«Immer diese Vorurteile», nimmt sich Redaktor Reto Betschart selber an der Nase

Gross war die Freude bei der Familie Gisler, als ihre Kuh Belinda an der Urner Viehschau Miss wurde. Belinda ist schön und mit einem Schnitt von über 10'000 kg Milch leistungsstark.

Doch sind solche Kühe im kargen Urserental sinnvoll? Beim Besuch der Familie Gisler nahm ich mir vor, auf Strategie und Wirtschaftlichkeit kritisch einzugehen. Nicht ganz ohne Vorurteile fuhr ich so nach Hospenthal. Doch Urs Gisler nahm mir gleich den Wind aus den Segeln. Offen sprach der sympathische Urner über die fehlende Rentabilität der Milchproduktion. Er erklärte mir, wie er durch gesextes Sperma mit nur 8 Kühen jährlich bis 25 Jungkühe zu schönen Preisen verkauft. Und durch saisonales Abkalben könnten auch Hochleistungskühe problemlos die Alpwiesen pflegen und phasenweise Bergheu fressen. Weiter imponierte mir, wie die Familie nach Nischen suchte und mittlerweile das Fleisch ihrer Wagyu-Rinder an ein lokales Restaurant liefert. Ein definitiv wirtschaftlicher Betriebszweig. Beeindruckt erkannte ich: Statt Vorurteile aufkommen zu lassen, sollte ich mich in Zukunft besser informieren. 


 

Auf den Bauernhöfen begenet Redaktorin Ruth Aerni auch Enkelkindern und Schwiegervätern

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Diesen Sommer besuchte ich eine Bäuerin für ein Porträt. Fotografieren war schwierig. Statt entspannt zu lächeln, schaute die Frau je länger je grimmiger. Sie hatte den Schwiegervater im Visier, der sich für eine Pause ihren üppig bepflanzten Blumen­kübel ausgewählt hatte. Dabei platzierte er seinen Hintern nicht nur auf das Gefäss, sondern auch auf die Blumen.

Ja, gelegentlich gerate ich an Konfliktgebiete heran. Wenn ich für die BauernZeitung unterwegs bin, geht es um Landwirtschaft, aber nie nur ums Geschäft. Doch dieses Foto gehört in die viel häufigere Kategorie der Kostbarkeiten. Auch hier war ich bei einer Bäuerin, nach dem Betriebsrundgang setzten wir uns mit einem Eistee in den Schatten (auf eine Bank, ohne Blumen zu gefährden). Der Sohn der Bäuerin mit dem Enkel kam dazu, sie tauschten einige Informationen aus und die Bäuerin knuddelte das Kindchen.

Es war kein spektakulärer Moment, aber ein wunderbar friedvoller an diesem heissen, geschäftigen Tag. Das Bild erinnert mich daran, wie schön Zusammenleben und Zusammenarbeiten auf dem Bauernhof sein können.


 

Redaktor Armin Emmeneggers Agenda ist etwas von gestern 

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Im Dezember blättere ich jeweils in der Agenda des zu Ende gehenden Jahres. Das Wort Blättern lässt erahnen – es ist ein Terminkalender gedruckt auf Papier. Mein Vertrauter bei der Landi übergibt mir jeweils im Spätherbst diskret ein Exemplar. Eigentlich sind es sogar zwei. Ob er dafür eine Provision bekommt, weiss ich nicht. Jedes Jahr brauche er weniger davon, pflegt er dann jeweils süffisant zu sagen. 2022 dauerte der Rückblick anhand des grünen Büchleins wieder länger. Es gab mehr Einträge. Während der Pandemie waren viele Veranstaltungsklassiker ausgefallen.

Die Landwirtschaftsbranche hat ja die Nase vorn, wenn es darum geht, Weiterbildungen, Besprechungen, Fachmessen und Versammlungen aller Art und in grosser Anzahl an Abenden und Wochenenden anzusetzen. Das Seminar der Futtermühle («Das Kalb ist die Kuh von morgen»), der Zuchtverein, der im geselligen Rahmen auf «viele schöne Schauerfolge» zurückblicken darf, oder Neuerungen bei der AP («Der administrative Aufwand für die neuen Programme sollte kaum zunehmen»): Es war wieder etwas los, so wie auf dem Bild in Rothenthurm.


 

Redaktor Josef Scherer freut sich über Menschen mit Ehrgeiz 

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Sauwetter an diesem Samstag, viel Regen und viel zu kalt für Anfang Oktober.  Gleichwohl Ausflug zum Ballenberg, ans Fest der Feste. Wir kennen da einige Leute, und vielleicht gibt es ja noch einige Bildli und Textimpres­sionen für die Zeitung. Freizeit und Beruf lässt sich eben verbinden, das Angenehme und das Nützliche, Synergien nutzen halt. Unglaublich, mit welchem Engagement sich die Hundertschaften von Helfenden für ihre Region ins Zeug legen, Brauchtum und kulinarische Spezialitäten präsentieren. Tessiner, Jurassier, Bündner, Basler, Zürcher, Schaffhauser, Luzerner, Obwaldner, und viele mehr. Auf kleinem Raum eine geballte Ladung vielfältige Schweizer Herbstfeste.

Mit grossem Eifer sind auch die Teilnehmenden am Burditräger-Wettkampf der Obwaldner dabei. Der strenge Parcours über Hindernisse mit dem schweren Heupack braucht viel Schnauf.  Erschöpfung beim Zieleinlauf. 

Neiiiiii, und jetzt steht da noch ein Fotograf und will Schnappschüsse. Nicht mit mir, scheint sich der Junge zu sagen, da will ich nicht drauf, Kopf runter. Sein Ehrgeiz ist gleichwohl spürbar.