Wüchsig und sehr milchig sei diesen Sommer die Alp Jänzimatt, nahe des Glaubenbielenpasses, sagt Stefan Eberli. Kein Vergleich zum Vorjahr. Und auch Wasser hätten sie genug, «immer etwas Regen und Gewitter, aber keine Unwetter, bisher.» Die Sicherung der Wasserversorgung in Zukunft sei aber sehr wohl wie auf vielen Alpen ein Thema. Ergiebige Quellen habe es hier zwar genug, die Fassungen müssten aber in den nächsten Jahren optimiert werden. Eberli bewirtschaftet die Alp mit seiner Familie sowie Angestellten.
Alpen sind gut im Schuss
Der Boden gehört der Korporation, Infrastrukturen wie Gebäude und Strassen hingegen der Teilsame Kleinteil. Die hat vor Jahren bei der Nachbaralp auch ein kleines Wasserkraftwerk gebaut, seither hat auch die Jänzimatt genügend Strom. Auch für die Käserei, und es könne gar Überschussenergie ins Netz gespiesen werden. Eberli lobt die Teilsame, es werde viel in die Infrastruktur investiert, die Gebäude seien gut im Schuss, und das Alpgelände gut erschlossen. Alle zehn Jahre findet eine sogenannte Alpziehung statt, wenn dies ein Drittel der Teilsame-Mitglieder verlange. Da könnte es schon vorkommen, dass die Alpen den Bewirtschaftern neu zugeteilt würden. Hier seien aber alle zufrieden, so werde darauf verzichtet, sagt Eberli. «Die meisten Kleinteiler Bauern gehen mit ihrem Vieh selber z›Alp. So ist das Eigeninteresse gross, dass gut zu den Alpen geschaut wird und die auch gut eingerichtet sind.» Auf der Jänzimatt wurde 2000 ein neuer Stall gebaut, sogar ein Laufstall mit Melkstand. Heute sorgt gar ein Entmistungsroboter für saubere Laufgänge.
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Für 40 Stösse bietet die Jänzimatt Sömmerungsflächen, von 1600 Metern bis fast 2000 Meter über Meer. Schon am 2. Juni wurde dieses Jahr bestossen, spätestens am 1. Oktober müssen die Alpen geräumt sein, das bestimmt die Teilsame.
Die 30 eigenen Kühe von Eberli werden hier gesömmert, dazu wird noch Milch von der Nachbaralp zugekauft. So werden in der Alpkäserei rund 70 000 kg Milch verarbeitet, zu rund 7 t Alpkäse. Dafür ist ein angestellter Käser zuständig, und eine Zusennin hilft in der Käserei und beim Verkauf. Zum Alpvieh schaut aber Familie Eberli selber, zusammen mit ihrem Lehrling.
«Bei Alpkäse fragt niemand nach Bio.»
Die Regionalität spiele für Kunden die grössere Rolle, sagt Stefan Eberli.
Für die Schotteverwertung werden 30 Alpschweine gehalten, deren Fleisch wird im Herbst selber vermarktet. Weil anfänglich die jungen Schweine noch nicht alle Schotte saufen können, wird ein Teil den Kühen verfüttert. Und nur von Schotte allein würden die Schweine auch nicht feiss, es brauche schon auch etwas Kraftfutter. Das sind dann aber sicher Bio-Alpschweine, wenn doch auch der Talbetrieb Bio ist, will ich wissen. Nein, sagt Eberli, Alp-Bio sei gar nicht nötig. Zudem kaufe er konventionelle Milch von der Nachbarsalp, und Bio-Ferkel und Bio-Futter wären viel zu teuer. «Bei Alpkäse fragt niemand nach Bio.» Die Direktvermarktung von Alpprodukten funktioniere auch so sehr gut, die Kunden würden vor allem Wert auf die Regionalität und den persönlichen Bezug zum Produzenten legen, sagt Eberli. Die Vermarktung von Alpkäse sei in der Region aufgrund der vielen Produzenten zwar schon etwas unter Druck, da müsse man sich mit einem breiten Sortiment und Spezialitäten halt etwas abgrenzen. Guten Umsatz machen Eberlis mit dem bedienten Verkaufsstand beim Parkplatz der nahen Passhöhe Glaubenbielen. Gerade während der Ferienzeit würden hier teils Hunderte von Leuten anhalten. Viele seien auch Stammkunden, und es werde geschätzt, dass nicht nur viele Käse, sondern auch Würste, Glace vom Talbetrieb oder Produkte von «Guets us Obwalde» angeboten werden.
