Es ist eine Binsenweisheit, dass der Landwirt von der Scholle abhängt, vom Boden. Als Substrat für Pflanzenbau und Viehwirtschaft ist er das Alpha und Omega jedes Landwirtschaftsbetriebs. Wind und Wetter können dem Landwirt Engpässe im Arbeitsplan verursachen. Das gilt für Aussaat und Ernte gleicherweise wie für den Schnitt beim Futterbau.
Statistiken helfen im Alltag wenig
Frühling und Frühsommer 2024 gehen niederschlagsreich in die Annalen ein. Die vergangenen Monate haben viele Landwirte an den Rand der Verzweiflung geführt. Der Grund: Im Wetterverlauf fehlten längere trockene Intervalle. Die Statistik hat es gezeigt und wird es im Rückblick nochmals verdeutlichen. Doch was hilft die Statistik?
Jedes Jahr verhält sich bezüglich des Wetterverlaufes individuell. Statistische Kennwerte helfen im Alltag wenig. Die sogenannte Gretchenfrage ist dann lediglich, ob das Wetter zu den zu erledigenden Arbeiten passt oder nicht. Das gilt nicht nur in der Landwirtschaft. Hoch- und Tiefbau beispielsweise sind ähnlich davon betroffen. Sie haben zwar ebenfalls mit dem Boden zu tun. Doch ihre Zukunft hängt nicht von dessen Fruchtbarkeit ab. Diese ist in der Landwirtschaft bei unsachgemässem Handeln sofort in Gefahr. Der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit geht jeglichem Zeitplan und jeglichem Termindruck vor.
Online ist viel Wissen verfügbar
Pickelharter Boden mit Trockenrissen war im Sommer 2023 das zentrale Thema. Man sprach von Einbussen im Futterbau und vom Zukauf an Futtermitteln. Dieses Jahr hinderte der wiederholte lang anhaltende Regen den Heuschnitt und führte zu Wasserlachen in den Kartoffeläckern.
Eines der grossen Probleme dabei: Starkregen begünstigt den Bodenabtrag. Auf der Website von Swisstopo, dem Bundesamt für Landestopografie, ist die Erosivität der Böden in Abhängigkeit vom Monat aufgeführt. Bodenbeschaffenheit, Hangneigung und Wahrscheinlichkeit für Starkniederschläge gehen kombiniert in die Abschätzung zum potenziellen Verlust an Oberboden ein.
Generell bietet der Abschnitt «Boden» (auswählbar über den Menüpunkt «Geokatalog» und dann «Natur und Umwelt») mit einer Vielzahl von Themen einen spannenden Einblick in das Verhalten der Böden. Informationen zu Vernässung, Wasserdurchlässigkeit, Nährstoffspeichervermögen und weiteren Themen sind hier einzusehen. Auch die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL bietet eine Bodenkarte, deren Schwergewicht auf den Bodeneigenschaften liegt.
Auf kantonaler Ebene sind unterschiedlich detaillierte Angaben zum Boden verfügbar. Der Kanton Zürich beispielsweise bietet Einblick in eine Karte, welche Abflussprozesse räumlich darstellt, nebst Karten zu weiteren bodenspezifischen Themen. Für den Kanton Bern stehen ähnliche Karten zur Ansicht bereit, ebenso für den Kanton Luzern.
Soll ich denn jetzt fahren?
Eine sehr praxisbezogene Website bietet Angaben zum Feuchtegehalt der Böden und zu deren Befahrbarkeit, nämlich das Bodenmessnetz. Die Karte informiert über den aktuellen Feuchtegehalt an ausgewählten Messstellen. Dabei wird die Saugspannung im Ober- und Unterboden ausgewiesen. Die Geschichte zum Niederschlagsgeschehen in den vergangenen dreissig Tagen ist ebenfalls zugänglich.
Melden sich Zweifel bei der Beurteilung, dann hilft das Onlinetool Terranimo weiter. Hier ist anhand der Eingabe von Radlast, Reifendruck, Tongehalt und Saugspannung rasch zu erkennen, wie hoch das Risiko ist, die Bodenstruktur zu verdichten. Terranimo Expert erlaubt zudem, die Kategorie der eingesetzten Traktoren und gewählten Geräte vom Güllefass bis zur Scheibenegge zu wählen. Dadurch steht dem Landwirt eine massgeschneiderte Entscheidungshilfe zur Verfügung.
Nach dem Regen ist vor dem Regen. Geduld und Sachverstand helfen mit, das Zusammenwirken von Wetter und Substrat optimal zu gestalten, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten.