Önotourismus und Übernachtungen, darauf setzt der Seeburghof von Markus Reinhard beim agrotouristischen Angebot am Rande der Stadt Luzern. Der gelernte Betriebswirtschafter konnte den 4 ha grossen Betrieb 1995 von seinem Onkel übernehmen. Vorher war hier noch Milchwirtschaft betrieben worden, vor Jahrhunderten schon Weinbau. Reinhard absolvierte die Ausbildung zum Nebenerwerbslandwirt und über die Hälfte der Betriebsrechnung stammen aus der Landwirtschaft.

Es wird seit 2005 ganzjährig eine kleine Herde von Hochlandrindern ausschliesslich auf der Weide gehalten und in den Wiesen stehen Säulenbäume für Obst. 2008 wurde ein erster Rebberg angelegt. Inzwischen ist eine weitere zugepachtete Fläche beim Kloster Gerlisberg mit Reben bepflanzt. Angeboten werden so bald gegen 8000 Flaschen Weiss- und auch Rotweine, die ersten aus der Stadt Luzern, erklärte Reinhard, der auch den Weinbauverein Zentralschweiz präsidiert. Der Betrieb wird heute nach Bio-Suisse-Richtlinien geführt.

Übernachten in der Scheune

[IMG 2]Die alte Scheune mit Ausblick auf den Vierwaldstättersee wurde umgebaut, für Agrotourismus und Degustationsräume. So gibt es hier fünf Gästezimmer, zwei Wohnungen und Räume mit Küche für Veranstaltungen mit bis zu 60 Personen. «Es war eine lange Zeit, bis es 2016 für die Eröffnung so weit war», erklärte Reinhard am Erfahrungsaustausch für Agrotourismus-Anbieter der Zentralschweiz. Acht Jahre dauerten die Abklärungen, drei Jahre die Bauzeit. Letztes Jahr fanden 49 Anlässe in der Scheune statt, davon drei Hochzeiten. 

Unterstützt wird Markus Reinhard bei der Betriebsleitung seit eineinhalb Jahren durch Petra Grätzer, die Bauerntochter war vorher in der Gastronomie tätig.

Seit letztem Jahr gibt es auch einen Hofladen, bei der ehemaligen Schiffstation Seeburg. Diese konnte Reinhard erwerben, sanieren und einen Hofladen mit vielen eigenen und zugekauften Bioprodukten einbauen, voll digitalisiert und für Selbstbedienung. Es laufe sehr gut, der «Schwund» sei überschaubar, meinte Reinhard.

«Es war eine lange Zeit, bis es 2016 für die Eröffnung so weit war.»

Markus Reinhard, Betriebswirtschafter, Nebenerwerbslandwirt und Besitzer vom Seeburghof.

Weniger Einsteiger

[IMG 3]Am Regionaltreff auf dem Seeburghof unter der Leitung von Karin Wechsler vom Erlebnisbauernhof Kuchischür in Neuenkirch nahmen knapp 20 Personen teil. Neben der Besichtigung des Seeburghofs wurden auch Erfahrungen mit den Behörden, so auch raumplanerische Fragen, diskutiert. Ferner die Nutzung von digitalen Plattformen und Social Media, Umgang mit professionellen Buchungsmanagern oder die Haltung bei kurzfristigen Absagen von Kunden.

Derzeit seien eher weniger Junge bereit, in den Agrotourismus einzusteigen, wohl wegen der zeitlichen Belastung oder der vielen Auflagen. Und auch weil immer mehr junge Frauen und Männer von Bauernbetrieben auswärts arbeiten würden und nicht dauernd auf den Betrieben seien, stellte Karin Wechsler fest. «Gastgeber auf einem Bauernhof zu sein, ist zudem nicht allen Leuten gegeben.»

«Gastgeber zu sein, ist zudem nicht allen Leuten gegeben.» 

Karin Wechsler, Vorstand Agrotourismus Schweiz.

Sie bietet auch persönlich Unterstützung und Beratung für Einsteiger, zumal die Anforderungen nicht zu unterschätzen seien. Wechsler ist seit zehn Jahren im Vorstand von Agrotourismus Schweiz. Die nationale Dachorganisation wurde 2010 gegründet und hat rund 200 Mitglieder. Sie konzentriert sich auf die Vermarktung von Übernachtungsmöglichkeiten, Veranstaltungen und Gastronomie auf Bauernhöfen. Die Angebote werden häufig als zusätzlicher Betriebszweig geführt, da das wirtschaftliche Umfeld die Familienbetriebe zu weiteren Einkommensquellen drängt. Die Betriebe können sich auf der dafür vorgesehenen Online-Buchungsplattform www.myfarm.ch registrieren. Dort besteht die Möglichkeit, die Angebote zu listen und als Agrotourismus-Anbieter gefunden zu werden.

www.myfarm.ch