Die Firma Hug hat gleich zwei Chefinnen: Zum einen Anna Hug (51); die Marketing-Fachfrau gehört zur fünften Generation der Familie Hug. Zum andern Marianne Wüthrich Gross (57), die schon seit über 20 Jahren beim Unternehmen ist und früher den Standort Trimbach geleitet hat. Im Juni 2022 haben sie gemeinsam die operative Leitung des Familienunternehmens übernommen. Ein Jobsharing auf Führungsebene ist immer noch die Ausnahme. Doch die beiden Hug-Chefinnen sehen vor allem Vorteile.

Frau Hug, Frau Wüthrich Gross, Sie arbeiten als Co-Chefinnen. Wie kam es dazu?

Anna Hug: «Die Lösung entstand, als ich Mutter wurde und nicht mehr Vollzeit arbeiten wollte. Ich teilte mir zuerst mit meinem Onkel Andreas Hug die Co-Leitung und nun mit Marianne, die früher meine Vorgesetzte war. Wir arbeiten beide 70 Prozent und ergänzen uns optimal. Jede hat für sich selbst und ihren Bereich mehr Zeit als sonst in solchen Positionen üblich.»

Marianne Wüthrich Gross: «Wir haben die Regelung lange im Voraus angekündigt. Zudem haben wir uns mit anderen Firmen ausgetauscht, die schon die Co-Geschäftsleitung hatten, und bekamen so viel Input.»

Wie hat es sich eingespielt?

Marianne Wüthrich Gross: «Wir brauchen wenig Abstimmungen, weil wir verschiedene Bereiche abdecken. Das macht unsere Lösung effizient. Zudem scheint mir, dass die Zeit, in der eine einzige Führungskraft Dauerpräsenz markieren muss, vorbei ist.»

Anna Hug: «Es ist grossartig, weil wir auf der gleichen Führungsebene Ideen austauschen und wilde Gedanken aussprechen können. Auch bei schwierigen Themen hat sich das bewährt. Wir haben beide jeweils einen Sparringspartner.»

Wie kommt die Co-Geschäftsleitung bei Mitarbeitenden und Kunden an?

Anna Hug: «Gut. Da wir zu zweit sind, können wir viel mehr abdecken. Ich frage mich manchmal, wie das früher eine einzelne Person geschafft hat.»

Marianne Wüthrich Gross: «Unsere Regelung hat einen Ausstrahlungs- und Vorbildeffekt. So bieten wir etwa viele Jobs mit variablen Stellenprozenten an, etwa 70 bis 80 Prozent. Da wir ein Grossbetrieb sind, lässt sich vieles flexibel aufteilen.»

Hug hat ein Projekt mit nachhaltigem Weizen gestartet. Wie läuft es?

Marianne Wüthrich Gross: «Gut, wir haben das Pilotprojekt auf dieses Jahr von zwei auf elf Landwirtschaftsbetriebe im Kanton Aargau erweitern können. Mittelfristig wollen wir 80 Prozent des gesamten Weizenschrots für Dar-Vida nachhaltig in der Schweiz anbauen lassen, 2024 dürften es rund 25 Prozent sein.»

Anna Hug: «Wir freuen uns, dass wir über die Knecht Mühle in Leibstadt Zugang zu innovativen Bauern gefunden haben.»

[IMG 2]

Wie ist das Verhältnis zur hiesigen Landwirtschaft?

Marianne Wüthrich Gross: «Wir gehören zur Land- und Ernährungswirtschaft und wollen unseren Beitrag leisten, diese zukunftsfähig zu gestalten. Aber natürlich reiben wir uns ab und zu an dem sehr reglementierten und schwer verständlichen System, zum Beispiel wieso Butter so viel teurer ist als im nahen Ausland. Oder wenn der Preis für Zucker in Kilosäcken im Detailhandel billiger ist als der für unsere 1400 Tonnen, die wir pro Jahr einkaufen.

Sie arbeiten nur mit Schweizer Rohprodukten?

Anna Hug:  «Wir sind ein Schweizer Betrieb, der vor allem in der Schweiz verkauft. Daher setzen wir auf Swissness. 88 Prozent unserer Rohstoffe wie zum Beispiel Zucker, Butter oder Milchpulver stammen aus der Schweiz. Beim Mehl sind es je nach Ernte ebenfalls fast 100 Prozent.»

Welches sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?

Marianne Wüthrich Gross: «Wir arbeiten daran, dass der Gastro-Bereich sowie der Export-Anteil von bisher rund 15 Prozent noch wachsen.»

Anna Hug: «Genau, denn wir haben grosse Investitionen getätigt, unter anderem in ein neues Backhaus. Zudem steht 2027 unser 150-Jahr-Jubiläum an. Das ist ein Grund zum Feiern.»

Die Firma Hug

Die Hug AG beschäftigt an den Standorten Malters und Willisau rund 440 Mitarbeitende. Die Firma produziert jährlich über elf Tonnen Gebäck. Hug wurde 1877 als Bäckerei in Luzern gegründet und ist noch heute in der fünften Generation im Familienbesitz. Bekannt sind vor allem die drei Marken Hug, Wernli und Dar-Vida. Zudem führt das Unternehmen ein umfangreiches Gastronomie-Sortiment an Backwaren. Gut 60 Prozent des Um­satzes verdient Hug im ­Detailhandel in der Schweiz. Der Gastro-Anteil macht rund 40 Prozent aus.

Weitere Informationen: www.hug-familie.ch