«Es ist eine gute Gelegenheit, dass mal wieder alle Ecken im Hof geputzt werden», sagt Bettina Müller lachend und Benjamin Tschirky fügt schmunzelnd hinzu: «Und die Werkstatt aufgeräumt.»
Ein Fest für alle
Das junge Paar führt in diesem Jahr zum zweiten Mal den 1. August-Brunch auf dem Lerchenhof im thurgauischen Zuben durch. In erster Linie ist der Brunch für sie aber ein Fest mit Gästen, Verwandten und Freunden.
«Wir schätzen den Kontakt mit anderen Leuten und zeigen, wie wir unseren Hof bewirtschaften», sagt Bettina Müller. Das junge Paar hat den 12 Hektar grossen Betrieb 2024 ausserfamiliär von Anita und Beat Leuch übernommen. Sie bewirtschaften ihn wie schon ihre Vorgänger nach Demeter-Richtlinien und setzen auf Milchwirtschaft und Obstbau. Beide gehen einer ausserbetrieblichen Tätigkeit am Strickhof nach: Tschirky arbeitet als Klassenlehrer für Hofmitarbeiter und Müller unterrichtet den Obstfachleuten im dritten Lehrjahr das Fach Arbeitsumfeld.
Bettina Müller ist vor einem Monat zum zweiten Mal Mutter geworden und sagt: «Das passt zeitlich optimal, da der Unterricht erst wieder nach den Herbstferien weitergeht.» Die Vorbereitungen für den 1. August-Brunch laufen am Vortag, Donnerstag, schon auf Hochtouren. Zusammen mit sechs Helfer(innen) stellen Bettina und Benjamin Tische und Bänke auf, platzieren das Buffet in der Werkstatt und richten Wegweiser ein, damit sich die Gäste zurechtfinden. Auch Infoposten gibt es. «Die Infoposten hat Benjamins Mutter gestaltet», erzählt Bettina und geht sie selbst nochmals ab:
- Der eine Infoposten erklärt das Demeterlabel.
- Beim Stallpfosten geht es um ihre behornten Kühe und Kälber, die gemeinsam aufgezogen werden.
- An der Infotafel im Obstgarten liegt ein Flyer auf. Darauf ist eine Skizze zu sehen, die die Besucher(innen) von Baum zu Baum, von Sorte zu Sorte führt und dazu einlädt, die ersten Zwetschgen und Klaräpfel frisch vom Baum zu pflücken.
- Ein weiterer Infoposten gibt Auskunft über das Paar. Dort zeigen Müller und Tschirky auf, wie sie zum Lerchenhof gekommen sind.
Foto-OL durch den Betrieb
Neu ist dieses Jahr, dass sie einen Foto-OL durchführen, den Tschirkys Mutter gestaltet hat. «Auf Blättern sind jeweils 20 Detailaufnahmen von unserem Betrieb abgebildet», erklärt Benjamin. Gross und Klein müssen den jeweiligen Ort finden, die dort platzierten Buchstaben notieren und diese am Ende zu einem Lösungswort zusammenfügen. «Damit kann man einen Preis abholen, zum Beispiel Seifenblöterli, Jonglierbälle, Jasskarten, Schlüsselanhänger oder Etuis», fügt Bettina an. Der Foto-OL und die Infoposten sorgen für Kurzweil und einen unterhaltsamen Verdauungsspaziergang.
Sie haben Platz für 90 Gäste, die von nah und fern kommen. Eine Gruppe Naturfreunde macht sogar eine Wanderung zum Betrieb. «Wir staunten, wie rasch wir ausgebucht waren. Da wir Bio- und Demeterprodukte anbieten, ist der Brunch teuer», sagt Bettina Müller. Ihr Helferteam besteht aus Müllers Eltern, die aus Krinau angereist sind, und Benjamins Eltern aus dem Weisstannental, dazu kommen am 1. August Bettinas Tante Trudi und Freundin Franziska.
«Insgesamt sind wir acht Personen, die für Brunch und Gäste sorgen», sagt Benjamin. So werde der Brunch nicht zum «Stresstest», sondern auch die Helfer(innen) hätten genügend Zeit, sich zu verpflegen und es untereinander lustig zu haben. «Am schönsten ist es, wenn es zu wechselseitigen Begegnungen kommt», sagt Benjamin – nicht nur zwischen ihnen und den Gästen, zwischen Stadt und Land – sondern, dass es auch die Gäste untereinander vergnüglich haben.
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Crowdfunding und Airbnb
Klar bewerben sie mit dem Brunch auch ihren Betrieb. So lancierten sie im vergangenen Jahr ein Crowdfunding, um einen Hoflader anzuschaffen und konnten am Brunch darauf aufmerksam machen. «Dieses Jahr haben wir etwas Neues. Wir sind neu auf Airbnb und vermieten ein Hängezelt mit Blick auf den Bodensee, das unter den Obstbäumen schwebt», erzählt Bettina. Angelaufen ist das Angebot schon sehr gut. Vor zwei Wochen online gestellt, haben sie bereits die ersten Buchungen.
Am 2. August ist nicht etwa verkatertes Aufräumen angesagt. Das Betriebsleiterpaar organisiert eine «Aus-Essete», wie Bettina es nennt. Dabei laden sie benachbarte Bauernfamilien, mit denen sie zusammenarbeiten und einen Austausch pflegen, ein. Besonders freut es das junge Paar, dass dann auch Anita und Beat Leuch, die ihnen den Hof übergeben haben, dabei sein werden.