kg produziert jährlich eine Kuh auf dem Betrieb der Familie Winzeler – eine schöne Leistung, könnte man denken. Damit ist der Schwinger jedoch nicht zufrieden. Sein Ziel sind 14 000 kg, wie er es von seinen deutschen Berufskollegen kennt.

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Neues Melksystem geplant

Dazu ist Dominik Winzeler bereit, zu verzichten. «Als Kind durfte ich an keiner Viehschau fehlen.» Heute nehme er nicht mehr teil. Das Risiko, die Blauzungenkrankheit nach Hause zu schleppen, sei ihm zu gross. Zudem komme kein Extenso-Getreidestroh in die Liegeboxen. Beim Fressen davon könnten die Kühe gefährliche Pilze einnehmen. Winzeler braucht gesunde Kühe, um seine Ziele zu erreichen.

In der Zukunft muss ein neues Melksystem her. Durch bessere Melktechnik erhofft sich Dominik Winzeler «mehr Milch und mehr Effizienz im Stall». Er könnte sich vorstellen, 70 Kühe zu melken, das wäre zu viel für einen Roboter und zu wenig für zwei. Ein grösserer Melkstand könnte die Antwort sein. Winzeler will sich mal die Optionen bei den grossen Agrarmessen anschauen und bei den Kollegen herumfragen.

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Ein starkes Team

Andere Meinungen sind Dominik Winzeler wichtig. Er ist stark engagiert: als Mitglied im Vorstand des Schaffhauser Bauernverbands, für die Junge SVP im Einwohnerrat Thayngen und als Schwinger (noch dieses Jahr) beim Schwingerverband Schaffhausen. Diese Anlässe geben ihm viel Gelegenheit, mit anderen auszutauschen. «Sie machen vieles anders, da dachte ich schon manchmal: das ist eine gute Idee!», meint er.

Dominiks Winzelers Zwillingsbruder (der Schwinger Simon Winzeler), seine ältere Schwester und der ältere Bruder sind oft auf dem Betrieb anzutreffen, obwohl alle einem eigenen Beruf nachgehen. «Wir vier sind ein starkes Team», betont der Junglandwirt. Die Geschwister reden mit, Entscheiden tun aber Dominik und Vater Urs.

Alle sind einverstanden, dass Dominik 2026 den Betrieb übernimmt. Schon einige Zeit begleitet ihr Buchhalter die Familie beim Prozess. Dominik Winzeler: «Am Schluss sollen alle zufrieden sein, sodass wir weiterhin miteinander am Tisch sitzen können.» Es solle kein Konflikt daraus entstehen. Er beobachte manchmal, dass bei Betriebsübergaben die Eltern nicht immer loslassen könnten. Er denke nicht, dass es so sei bei ihnen, aber ganz sicher könne man sich ja nie sein.

Der Jungbauer möchte, dass Familie und Freizeit nicht dauerhaft unter dem Betrieb leiden. Ein grosser Wunsch bei einem Milchbetrieb, in dem 50 Kühe täglich zweimal gemolken werden. Dominik ist noch alleine, aber er ist sich bewusst: Wenn eine Partnerin dazu kommt, wird vieles anders. Die Milchviehhaltung soll aber bestehen bleiben. «Das ist für mich der ruhende Pol auf dem Betrieb, bei meinen Kühen kann ich mich entspannen.»

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Vollgas geben

Gern würde er den intensiven Kartoffelanbau ausweiten. Die durchschnittlichen Erträge auf dem Betrieb geben ihm da recht. Zurzeit wäre es noch schwierig mit dem Arbeitspensum.

Nebst der landwirtschaftlichen Ausbildung absolvierte Dominik das Studium als HF-Agrotechniker. Ein Praktikum absolvierte er beim Landwirtschaftsamt Schaffhausen. Da lernte er die Kehrseite der Landwirtschaft kennen. Er arbeitet immer noch Teilzeit als Kontrolleur und kann beide Seiten gut verstehen und einordnen.

Die grössten Herausforderungen für die Zukunft sieht der Jungbauer nicht im Betrieb, sondern in den immer wiederkehrenden Abstimmungen in Bezug auf die Landwirtschaft. Die zunehmenden Vorschriften empfindet er als Bevormundung. Auch der zunehmende administrative Aufwand belastet ihn. Sein Vater sagte einmal: «Das ertrage ich nicht mehr!» Dominik Winzeler meint dazu: «Wir Jungen sind halt mit diesen Strukturen, mit dem Computer und der Digitalisierung aufgewachsen.»

Der Schaffhauser strotzt vor Ideen und Energie. «Wenn du nur halb Gas geben willst, musst heute nicht mehr Bauer werden.» Auch das hat er beim Schwingen gelernt.

Vier Fragen an Dominik
 
Wie viel Idealismus braucht es in der Landwirtschaft, und wie viel Kalkulation?
Es braucht sehr viel Idealismus, aber Kalkulation kommt zuerst. Kannst lange etwas machen, das sich nicht rechnet.

Wo denken Sie anders als Ihr Vater?
«Mir als Jungbauer mit Blick auf die Betriebsübernahme ist es wichtig, dass ich genau rechne und optimiere. Einen Fehltritt kann ich mir nicht erlauben.

Was gibt dir Zuversicht für die landwirtschaftliche Zukunft?
Mit meiner Familie als starkes Team im Hintergrund die anstehenden Hürden zu meistern.

Warum hat es in Schaffhausen keine Junglandwirte-Kommission?
Ich denke, die Schaffhauser sind dem Zürcher Verein angegliedert. Ich finde, das fehlt ein wenig bei uns. Ich sehe, wie die jungen deutschen Kolleg(nnen) gut vernetzt sind. Im kleinen Schaffhauser Kanton sind halt die landwirtschaftlichen Strukturen sehr verschieden. Wir kennen aber einander.