Grösster Schadenfall im vergangenen Geschäftsjahr hat die Emmental Versicherung mit dem Brand einer Lagerhalle in der Ostschweiz zu verzeichnen. Der Schaden schlägt mit 5 Mio Franken zu Buche. Dennoch präsentiert Christian Rychen, Geschäftsleiter, an der Medienorientierung am Hauptsitz in Konolfingen BE von einem äusserst positiven Ergebnis.
Die Prämieneinnahmen stiegen
Denn die Emmental Versicherung wächst weiterhin. Doch wie kann man Einnahmen im Versicherungsgeschäft steigern? «Bestehende Kundenbeziehungen ausbauen und neue Kunden und Kundinnen dazugewinnen», heisst das Rychens Rezept. Die Preise der Produkte bleiben hingegen gleich oder nehmen sogar ab. So konnte die Emmental Versicherung im verstrichenen Jahr 2 Mio Franken mehr Prämieneinnahmen generieren als 2018.
Während es 2010 noch 55 Mio Franken Prämieneinnahmen waren, stiegen diese in der Zeit bis 2019 auf 82 Mio Franken. Auf Kunden gerechnet bedeutet das einen Ausbau von 50000 auf 60000 in der Zeitspanne dieser neun Jahre.
Neue Mitarbeitende sind gesucht
Der Ausblick in die Zukunft zeigt: «Die papierlose Agentur ist Realität», so Christian Rychen. Er sagt, dass man stark an der Digitalisierung arbeite. Auch die Kundeberater vor Ort werden mit entsprechenden Geräten ausgestattet. Das Geschäft ausbauen, sei mit Knochenarbeit verbunden, weiss Rychen. Denn Kundenberater und Kunden müsse man ausgraben. «Viele unserer Aussendienstler sind Quereinsteiger.» Versichern sei lernbar. Derzeit hat die Versicherung auf der Suche nach Kundenberater über 20 Stellen in den ländlichen Gebieten und Subzentren ausgeschrieben.
Versicherung wächst in der ganzen Schweiz
Weiterhin nimmt die Emmental-Versicherung im Bereich der Landwirtschaft zu. Hinzu kommen KMU und Privathaushalte. Rund die Hälfte der Verträge bestehen im Kerngebiet, dem Kanton Bern. Die andere Hälfte sei im übrigen Gebiet zu finden. Das Wachstum finde in der ganzen Schweiz statt, sagt Christian Rychen. Trotz Ausbau bleibt die Emmental Versicherung schweizweit auf Platz neun. Das dürfte vorerst auch so bleiben, weil die grossen Acht doch einen bedeutenden Abstand zur Emmental Versicherung haben.
Jeder dritte Kunde betroffen
Der Geschäftsleiter zeigt ein Bild einer brennenden Ballenpresse. «Produktivität in der Landwirtschaft nimmt zu», sagt Rychen mit der Bemerkung, dass der Landwirtschaft dafür ein grosses Lob ausgesprochen werden dürfe. Im gegenzug werden auch die Geräte teurer, die es zu versichern gibt.
Weiterhin befinde man sich im Bereich der Schäden aber «im normalen und gesunden Rahmen, was in einer Zahl ausgedrückt heisst: Jeder dritte Kunde hat einen Schadenfall.
Gut kapitalisiert
Der Blick in die Rechnung zeigt, das Betriebsergebnis im Versicherungsgeschäft bleibt im ähnlichen Rahmen, wie vergangenes Jahr: knapp 5 Mio Franken. Versichern ist aber nur ein Standbein der Emmental Versicherung. Kapitalanlagen sind das zweite Standbein, das jede Versicherung hat, wie Christian Rychen erklärt. Warum hat sie das? Sollte es zu einem Jahrhundertschaden kommen, braucht die Versicherung umfassende Rückstellungen. Diese versicherungstechnischen Rückstellungen belaufen sich im Fall der Emmental Versicherung auf 140 Mio Franken. Das Eigenkapital beträgt 70 Mio. Die Versicherung sei gut kapitalisiert, besser gar als die Konkurrenz. Einerseits profitierte man «vom Sonnenschein» an den Börsen. Zudem fliesst auch Kapital in die Kasse durch die Vermietung von Immobilien. In Burgdorf konnten beispielsweise innert drei Monaten 28 sanierte Wohnungen vermietet werden. Das Ergebnis aus den Kapitalanlagen konnte 2019 gegenüber dem Vorjahr quasi auf 5,8 Mio. Franken verdoppelt werden. Daraus resultiert für die Unternehmung ein Rekordgewinn von über 10 Mio. Franken.
Kunde ist Genossenschafter
Das Spezielle an der Emmental Versicherung, die 1874 gegründet wurde ist, dass jeder Kunde mit Vertragsabschluss auch Genossenschafter wird. Der Kunde partizipiert daher auch am Erfolg der Unternehmung.
Die Schadenregulierung findet vor Ort statt. «Unsere Agenturen haben die Möglichkeit 90% der Schadenfällen vor Ort zu bearbeiten», sagt Christian Rychen, Geschäftsleiter. «Mit schlanken Strukturen in den Agenturen und im Innendienst fliesst das Gros der Leistungsfrankens in die Schadenbearbeitung.»
7 Mio Franken fliessen in den Gewinnfonds
Das positive Ergebnis hat auch für den einzelnen Genossenschafter einen Nutzen. Im Dreijahresrhythmus profitiert die Kundschaft von der Gewinnausschüttung. So werden dem Gewinnfonds aus dem Geschäftsjahr 2019 7 Mio Franken zugewiesen. 2021 stehen wiederum die Gewinnausschüttungsanlässe an. An rund 200 Anlässen wird dann den Kunden 15% ihrer einbezahlten Versicherungsprämie ausbezahlt. Basis der Auszahlung bietet die Versicherungssumme, die im Dezember 2020 besteht.