Unterhalb des stattlichen Pfarrhauses mit Sicht auf die Weiten des Zürcher Weinlandes liegt der neue Garten des Bungerthof in Berg am Irchel ZH. Was einst eine unebene, verkrautete Wiese war, wurde in den letzten Monaten in eine sorgfältig terrassierte Gartenanlage verwandelt. Ganz ohne Maschinen: «Wir haben alles von Hand geschaufelt», erzählt James Pollard, Leiter Fachbereich Garten, der das Projekt als gelernter Gartenbauer geplant hat.
Trockensteinmauer ist Refugium für Kleintiere
Nicht nur das Umgraben des Erdreichs und das Verteilen auf verschiedene Ebenen sei aufwendig gewesen, sondern auch das Errichten der Trockensteinmauern: «Wir konnten dazu Natursteine vom Boden des ‹Chloster3› verwenden, ein historisches Gebäude nebenan, das gerade renoviert wird. Diese hierher zu bringen, war keine grosse Sache, die rundlichen Steine passend einzufügen benötigte jedoch viel Zeit», erzählt James Pollard. Es hat sich gelohnt: Nun dienen die fertigen Mauern als Stütze für die verschiedenen Gartenebenen und als Lebensraum für Kleintiere wie Eidechsen, Kröten, Spinnen und Insekten.
Auf dem Bungerthof legt man Wert darauf, lokale Materialien zu verwenden: Die Gartenwege sind bedeckt mit Häckselgut aus dem Dorf, und die Beeteinfassungen stammen von einer Erle, die früher auf dem Areal gestanden hat. «Erlenholz ist eigentlich nicht ideal dafür, weil es schnell verrottet, aber es hat nichts gekostet, weil der Baum sowieso gefällt werden musste», meint der Gartenbauer und fügt grinsend an: «Für den Kies, den wir für das Fundament des Gartens verwendeten, mussten wir am weitesten fahren, nämlich sechs Kilometer.»
Teekräuter aus England bestellen
Da auf der früheren Wiese Ackerwinde und Schnürgras vorgeherrscht hatten, nahm das Vorbereiten der Gartenbeete viel Zeit in Anspruch. Die Wurzeln der Ackerwinde liessen sich auch noch in einer Tiefe von 80 Zentimetern finden, so James Pollard. Nun sei man auf der Suche nach altem oder feuchtem Heu, welches nicht mehr als Futter verwendet werden kann (wer hat, kann sich gerne melden!). Dieses soll als Mulch dienen, der die Beete 20 Zentimeter hoch bedeckt. In Löcher darin werden Setzlinge gepflanzt. Kommt das Schnürgras, auch Quecke genannt, erneut zum Vorschein, kann es leicht aus der lockeren Mulchschicht herausgezogen werden.
Nun aber freut sich James Pollard aufs Pflanzen: «Geplant sind Teekräuter, Heilpflanzen und Gemüse, dazwischen auch Blumen.» Der Anbau basiert auf Grundsätzen des biologischen Anbaus und orientiert sich an der Permakultur, wo Mischkulturen ein zentrales Element sind. Wichtig ist dabei, einen geeigneten Partner für eine bestimmte Pflanze zu finden. So passt etwa Tagetes, die Läuse abhält, gut zur Tomate. Einen natürlichen Schutz gegen Insekten, wie etwa die Weisse Fliege, bietet auch CBD-Cannabis.
Aussaat nach dem Mondkalender
Einige Kräuter hat James Pollard bereits platziert. Beispielsweise Verveine, die er von seinem privaten Garten mitgebracht hat. Weiter werden zum Beispiel auch Ringelblume, Österreichischer Drachenkopf, Mohn und Kornblume ausgesät oder gepflanzt. Spezielle Teekräuter bestellt der Engländer zudem in seinem Heimatland, wo die Auswahl grösser ist als in der Schweiz.
Pollard setzt seit rund 20 Jahren auf den Mondkalender von Maria Thun: «Damit habe ich schon viele interessante Resultate erzielt.» Zum Beispiel sollte er einst für ein englisches Gourmetrestaurant Zucchini anbauen. Dieses wünschte jedoch nicht nur die Zucchini selbst, sondern auch die Blüten. Pollard teilte nun das Saatgut in zwei Gruppen und säte die eine Hälfte an einem Fruchttag, die andere an einem Blütentag. «Das Ergebnis war eindeutig: Erstere brachte eindeutig mehr Zucchini ein, die zweite bildete dagegen grössere Blüten.»
Ein Schaferlebnistag für Kinder
Der neue Garten auf dem Bungerthof soll in ein paar Wochen bunt und belebt aussehen. Was dann noch fehlt, sind die Menschen, die eigentlich schon bald erwartet worden wären, nun jedoch infolge der Corona-Pandemie vorläufig ausbleiben. Hier soll ein Ort entstehen, an dem Workshops und Seminare angeboten werden, verbunden mit Erlebnis und Genuss. Speziell auch für Kinder sind Angebote geplant, wie beispielsweise ein altersgerechter Kräuterkurs oder ein Schaferlebnistag inklusive Melken. Schon in den letzten Jahren hat der Hof verschiedenste Veranstaltungen und Kurse angeboten.
In Zukunft kommen neue Möglichkeiten dazu: Das «Chloster3» wird derzeit renoviert, dazu gehören auch ein Werkraum sowie ein Seminarraum mit Bewirtungsinfrastruktur. Dieser ist nicht nur als Ort für Seminare und Kurse gedacht, sondern soll auch für private Feiern gebucht werden können.
Insgesamt gehören zum Bungerthof sechs Hektaren Land, das biologisch bewirtschaftet wird. Darin enthalten sind Wiesland mit Hochstammobstbäumen, Nussbäumen, Reben, Beeren, Wald und zwei Gemüse- und Kräutergärten. Das Grünland wird von etwa einem Dutzend Ostfriesischer Milchschafe mit deren Lämmern beweidet, ein Teil davon steht zudem einer Schar Hühnern, Gänsen und Truthähnen zu Verfügung. Die Vermarktung der Produkte erfolgt über das «Dorflädeli» – der Hofladen mitten im Dorf – wie auch über verschiedene Geschäfte in der Region.
Bungerthof
Der Landwirtschaftsbetrieb Bungerthof in Berg am Irchel ZH ist ein Partnerbetrieb der Stiftung Paneco und versteht sich als Ort der Begegnung, wo Besucher Einblick in die Zusammenhänge der Natur und ihre Ressourcen erhalten können. Neben vier Festangestellten arbeiten jeweils auch Zivildienstleistende, Praktikanten und Freiwillige mit. Partner ist auch die benachbarte Greifvogelstation und das Naturzentrum Thurauen. stü
Weitere Informationen: www.bungerthof.ch www.chloster3.ch