Ambros Epp überbrachte das Grusswort des Bauernverbandes Obwalden. Passend zum Thema erzählt er dabei, welche Termine seine Woche beinhaltete und wie die Diskussion im Vorstand des Bauernverbandes verlief, als bestimmt wurde, wer das Grusswort am Anlass der Junglandwirte Zentralschweiz (Jula) überbringen sollte. So müsse sich jeder einzelne abgrenzen und Neinsagen lernen, um Stress und Erholung im Gleichgewicht halten zu können.

Ruhige Momente nehmen

Solche Überlegungen präsentierte auch Gastgeber Toni Ettlin, als er seinen Betrieb und das «Gastro-Bord» vorstellte. Familie Ettlin hat keine Website, um den administrativen Aufwand rund um den Gastrobetrieb tief halten zu können. Es wird maximal ein Anlass pro Woche durchgeführt. «Wer uns finden will, der findet uns», so Toni Ettlin. Auf die Frage, wie er seinen Schlafbedarf bei der Kombination von Milchviehhaltung und Gastrobetrieb decke, sagte er, dass am Morgen der Lernende das Milchvieh mache, nachdem ein Anlass stattgefunden hat. Wenn der Auszubildende frei hat, nimmt Toni Ettlin sich vor oder nach dem Anlass einen ruhigen Moment.

Vom Stress zum Burnout

Referent Josef Kuster, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, umschrieb den Begriff Burnout als einen Erschöpfungszustand, dem eine längere Zeitspanne mit sehr hoher Anspannung, sehr hoher Leistungsanforderung und der damit verbundenen Stressbelastung vorausgeht. Dieser Zustand könne jeden treffen. Dies untermauert Josef Kuster mit Beispielen aus der Politik mit Natalie Rickli und Jacqueline Badran, dem Sport mit Fussbaltrainer Othmar Hitzfeld und Eishockeytrainer Arno del Curto und mit Stand-up-Comedian Hazel Brugger, die vor kurzem ankündete, kürzertreten zu wollen. Diese Liste könnte noch beliebig verlängert werden.

«Wer uns finden will, der findet uns.»

Gastgeber Toni Ettlin spart sich für sein Gastroangebot eine Website und damit Zeit.

Spirale nach unten

An einem Fallbeispiel veranschaulichte Josef Kuster den Prozess von Stress zum Burnout. Als erste Warnzeichen für ein Burnout nannte er den gesteigerten Einsatz für Ziele, Zunahme der Überstunden und Erschöpfung. In der zweiten Phase des Burnoutprozesses könnten ein sozialer Rückzug und eine negative Einstellung zur Arbeit beobachtet werden. Weiter dreht sich die negativ Spirale mit Versagergefühlen, Pessimismus, Leere, Hilf- und Hoffnungslosigkeit, Energiemangel und Schuldzuschreibungen. Dabei nehmen die Konzentration, die Motivation und die Kreativität ab. Der Zusammenbruch selbst äussert sich in aller Regel in Form einer Depression.

Burnout und Landwirtschaft

In der Psychiatrie in St. Urban gibt es doppelt so viele Landwirte wie Personen aus anderen Branchen. Zwei grosse Themen wie Arbeit und Schulden sind unter anderem für Druck und Stress in der Landwirtschaft verantwortlich. Ganz nach dem Prinzip «SBB» – schneller, besser, billiger – kommt Druck auf die erste Stufe in der Wertschöpfungskette. Gesteuert auch durch die politischen Diskussionen. Weiter konnte man in der letzten Zeit den Wandel weg von der physischen zur psychischen Belastung beobachten. Oftmals lastet alles auf einer Person oder aber die Suche nach einer entlastenden Arbeitskraft endet immer wieder erfolglos. Auch die Kombination von Landwirtschaftsbetrieb und Nebenerwerb kann Stress auslösen. Und so kann das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Erholung aus den Fugen geraten. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Partnerschaft und das Verhältnis zwischen den Generationen.

Burnout-Prävention

Ein Patentrezept zur Verhinderung von Burnout gibt es nicht. Jeder müsse für sich herausfinden, was für ihn stimme. Gewisse Anregungen gab Josef Kuster den Junglandwirt(innen) Zentralschweiz aber dennoch mit auf den Weg. Es helfe, rhythmisch zu leben mit einem geregelten Tagesablauf. Die Natur und die Tierhaltung würden den praktizierenden Landwirten hier gute Leitlinien geben. Grenzen sollen dabei gesetzt werden, zum Beispiel auch dabei, wann die Arbeit ein Ende hat. Jeder muss für sich ein gewisses Mass für «genug» entwickeln und die Flexibilität begrenzen. Und wichtig sind natürlich Pausen.

Weitere Informationen: www.luzernerbauern.ch/verband/junglandwirte-zentralschweiz

Burnout-Persönlichkeit

Eine typische Burnout-Persönlichkeit existiert nicht. Es gibt aber durchaus gewisse Persönlichkeitsmerkmale, die ein Burnout begünstigen. Dazu gehören sehr gewissenhafte Personen mit einem Hang zur Perfektion, pünktliche und zuverlässige Personen, Leute, die Mühe haben, Arbeiten zu delegieren, Personen, die nicht Nein sagen können. Diese Voraussetzungen führen dazu, dass man mit immer mehr Arbeit überhäuft wird.

Betroffene Personen nehmen ihre Arbeit mit hohen Anforderungen, geringem Handlungsspielraum, geringem Lohn für das Geleistete, wenig Wertschätzung und wenig Unterstützung durch das soziale Umfeld war. Es entsteht ein Ungleichgewicht zwischen Belastung und Entlastung. Die Waage gerät in dauerhafte Schieflage.