Rund 50 Bauernbetriebe aus dem Kanton Bern haben am 1. August einen Brunch auf ihren Betrieben angeboten. Einer davon war der Betrieb von Jacqueline und Adrian Weber aus Niederried. «Für uns war es das erste Mal, dass wir einen 1.-August-Brunch durchführten», sagt das Betriebsleiterehepaar zufrieden. Rund 100 Gäste versorgten sie letzten Freitagmorgen mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet. Von Rösti über Spiegeleier bis hin zu Brot, Zopf, Fleisch, Käse oder auch Birchermüesli war alles dabei, was das Herz begehrte.
Rösti und Speck
An ihrem Brunch wurde so viel geboten und man durfte ruhig sagen: Wer die Wahl hatte, hatte die Qual. Doch der grosse Renner waren bei Webers die Rösti, der Speck und die Spiegeleier. «Diese drei Speisen muss man einfach anbieten», ist Jacqueline Weber überzeugt. Die meisten Zutaten kamen sowieso aus ihrem Betrieb oder aus der nächsten Umgebung.
«Die Regionalität war uns sehr wichtig. Darum haben wir am Brunch auch keinen Orangensaft, sondern Süssmost angeboten», sagt der Landwirt. 30 Franken haben sie für ihren Brunch verlangt. Der Schweizerische Bauernverband gibt hier eine Spannbreite von 28 bis 45 Franken vor. Neben dem kulinarischen Erlebnis bietet der 1.-August-Brunch auch einen Blick hinter die Kulissen der Landwirtschaft.
Die Vorstellung ihres Betriebes stiess auf grosses Interesse – auch als Jakob Etter, Präsident von Pro Agricultura, über das geplante Umleitungskraftwerk zwischen dem Schiffenen- und Murtensee informierte. Die Auswirkungen auf den Gewässerhaushalt im Seeland seien da-bei gravierend. Als Jacqueline Weber verkündete, dass sie im Frühling 2026 bei den Berner Grossratswahlen für die SVP kandidieren will, wurde dies mit grossem Applaus honoriert.
[IMG 2]
Das Gespräch suchen
«Der 1.-August-Brunch ist sicher eine gute Möglichkeit, die Konsumenten auf die Höfe zu bringen, um ihnen aufzuzeigen, was die Landwirtschaft alles leistet», sagt Adrian Weber. Denn zunehmend stört es ihn, dass die Bauern nur als «Subventionsempfänger» abgestempelt werden. «Bei den Gesprächen können wir aufzeigen, dass dies nicht stimmt. Neben der Produktion von wertvollen Nahrungsmitteln leisten wir auch einen wichtigen Beitrag an die Umwelt und die Bedürfnisse der Gesellschaft», so der Meisterlandwirt. An einem Brunch muss man sich die Zeit nehmen für persönliche Gespräche mit den Gästen. «Da ist sicher noch Verbesserungspotenzial vorhanden», sagen Webers selbstkritisch. «Einen Brunch durchzuführen, macht man nicht einfach so, sondern es bedeutet viel Aufwand mit bescheidenem Ertrag», sagt Jacqueline Weber rückblickend.
Das sei vielleicht auch der Grund, warum immer weniger Bauernhöfe einen Brunch anbieten würden. Die Vorbereitungsarbeiten sind gross, damit am Tag auch alles funktioniert: Putzen, dekorieren, vorbereiten, backen, organisieren – das alles seien Punkte, woran man denken müsse. «Wir hatten ein gutes Team. Viele freiwillige Helferinnen und Helfer haben uns unterstützt», sagen Webers dankbar. Ohne sie wäre es nicht gegangen, denn nur mit eigenen Familienmitgliedern einen solchen Anlass stemmen zu können, sei schwierig. «Wir führten den Brunch bei unserem Nachbarn Fritz Mori durch. In der Halle war die Teilnehmerzahl auf 100 Personen begrenzt», sagt Weber. «Wir waren schnell ausgebucht, wir hätten sicher das Doppelte belegen können», hält er fest.
[IMG 3]
Kein grosser Gewinn
Ob die Familie Weber auch nächstes Jahr wieder einen 1.-August-Brunch anbieten wird, ist noch offen. «Das kommt sicher auf die Lokalitäten an. Denn auf unserem Betrieb haben wir keinen geeigneten freien Raum zur Verfügung», so der Betriebsleiter. Die vielen positiven Feedbacks hätten sie aber unglaublich gefreut. «Der Brunch ist ein grosses Bedürfnis der Bevölkerung, das haben wir bemerkt. Erst im Nachhinein haben wir festgestellt, dass wir das 50-jährige Jubiläum der Aussiedlung ins Grosse Moos feiern konnten», sagt Jacqueline Weber.
Ein grosser finanzieller Profit sei mit dem Brunch nicht zu erzielen. Vielmehr biete sich der 1.- August-Bauernhofbrunch als effektives Mittel an, um für die landwirtschaftlichen Produkte zu werben. Das gemütliche Beisammensein schaffe eine positive Verbindung zur Landwirtschaft – und das sei auch ein Gewinn.