«Wenn ich beim Zeitungsverteilen auf der Frontseite ein von mir gemachtes Foto sehe, macht das schon Freude», erklärt Guido Bürgler. Der Illgauer ist nicht nur Journalist mit Schwerpunkt Folklore und Alpwirtschaft, an sechs Tagen pro Woche ist er im Muotatal jeweils drei bis vier Stunden im Zustelldienst unterwegs. Dabei verteilt er mit seinem Auto sechs verschiedene Zeitungen, total über 300 Exemplare. Tagwache ist um 2.45 Uhr, um 3.30 Uhr startet er seine Tour.
Schreiner und KV-Ausbildung gemacht
Aufgewachsen ist Guido Bürgler auf dem Bergheimet Nühus oberhalb vom Dorf Illgau. Sein Bruder Franz und dessen Frau Hanny übernahmen den Original-Braunvieh-Zuchtbetrieb. Guido Bürgler startete eine Schreinerausbildung. Infolge von Rückenproblemen musste er diesen Beruf aber aufgeben und machte noch eine KV-Ausbildung. Dabei entdeckte er Freude am Schreiben. «1992 durfte ich erstmals für die damalige Schwyzer Zeitung einen Artikel über einen Ländlerabend in Illgau mit dem Handorgelduett Esther und Edith machen», erinnert sich Guido Bürgler. Es folgten immer häufiger Aufträge, oft auch über Alp- und landwirtschaftliche Themen. «Beim Recherchieren und beim Besuchen von Veranstaltungen lerne ich immer wieder spannende Personen kennen. Wenn ich dann noch einen schönen Artikel machen kann, macht das schon Freude», erklärt der 60-Jährige. Ihm sei es wichtig, Fakten und die Meinungen der Menschen korrekt in seinen Texten wiederzugeben. Sehr gerne berichtet er auch über originelle Personen, die etwas Spezielles machen und sonst kaum in der Zeitung erscheinen. [IMG 2]
Er wird von den Bauern erwartet
Ebenfalls 1992 begann Guido Bürgler für den Zustelldienst zu arbeiten. Zuerst im Talkessel Schwyz, später im Muotatal, wo er vielen Bewohnern vom Stalden bis in die Lustenau noch heute täglich die Zeitung in den Briefkasten legt. «Manchmal warten die Bauern schon auf die Zeitung, um diese dann beim Zmorgä lesen zu können.»
Einmal Ferien in 19 Jahren
In den vergangenen 19 Jahren ging er nur einmal in die Ferien, sonst war er immer wöchentlich sechs Mal unterwegs. «Ich bin sehr dankbar, dass ich in dieser Zeit immer gesund sein durfte.» Für ihn sei diese Arbeit nicht nur eine Einkommensquelle, sondern auch ein guter körperlicher Ausgleich zum Schreiben. «Zudem geniesse ich beim Zeitungverteilen die morgendliche Ruhe, nur die Bauern, Metzger und Bäcker haben während dieser Zeit schon Licht.» Ab fünf Uhr fahren die Pendler zur Arbeit, dann brumme und surre es durch das ganze Tal.
90 Mal aus dem Auto rein und raus
Die Arbeit im Zustelldienst hinterlasse körperlich aber schon auch ihre Spuren, denn jeden Morgen steige er rund 90 Mal ins Auto und wieder aus. Etwas Überwindung brauche es jeweils auch, wenn es stürmisch und winterlich kalt sei oder er die ganze Nacht am Musizieren war.
Guido Bürgler's Bass namens Berta
Seit 1985 ist Guido Bürgler Bassgeiger beim Handorgelduo Bürgler-Laimbacher. Auch für andere Formationen ist er mit seinem Bass namens Berta unterwegs. Neben dem Zustelldienst, dem Schreiben und dem Musizieren war bis vor Kurzem das Gestalten von personalisierten Kinderbüchern seine vierte Einkommensquelle. «Diese Kombination macht meinen Alltag sehr vielseitig und spannend. Ich hoffe, die verschiedenen Tätigkeiten noch einige weitere Jahre ausüben zu können.»