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Verbuschung nimmt zu
Genügend fachkompetentes Personal zu finden, vor allem gute Alpkäser, sei wohl die grösste Herausforderung für die Alpen in Zukunft. Genügend Vieh für die Nutzung der Sömmerungsflächen sei hier weniger ein Thema, zumal viele Bauern mit ihrem ganzen Bestand z›Alp gehen und meist auch selber käsen. Allerdings nehme mit steigenden Temperaturen die Verbuschung zu. «Die Sträucher wachsen schneller und haben mehr Zeit zum wachsen.» Mehr Sorge bereiten Eberli die Grossraubtiere. Wenn die Herden unruhig seien, wisse man, dass ein Wolf unterwegs sei. Da bräuchte es mehr Regulierung, findet Eberli. «In unserer Region ist es zu eng, dass solche Wildtiere Platz haben.»
Bio nur im Tal
Im Tal bewirtschaftet Stefan Eberli mit seiner Familie den Biohof Emmetti oberhalb Giswil. 26 ha gross ist der, auf 700 M.ü.M. in der Bergzone 2. Hauptbetriebszweig ist Milchwirtschaft, 6000 kg leisten die 30 Kühe im Schnitt. Im Stall stehen Braunvieh, Rotflecken, Red Holstein und Jersey, mit eigener Nachzucht. Mehr als die Hälfte der Kühe wird mit Mastrassen besamt. Kraftfutter erhalten die Kühe keines, ausser Maiswürfel für die Frischgekalbten. Neben Grassilage und Heu wird auch Silomais aus dem Fahrsilo gefüttert, eine ha wird dafür angebaut. Rund 110 000 Kilo Wintermilch geht an die ZMP, den Sommer über ist kein Vieh im Tal, die Milch wird auf der Alp Jänzimatt selber verkäst. Der Talbetrieb wurde schon von seinem Vater 1995 auf Bio umgestellt, es war einer der ersten in Obwalden. Die Alp sei aber nicht Bio, und auch die Glaceproduktion sei nicht Bio, wegen den Zutaten. 2018 konnte Stefan den Betrieb übernehmen, der Vater führte die Alpkäserei aber noch einige Jahre selber. Den dritten Alpsommer ist Stefan aber auch dafür zuständig. 2020 konnte im Tal ein neuer Stall gebaut werden.
Grosse Bedeutung hat auf dem Betrieb die Direktvermarktung. Fast aller Alpkäse wird direkt vermarktet, für die Lagerung und Reifung steht im Tal ein alter Militärstollen zur Verfügung, den Vater Eberli vor Jahren kaufen konnte. Auch das Fleisch der eigenen Tiere wird direkt vermarktet, als Trockenprodukte oder Frischfleisch in Mischpaketen. Und seit 2023 wird auch Buirehof-Glace auf dem Talbetrieb produziert, im Winter von der Milch der eigenen Kühe, den Sommer über aus Alpmilch und Alprahm. Arbeitsintensiv ist der Tal- und Alpbetrieb ganzjährig. Für die Direktvermarktung kann die junge Familie Eberli mit Frau Kim und den Kindern Armon, Finnia und Ria auch auf die Mithilfe von Stefans Mutter, Schwester und weiterer Hilfskräfte zählen.