Ob Erntedank-Anlass, Picknick am Feldrand oder eine Endsommergrillade mit Freunden im Garten: Wer einen grösseren Anlass plant, wird schnell mit der Frage konfrontiert, welches Essgeschirr man wählt. Die Anzahl Teller und Besteck im eigenen Haushalt reichen nicht, dazu kommt die Frage nach der Zerbrechlichkeit und dem Abwaschen. Für solche Anlässe bietet der Markt eine grosse Auswahl an Einweggeschirr an. Besonders beworben werden Biokunststoffe, die als umweltfreundlichere Varianten zu Plastikgeschirr gelten. «Biobasiert», «nachhaltig», «natürlich», ergänzt mit grüner Schrift, Zeichnungen und Abbildungen mit Blättern assoziieren den Konsumenten einen nachhaltigen Einkauf. Doch das Problem ist, dass diese Begriffe rechtlich nicht definiert sind. Einiges ist «Greenwashing» (, d.h. der Versuch von Firmen oder Institutionen, sich umweltfreundlicher darzustellen, als sie in Wirklichkeit sind).

Können fossile Anteile enthalten

Der Wortteil «Bio» kann sich auf den nachwachsenden Rohstoff, wie etwa Mais, Zuckerrohr, Palmblätter, Algen, Zellulosekulturen oder auf Materialien aus (landwirtschaftliche) Abfällen oder Mischungen auf Basis von Zucker oder Stärke beziehen. Oder es meint «biologisch abbaubar» oder beides. Aber Achtung: Auch Biokunststoff aus Erdöl kann biologisch abbaubar sein, während organisch hergestellte Stoffe nicht unbedingt biologisch abbaubar sein müssen.

Für Laien ist es schwierig, abzuschätzen, was Tatsache ist. Angaben über die Zusammensetzung und die Rohstoffe sind oft zu ungenau oder schwammig. So steht auf einem Besteck «100 % Holzbasis», etwas kleiner auf der Rückseite dann «Mischholz aus Nadelholzfasern und Bio-Polypropylen auf Holzbasis». Damit beim zitierten Beispiel die Gabel zumindest wasser- und fettabweisend ist, müssen dem Grundstoff Zusatzstoffe beigemischt werden. Solche Stoffe, die der Funktion des Essgeschirrs dienen, können die Abbaubarkeit erschweren oder gar verunmöglichen. Zudem kann das Besteck oder Geschirr unter falschen Verwendungsbedingungen Schadstoffe abgeben — so eignen sich nicht alle für heisse Speisen oder sie sind nicht schnittfest. Für Essenszwecke muss mindestens das «Glas-Gabel-Symbol» abgedruckt sein.

Nicht auf den Kompost

Auch wenn Einweggeschirr als «kompostierbar» angepriesen wird, in die öffentliche Grünabfuhr darf es nicht mitgegeben werden und schon gar nicht auf dem eigenen Kompost oder beim Picknick in der Natur liegen gelassen werden. Kompostierbares Geschirr muss via Kehrrichtsack entsorgt werden. Gründe dafür liegen bei den Konsumenten wie in der Entsorgungsbranche. Das Material ist zwischen kompostierbarem und nicht kompostierbarem Geschirr schwer zu unterscheiden. Zudem bringt die aufwändige Sortierung und Kompostierung in den Anlagen keinen ökologischen Mehrwert, weil kein resp. kaum Humus entsteht. Fallen grössere Mengen an Essgeschirr an, wie bei einem Fest, empfiehlt sich, es direkt in eine Kompostieranlage zu bringen. So kann der Betrieb entscheiden, ob er es verwerten kann.

Die Bedingungen in den Schweizer Grüngutverwertungsanlagen (Vergärungs- und Kompostierungsanlagen) sind sehr unterschiedlich. Je nach Grösse des Betriebes und des Verfahrens variieren die Temperatur und die Abbauzeit (Verweilzeit im biologisch aktiven Milieu) stark. Nicht abgebaute Produkte, wie zum Beispiel Plastikanteile, sind mehrfach relevant. Betrieblich können sie zur Beeinträchtigung von Apparaten und Abläufen führen. Welche Folgen es für den Boden und darauf produzierte Nahrungsmittel hat, wenn solcher Humus ausgebracht wird, darüber besteht im Moment wenig Klarheit.

Nachhaltig wählen

Biokunststoff oder kompostierbares Geschirr darf also nicht per se mit «umweltfreundlich» oder «ökologisch» gleichgesetzt werden. Bei der Beurteilung der ökologischen Belastung muss der ganze Lebenszyklus eines Produktes mitberücksichtigt werden, also nicht nur die Entsorgung. Entscheidend sind vor allem die Herstellung der Materialien, dann auch der Transport, beides verbraucht viel Energie und Rohstoffe. So entsteht bei einem PLA-Trinkbecher die grösste Umweltbelastung durch den Maisanbau und die Herstellung. Oft kommen Monokulturen und Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion dazu, wie auch der Einsatz von Wasser, Dünge- und Spritzmittel. Ein Plastikbecher aus PET- oder PP hingegen ist auf der Basis von Erdöl hergestellt. Hier schlägt zwar der CO2-Ausstoss bei der Herstellung negativ auf die Ökobilanz. Dennoch schneiden sie gemäss einer Carbotech-Studie besser ab als maisbasierte Becher.

Besser richtiges Geschirr

Wer die umweltfreundlichste Variante will, setzt auf Mehrweggeschirr. Auch wenn dieses abgewaschen werden muss, zählt der Aspekt, dass kein neues Material und keine Herstellung die Umwelt belasten. Ist das nicht möglich, ist Einweggeschirr aus Recycling-Karton die umweltfreundlichere Alternative als Bioplastik.