Umplanen, anpassen, machen, was geht: Das vergangene Jahr hielt einige Herausforderungen bereit, wie eine (unvollständige) Auswahl aus den 2024 erschienen Artikeln in der BauernZeitung zeigt.

Januar: Volle Löcher

Zum Jahresanfang standen viele Landwirte vor einem drängenden Problem: dem vollen Gülleloch. Die Niederschläge Ende November hatten dazu geführt, dass die Gülle nicht wie gewohnt ausgebracht werden konnte. Starke Niederschläge im Dezember liessen die Pegel im Güllelager durch die Auslaufflächen weiter ansteigen. «Es kann eng werden, vor allem für Betriebe mit älteren Ställen und eher kleinen Güllelöchern», sagte Christof Graf vom Schaffhauser Bauernverband. Abhilfe schafften Güllebörsen, wie sie etwa der Luzerner oder der Zürcher Bauernverband auf die Beine stellten.

Februar: Winterblues

Wenig Sonne, wenig Grün in der Natur und nasskaltes Wetter. «Was tun, wenn einem in der kalten Jahreszeit alles trüber erscheint?», fragte die BauernZeitung. Psychologe Tobias Krieger riet zu ausreichend Bewegung unter freiem Himmel. «Das wirkt auch dann, wenn es bewölkt ist». Sollten die Symptome über mehrere Wochen und nicht nur vereinzelt auftreten, lohne sich, mit einer Fachperson abzuklären, ob es sich um eine Depression handle.

März: Käfer im Raps

Sorgen machte im März der Rapsglanzkäfer. «Auf den höchsten Pflanzen habe ich mehr als zwanzig Rapsglanzkäfer gezählt, auf den kleineren auch über zehn Exemplare», schilderte Landwirt Michael Gygax aus Deisswil BE das Ergebnis seiner Klopfproben. Verschärft wurde die Lage dadurch, dass nur noch wenige Pflanzenschutzmittel und zudem Wirkstoffe mit nicht ganz voller Wirkung verfügbar sind.

April: Mähen oder warten?

Am ersten Aprilwochenende schien für einmal die Sonne. Auf vielen Betrieben hiess das: Zeit für den ersten Schnitt. Umso mehr, als viele Landwirte im letzten Jahr im Nachhinein gesehen zu lange zugewartet hatten. «Sie wollen nicht zu spät sein und fahren heuer zu früh hinein», warnte Hanspeter Hug, Berater am zürcherischen Strickhof. Noch waren die Böden nämlich ziemlich nass – und «verkarrte» Wiesen seien schlecht für die Folgeerträge.

Mai: Verhallte Warnung

Bereits im Mai zeichnete sich ab, dass die Schweiz nicht von der Blauzungenkrankheit verschont werden würde. «Das Risiko, dass das Virus auch in die Schweiz kommt, ist klar vorhanden», warnte Michèle Bodmer, Präsidentin der Schweizerischen Vereinigung für Wiederkäuergesundheit (SVW), in der BauernZeitung. Und: «Ein Impfstoff gegen den aktuell zirkulierenden Typ ist in der Schweiz nicht verfügbar.»

Juni: Problem Pflanzenschutz

Mit dem wechselhaften Juniwetter rückte erneut der Pflanzenschutz in den Fokus. «Pilzkrankheiten sind auf dem Vormarsch, insbesondere die Krautfäule in Kartoffeln breitet sich aus», meldete Gaetano Mori vom BZ Wallierhof. Er riet angesichts junger Larven zur Behandlung mit Novodor – neben Spinosad der einzige Wirkstoff, der ohne Sonderbewilligung eingesetzt werden darf.

Juli: Hochwasser und Hagel

Der meteorologische Sommer brachte der Schweiz erneut schwere Unwetter. Besonders schlimm traf es die Bündner Südtäler, das Tessin und das Wallis. Dabei wurden schätzungsweise 100 ha Kulturland verwüstet. Im Seeland zerstörten Hagelzüge Wein, Raps, Getreide und Zwiebeln. Die Versicherungen kamen nur für einen Teil der Folgen auf: «Pflanzenkrankheiten als Folge von Unwetterschäden sind generell nicht versichert», sagte Urs Schuler von der Schweizer Hagel.

August: Auf der Alp

Während sich andere nach Sonne sehnten, genoss der Bündner Mutterkuhhirt Claudio Gregori das regnerische Wetter. «Der Regen prasselt auf das Blechdach, das Feuer knistert, und der italienische Kaffekrug gurgelt», berichtete er im Ostschweizer Älplerblog der BauernZeitung. In der Gegend oberhalb von Bergün habe es Gras im Überfluss, und den Kühen sei es ohne Fliegen wohler.

September: Der Schaden

Gerade rechtzeitig kam eine Änderung im Versicherungswesen. Seit August lassen sich nämlich nicht nur Ernteausfälle aufgrund von Frost, Hagel und Trockenheit versichern, sondern unter anderem auch solche, die durch übermässigen Regen entstanden sind, wie Lukas Kneubühler von der Mobiliar-Versicherung aufklärte.

Oktober: Das Virus

Die BauernZeitung und Experten hatten bereits im Mai gewarnt, nun war es bittere Realität: Die Blauzungenkrankheit breitete sich rasant aus. Am 7. Oktober meldete das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) 1000 betroffene Betriebe – und noch immer fehlte ein Impfstoff. «Am besten wäre es, wenn wir im Frühling mit einem Impfstoff loslegen können», sagte Christian Gersbach von der Klinik für Wiederkäuer am Tierspital Zürich.

November: Die Bilanz

Ein Jahr zum Vergessen sei es gewesen, zog Gastautor Sebastian Hagenbuch im November Bilanz. Vor lauter «verschifftem» Heu und «ersoffenen» Kartoffeln sei ihm oft nur noch der Galgenhumor übrig geblieben. Er bleibt aber optimistisch: «Wenn es in diesem Jahr irgendwie ging, dann wird es doch wohl immer irgendwie gehen».

Dezember: Der Protest

Auf das Ende der Feldarbeit folgte auch dieses Jahr als «fünfte Jahreszeit» die Protestsaison. Den Auftakt machte ein Aufmarsch vor dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW): Mit Glocken und Transparenten forderten rund tausend Bäuerinnen und Bauern am 3. Dezember faire Preise, weniger Bürokratie und einen stärkeren Grenzschutz.