Je näher man der Stelle im Wald kommt, desto intensiver riecht es nach Holzteer. Der Geruch ist ein Markenzeichen einer Köhlerei. Er hängt auch noch Wochen und Monate nach der letzten Verkohlung in der Luft. Beim Andelbach östlich von Winterthur ist dies Anfang Mai wieder so weit, wenn der aktuelle Meiler entzündet wird. Es wird ein besonderer Moment für den Verein Köhlerei Andelbach, der das 10. Jubiläum feiert und gleichzeitig zum 20. Mal einen Meiler aufgebaut hat.
Die Löschi fehlt noch
Rund 40 Ster Buchenholz liegen sorgfältig aufgeschichtet und mit Blachen vor Nässe geschützt auf dem angestammten Platz im Wald. Noch fehlt etwa die sogenannte Löschi aus Kohlenstaub, die den Meiler aussen abdichtet. «Das Köhlern ist ein faszinierendes Handwerk», sagt Vereinspräsidentin Corinne Dietschweiler. Sie schätzt es, draussen in der Natur zu sein, den Vogelstimmen zu lauschen und dabei mitzuerleben, wie aus Holz allmählich Kohle entsteht. Die Arbeit sei jedoch körperlich streng, betont sie.
Der Verein Köhlerei Andelbach besteht derzeit aus sechs aktiven Mitgliedern, die mitanpacken. Mehrheitlich sind es Berufstätige, die dafür Ferien und Freitage investieren. «Wer sich bei uns engagiert, muss jährlich mindestens zwei Wochen dafür einsetzen können», stellt Corinne Dietschweiler fest.
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Holz hacken im Winter
Die Köhlerei Andelbach entstand 2005 auf Initiative eines Winterthurer Vereins, der randständigen Menschen Taglohnarbeit bietet. Nachdem diese Zusammenarbeit 2014 beendet war, gründeten die Pioniere, darunter Peter Dietschweiler, den Verein Köhlerei Andelbach.
Die Arbeit beginnt jeweils schon im Winter, wenn es gilt, das Holz aufzurüsten. Der Aufbau des diesjährigen Meilers erfolgte im März. «Dabei ist es wichtig, frühzeitig zu beginnen, um allenfalls eine trockene Periode abzuwarten», erklärt Peter Dietschweiler, der seit den Anfängen im Verein aktiv ist und jahrelang Präsident war, bevor er das Amt an seine Tochter weitergab.
Nach dem Entzünden startet die Pyrolyse, der chemische Prozess des Verkohlens. Dessen Dauer hängt von der Grösse des Meilers ab. «Dieses Jahr wird er in etwa 11 Tagen beendet sein», schätzt Peter Dietschweiler. Während dieser Zeit wachen und arbeiten jeweils zwei Teammitglieder vor Ort. Die Pyrolyse, die bei einer Hitze von 450 bis 500 Grad abläuft, muss rund um die Uhr reguliert werden. Ist das Holz vollständig verkohlt, umfasst der Meiler noch etwa zwei Drittel des ursprünglichen Volumens. Pro Ster Holz können bis zu 100 Kilogramm Kohle geerntet werden.
Gesellige Stimmung am Lagerfeuer
«Unser Ziel ist es, auf das alte Handwerk der Holzkohlenherstellung aufmerksam zu machen», sagt Corinne Dietschweiler. Dazu bietet der Verein Köhlerei Andelbach Führungen an und organisiert jeweils während des Verkohlungsprozesses ein Fest für die Öffentlichkeit. Dazu führt Peter Dietschweiler sporadisch Kurse im Freilichtmuseum Ballenberg durch, um das Wissen und die Erfahrungen rund um das Köhlern weiterzugeben. Das Interesse ist vorhanden. «Viele Leute fühlen sich von einem Köhlerplatz angezogen und kommen auch spontan auf einen Besuch vorbei», erzählt Peter Dietschweiler. Nicht selten entstehe auf dem einsamen Fleck im Wald für ein paar Stunden eine gesellige Lagerfeuerstimmung.
Programm
5. Mai: 10 bis 18 Uhr, Jubiläumsköhlerfest für die Öffentlichkeit. Mit Festwirtschaft, Lama-Spaziergängen, Nägelschmieden und Wettbewerb.
6. Mai bis 14. Mai: Gruppenführungen mit anschliessendem Brötle und gemütlichem Zusammensein.
8. Mai: ab 19 Uhr, Bluegrass-Abend für die Öffentlichkeit mit «Jimmy and the Single Malts».
10. Mai: Fondue-Abend mit Heimatklängen, Anmeldung unter E-Mail: koehlerei.andelbach@gmx.ch.
Weitere Informationen, auch zum Verkauf der Holzkohle: www.kohlenmeiler.ch
