Seit gut einem Jahr hat Adrian Furrer beruflich fast ausschliesslich mit Bäuerinnen und Bauern zu tun. Er, der Städter – wenn man denn Sursee als Stadt bezeichnen mag – hatte zuvor keinen direkten Bezug zur Landwirtschaft. Der 33-jährige Furrer war 16 Jahre bei einer ­Versicherung tätig, bevor er zum Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband (LBV) wechselte. Höchste Zeit für eine Hofwoche also, fand sein Arbeitgeber, der LBV, Abteilung Versicherungsberatung (siehe Kasten). Ein wenig Stallluft schnuppern, so das Ziel.

Blase am ersten Tag

Einblick gewährte ihm diese Woche geduldig Martin Meier, Eichbühl, Altishofen. Versicherungsfachmann Adrian Furrer ist Berater von Landwirt Meier in allen versicherungstechnischen Fragen. Man kannte sich. Hitze und Handarbeit haben sichtlich Spuren hinterlassen beim "Bürogummi". Als ihn die BauernZeitung Mitte Woche besuchte, zeugte eine stattliche Blase an seiner rechten Hand von einem längeren Einsatz an der Schaufel. Das T-Shirt hatte er an diesem Tag bereits mehrmals nassgeschwitzt.

Eine Woche "wo etwas läuft"

Martin Meier hat für Furrer bewusst eine Woche ausgewählt, "wo etwas läuft", wie er mit einem Lächeln im Gesicht bemerkte. Dazu gehörte etwa der Verlad der Legehennen am Montagabend. Als Hobby-Fussballer ist sich Furrer eher Beinarbeit gewohnt, das Aufheben und Tragen von jeweils vier Hühnern pro Arm gleichzeitig, war anstrengend. Entsprechend wartet er geduldig auf einen Muskelkater. Der Betrieb von Martin und Patrizia Meier ist vielseitig, «diversifiziert» halt, wie Furrer fachmännisch ergänzt. Beide lachen.

Nebst Junghennenaufzucht im grösseren Stil, werden Schweine gemästet, Ferkel gehalten und auf den Weiden grasen einige Mastrinder. 17 ha LN umfasst der Betrieb insgesamt. Als Meier diesen 2013 übernahm, wurde noch gemolken. Unterstützt wird Martin Meier von seiner Frau (die beiden haben zwei kleine Kinder) und der Mutter.

Von Fachmann zu Fachmann

Im Herbst 2018 liess Meier seinen Betrieb von Furrer versicherungstechnisch durchleuchten, Anfang Jahr hat man letzte Fragen geklärt und eben die Hofwoche vereinbart. Profitiert haben offenbar beide: Adrian Furrer sah in kurzer Zeit unzählige Maschinen, Geräte, Vieh und ver-

schiedenste Abläufe und Herausforderungen auf einem Landwirtschaftsbetrieb und Martin Meier bekam einen Aussenblick mit Tipps. Etwa, wie die Helfer beim Hühnerverlad zu versichern sind. Apropos Hühnerverlad. Der dauerte bis 22.30 Uhr. Praktikant Furrer bekam am nächsten Vormittag grosszügig frei. Am Nachmittag half er beim Mähen. Am Mittwoch machten sich die beiden dann ans Ausmisten des Junghennenaufzuchtstalles. Zwar am Schatten, trotzdem schweisstreibend. Für Freitagmorgen hat Martin Meier für Furrer noch einen Einsatz als Hilfsmelker bei einem Nachbarn organsiert. Die Hofwoche dauert fünf Tage und geht am Freitagnachmittag zu Ende, man wolle ja nicht gleich übertreiben.

"Es ist intensiv, man muss ständig an viele kleine Sachen denken."

Versicherungsfachmann Furrer über die Arbeit eines Landwirts.

Zurück ins Büro

Am Montag gehts dann wieder ins teilweise klimatisierte Büro am Schellenrain, Sursee. Mit Furrer tauschen möchte Landwirt Meier trotzdem nicht. "Lieber zwei Stunden an der Schaufel als eine halbe Stunde Büroarbeit", sagt er. Beide seien sie ohne grosse Erwartungen aber gespannt in die Woche gestartet. Furrer hat sich bislang offenbar gut angestellt, lässt Meier durchblicken. Was nimmt Adrian Furrer mit? "Einen Hof zu führen ist anstrengend, intensiv, vielfältig, man muss ständig an viele kleine Sachen denken", sagt er spontan. Man dürfe auch die Vorteile erwähnen, entgegnet Meier. Den Tag selber einteilen, sein eigener Chef sein halt. Und wenn man eine halbe Stunde länger Mittagspause machen wolle, mache man das, einfach so. Keine zusätzliche Pause gibts für Adrian Furrer nach dem kurzen Gespräch mit der BauernZeitung. Ende Woche kommen schon die nächsten Junghennen.

"Lieber zwei Stunden an der Schaufel als eine halbe Stunde Büorarbeit."

Landwirt Huber möchte trotzdem nicht tauschen.